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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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ihr das ein gutes Gefühl. Andererseits frustrierte es sie, dass er ihr immer noch nicht gesagt hatte, wo er sich versteckte und warum er allein sein wollte. Es wäre einfacher, wenn er nachgeben und zu ihnen in die Villa ziehen würde. Was genau hatte sie falsch gemacht, dass er immer weglief?
    Â»Du siehst müde aus«, sagte er, als er sich neben sie setzte. In der Hand hielt er eine Thermoskanne. Er schraubte den Deckel ab und reichte sie ihr. Der Duft von frischem Kaffee stieg ihr in die Nase. »Wie ist es heute gelaufen? Hast du Antworten bekommen?«
    Â»Das Haus war leer«, sagte sie. Sie trank einen Schluck und verbrannte sich an der heißen Flüssigkeit die Zunge. Nachdem sie den Deckel wieder zugeschraubt hatte, gab sie ihm die Kanne zurück.
    Â»Das hat nicht viel zu bedeuten. Vielleicht haben sie irgendwo anders Unterschlupf gefunden.«
    Aries schüttelte den Kopf. Dann erzählte sie ihm von dem Blut. Sie vertraute ihm sogar an, dass sie zusammengebrochen war und eine halb gepackte Sporttasche mit einigen ihrer alten Besitztümer auf dem Boden ihres Zimmers zurückgelassen hatte. Früher hatte sie das Zimmer und die Gegenstände darin für das Wichtigste in ihrem Leben gehalten. Wenn man sie vor ein paar Monaten gefragt hätte, ohne was sie auf keinen Fall leben könnte, wäre es ihr schwergefallen, nur einen einzigen Gegenstand zu nennen. Ihre Bücher, ihr Computer, Musik, Klamotten – damals war alles, was sie besaß, so viel wert gewesen. Jetzt bedeutete es nichts mehr.
    Sie hatte alles dortgelassen.
    Â»Als ich im Haus war, wollte ich nur noch so schnell wie möglich wieder raus. Ich hab es nicht mal fertiggebracht, den Ring mitzunehmen, den mir meine Großmutter geschenkt hat. Ich habe meine Sachen so geliebt. Ich konnte nicht ohne sie leben. Und heute habe ich mir alles angesehen und es gehasst.«
    Daniel nickte.
    Â»Das war so egoistisch von mir«, fuhr sie fort. »Es gab eine Menge Dinge, die wir gut gebrauchen könnten. Ich hätte wenigstens ein paar Rollen Klopapier oder Shampoo mitnehmen können.«
    Daniel nickte wieder. »Du kannst nichts mitnehmen. Du denkst vielleicht, es geht, aber es geht nicht. Die Welt hat sich verändert. Du hast dich verändert. Du bist nicht mehr das Mädchen, das ich im Bus getroffen habe, als es mit den Erdbeben losging. Als alles anfing.«
    Â»Das war vor einer Million Jahren. Allein schon bei dem Gedanken daran komme ich mir uralt vor.«
    Â»Ich weiß«, sagte er. »Manchmal wache ich morgens auf und bin ein alter Mann. Mein Rücken tut weh, mein Körper will sich nicht mehr so bewegen wie früher. Ich stehe oben an einer Treppe und denke, wenn ich da runterfalle, zerbreche ich in unzählige Stücke. Denken tut weh. Mein Gehirn hämmert gegen meinen Schädel. Mein Magen ist hohl. Leer. Mitunter frage ich mich, ob es das alles wert ist.«
    Â»Du willst sterben? Nach allem, was wir durchgemacht haben? Du gibst auf?«
    Â»Nein.« Daniel sah zum Wasser. »So ist das nicht. Überhaupt nicht. Ich kann nicht erwarten, dass du es verstehst.«
    Â»Warum nicht?« Wut stieg in ihr auf, gegen die sie nichts ausrichten konnte. Warum hoffte sie immer noch, dass er sich änderte? Er tat es schon wieder. Er sagte etwas und dann weigerte er sich, es ihr zu erklären. Er wies sie zurück, in der Sekunde, in der er etwas über sich verriet, das sie denken ließ, dass er tatsächlich menschlich war und nicht irgendein merkwürdiger gefühlsduseliger Einsiedler.
    Â»Ist das Meer nicht wunderschön?«
    Â»Hä?«
    Â»Das Meer«, wiederholte Daniel. »Sieh es dir an. Nicht nur von oben. Stell dir auch mal vor, wie es unter Wasser aussieht. In den dunklen Tiefen gibt es eine Menge Leben. Und eine Menge Tod. Zurzeit reguliert sich das alles selbst. Auf den Ölplattformen wird nicht mehr gebohrt, es gibt keine Schiffe mehr, die das Meer verschmutzen, und die Fangquoten der Fischer haben schon seit Langem ihre Bedeutung verloren.«
    Â»Und?«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Wir machen unsere Fehler wieder gut. Jahrhundertelang haben wir nichts anderes getan, als den Himmel, die Erde und das Wasser zu verschmutzen. Wir haben unzählige Tierarten ausgerottet. Die Weltmeere waren in Gefahr. Überfischung war an der Tagesordnung. Und jetzt, wo es uns im Prinzip nicht mehr gibt, wird alles wieder gut. Die Fische werden sich

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