R4ge Inside
dass sie ihre Zeit nicht wert waren. »Folgt mir. Ich bring euch zum Boss.«
Michael sah Raj an. Der Student nickte ihnen zu. »Sie hat recht. Wenn wir jetzt nicht sofort zu Ryder gehen, rastet er später komplett aus. Am besten bringen wirâs gleich hinter uns. Kommt mit. Ich stelle euch unseren allseits beliebten Anführer vor.« Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. Weder Raj noch das Mädchen mit den langen Haaren schienen sonderlich viel für diesen Ryder übrig zu haben. Michael vermutete, dass es dafür einen guten Grund gab, den sie bald herausfinden würden.
Durch eine Doppeltür betraten sie einen riesigen Raum, in dem beeindruckende Exponate standen. Es gab ein halbes Dutzend Totempfähle, alle mit Tieren, die vermutlich irgendeine mythologische Bedeutung hatten. Riesige Steinskulpturen und Holzboote waren zu sehen. Schade, dass niemand mehr da war, der die Ausstellung zu schätzen wusste. Sie bogen nach links ab und passierten eine zweite Doppeltür. Dahinter lagen weitere Räume mit Hunderten von Glasvitrinen, in denen alle möglichen anthropologischen Objekte standen.
Michael fragte sich, wo die anderen waren. Raj hatte gesagt, die Gruppe bestehe aus mindestens sechzig Leuten. Bis auf das Mädchen hatten sie noch niemanden gesehen. Wie groà war dieses Gebäude eigentlich?
Sie durchquerten noch mehrere andere Räume, bis sie schlieÃlich vor einer Tür mit der Aufschrift »Büro« stehen blieben.
Das Mädchen drehte sich um und lächelte sie boshaft an. »Er ist da drin und macht irgendwas«, erklärte sie. »Von jetzt an seid ihr auf euch allein gestellt.« Ohne eine Antwort abzuwarten, klopfte sie ein paarmal an die Tür. Dann lieà das Mädchen sie einfach stehen und ging den Flur hinunter.
»Ein höflicher Mensch«, bemerkte Clementine.
»Mit der Zeit wächst sie einem richtig ans Herz«, meinte Raj, während er Michael zuzwinkerte. Er öffnete die Tür, trat zur Seite und bedeutete ihnen einzutreten.
Michael ging voran. Der Raum war länglich und ziemlich dunkel. Es gab weder Fenster noch eine zweite Tür. Früher musste das hier eine Art Lagerraum gewesen sein.
Vor der hinteren Wand saà ein Mann Anfang zwanzig an einem Schreibtisch. Neben ihm brannte eine kleine Lampe. Der Schreibtisch war mit Papieren übersät. Der Mann kritzelte etwas in ein Notizbuch. Als er schlieÃlich den Kopf hob und Michael ansah, war ihm anzumerken, wie überrascht er war. Er drückte den Rücken durch und schob seinen Stuhl ein paar Zentimeter nach hinten.
»Raj?« Die Stimme des Mannes klang ruhig. »Was soll das?«
»Sie sind normal«, sagte Raj. Schnell erklärte er, was passiert war. Er fing damit an, wie sie sich über den Weg gelaufen waren, und hörte mit dem Tod von Harvey und Carol auf. Es dauerte nicht lange, bis er fertig war.
»Und du weiÃt, dass die beiden normal sind, weil â¦Â«
»Na ja, bis jetzt haben sie mich noch nicht umgebracht. Oder jemand anders.«
Ryder stand auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor. Dann ging er auf Clementine zu und packte sie am Arm.
»He!« Michael griff nach Clementines anderem Arm und wollte sie zu sich zerren.
Doch Ryder lieà sie nicht los. Er zog eine kleine Taschenlampe heraus, hielt sie Clementine vors Gesicht und richtete den Strahl der Lampe direkt auf ihre Augen. Nachdem er sie sorgfältig untersucht hatte, machte er das Gleiche mit Michael.
Michael war sofort klar, was das sollte: Ryder suchte nach den schwarzen Adern. Oder ihrem Fehlen. Dem Beweis dafür, dass sie noch menschlich waren.
»Ihr beide müsst jetzt den Raum verlassen«, sagte Ryder. »Bitte wartet drauÃen. Ich muss mich mit Raj allein unterhalten.«
Ryders Lächeln gefiel Michael nicht. Seine Lippen hatten sich nach oben gezogen, doch seine Augen waren kalt und tödlich. Also machte Michael einen Schritt auf den Mann zu und stellte sich so hin, dass Clementine hinter ihm war. Dann starrte er Ryder direkt in die Augen und wartete.
Raj brachte ihn zum Einlenken. »Alles cool, Leute«, sagte er. »Wir müssen sowieso noch über ein paar andere Sachen reden. Ãber den Prof und wie wir diese Schlüssel finden sollen. Wenn ihr den Gang runtergeht, trefft ihr auf Katarina. Sie wird euch in die Cafeteria bringen. Sagt ihr einfach, ich hätte das angeordnet.«
»Komm
Weitere Kostenlose Bücher