R4ge Inside
Schlaf.
Als sie aufwachte, war es dunkel. Niemand hatte sie zum Essen gerufen. Oder vielleicht doch und sie hatte es nicht gehört. Sie rollte sich herum und warf einen Blick auf den kleinen Wecker, der halb unter der Matratze steckte. Es war kurz nach zehn. Sie hatte über vier Stunden geschlafen.
»Na groÃartig«, murmelte sie.
Aries hob ihren Kapuzenpulli vom Boden auf und streifte ihn über. Sie sah kurz nach Jack. Er schlief. Dann ging sie nach unten ins Wohnzimmer, wo die anderen um eine kleine Kerze saÃen. Das Licht flackerte, Schatten tanzten über die Wände. Als sie in das Haus gezogen waren, hatten sie auf der Rückseite der Jalousien Decken angebracht. Von auÃen war die Verdunkelung nicht zu erkennen. So konnten sie abends Licht machen, ohne ihre Sicherheit zu gefährden.
»Warum habt ihr mich nicht geweckt?«, fragte sie.
»Weil du so süà ausgesehen hast«, erwiderte Joy. »AuÃerdem hast du dermaÃen geschnarcht, dass wir uns nicht verständlich machen konnten.« Sie kicherte und duckte sich, als würde sie erwarten, dass Aries auf sie losging. »Das Essen war sowieso nichts Besonderes. Die Reste stehen in der Küche. Jack war nicht sehr hungrig und hat nur ein paar Bissen genommen. Jetzt ist es vermutlich kalt. Aber es schmeckt bestimmt nicht schlechter.«
»Du bist die beste Köchin hier«, lobte Aries, während sie in die Küche ging. »Ohne dich wären wir verloren und das weiÃt du auch.«
Mason saà ganz allein an der Küchentheke und sah aus dem Fenster. Er hielt das kleine Glasfläschchen in der Hand, das er immer bei sich trug. Er drehte es gedankenverloren zwischen den Fingern hin und her, bevor er es wieder in seine Hemdentasche steckte. Dann griff er nach der Dose Cola vor sich und trank ein paar Schlucke.
»Gehst du heute noch raus?«, fragte sie.
Er zuckte zusammen und verschüttete Pepsi auf seinem Hemd. Fluchend wischte er mit der Hand über den Fleck.
»Nervös?«, fragte Aries. Auf dem Tisch stand ein Teller, der mit einer Serviette abgedeckt war. Als sie die Serviette herunternahm, stellte sie fest, dass es eine Art Nudelgericht war. Sie nahm sich eine Gabel und fing an zu essen. Es war kalt, schmeckte aber trotzdem ganz gut. Schade, dass kein Brot mehr übrig war. Ein Stück Knoblauchtoast dazu wäre perfekt gewesen.
»Clementine und Michael sind noch nicht zurück«, sagte er, während er ein Stück Küchenpapier von der Rolle riss und versuchte, den Fleck aus seinem Hemd zu bekommen.
Sie hörte abrupt auf, Essen in ihren Mund zu schaufeln. »Wirklich?«
»Ja.«
Ein allzu vertrauter Schauer kroch ihr über den Rücken bis in den Nacken. »Wann wollten sie wieder hier sein?« Sie warf einen Blick in Richtung Wohnzimmer und fragte sich, warum sich vorhin keiner die Mühe gemacht hatte, es ihr zu sagen.
»Keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass die anderen sich übermäÃig Sorgen machen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie zu spät kommen.«
»Du machst dir Sorgen.«
Er nickte. »Ein bisschen, aber ich bin zuversichtlich, dass es ihnen gut geht. Nur weil du denkst, es sei sicherer, nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs zu sein, heiÃt das ja noch lange nicht, dass es jeder so macht. Vermutlich verbringen sie die Nacht woanders. Auf dem Campus gibt es sicher eine Menge guter Verstecke. Vielleicht haben sie auch ein paar Leute getroffen. Es kann ein Dutzend Gründe dafür geben, warum sie noch nicht hier sind.«
»Vielleicht haben sie Heath gefunden.« Schon als sie es sagte, wusste sie, wie unwahrscheinlich das war. Vancouver war eine groÃe Stadt. Die Chance, dass Clementine ihren Bruder fand, war nicht sehr groÃ. Selbst wenn er es von Seattle aus bis hierher geschafft hatte, war er jetzt sehr wahrscheinlich tot. Clementine wusste das, war aber fest entschlossen, optimistisch zu bleiben. Aries beneidete ihre neue Freundin um deren positive Einstellung.
»Wir geben ihnen noch ein oder zwei Tage«, schlug Mason vor. »Dann sollten wir überlegen, ob wir weiterziehen. Wenn die Hetzer sie erwischt haben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihnen sagen, wo wir sind.«
»Clem und Mike würden uns niemals verraten.«
»Wenn die Hetzer extreme Mittel anwenden, schon«, entgegnete er. »Selbst jemand, der extrem stark ist, würde alles sagen, damit der Schmerz
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