R4ge Inside
nicht eine dieser merkwürdigen Fügungen des Schicksals ist, die das gesamte Universum erschüttern. Früher habe ich geglaubt, dass zwei Menschen, die seelenverwandt sind, nichts in der Welt auseinanderhalten kann. Dass sie sich gegenseitig finden werden, wenn es ihnen vorherbestimmt ist, sich zu treffen und ineinander zu verlieben. Aber das kommt mir jetzt so banal vor. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich jemals so dumm gewesen bin. Ich glaube, Michael würde dir gefallen. Ich weiÃ, dass du Craig Strathmore nicht ausstehen konntest. Du hast immer gesagt, ich hätte etwas Besseres verdient. Und da er versucht hat, mich umzubringen, hast du vermutlich recht gehabt.
Sie rannten durch mehrere Ausstellungsräume und blieben nur hin und wieder stehen, um festzustellen, wo die Schreie herkamen. Zweimal hielten sie an, um nach am Boden liegenden Studenten zu sehen. Beide Male konnten sie nichts mehr tun. Einmal mussten sie umdrehen, weil der Weg von heftigen Kämpfen versperrt wurde, zwei weitere Male ging es plötzlich nicht mehr weiter. Es war verwirrend und Clementine wusste bald nicht mehr, wo sie waren. Alles sah gleich aus. Selbst Raj schien ein paarmal die Orientierung zu verlieren. SchlieÃlich führte er sie in ein weiteres Zimmer und seufzte dann vor Erleichterung. Hier gab es mehrere Ausgänge, von denen einer zu den gröÃeren Räumen im vorderen Bereich des Museums führte. Clementine konnte durch die Fenster nach drauÃen in die Nacht spähen.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte Raj. In dem Ausstellungsraum hingen handgewebte Decken. Der Beschilderung nach waren ihre Schöpfer schon seit Jahrhunderten tot.
»Ja«, sagte Michael. »Wir können uns zum Haupteingang vorkämpfen oder uns verstecken. Beides ist gleich schlecht.«
»Genau.« Raj sah Clementine an und nickte ihr zu. »Deine Entscheidung. Was meinst du? Kämpfen, fliehen oder sich wie Feiglinge hinter Decken verstecken?«
Und so kauerten sie nun hinter den Musikinstrumenten. Es war kein gutes Versteck, aber es war der einzige Ort, der groà genug für alle drei war. Raj hatte einige Räume weiter hinten eine Vitrine zerschlagen und jetzt hielt jeder von ihnen einen uralten Speer in der Hand, der vermutlich sofort auseinanderbrechen würde, wenn er Hetzerhaut berührte.
Dass sie immer noch die erstickten Schreie der Menschen hören konnten, die in anderen Teilen des Gebäudes getötet wurden, machte es nicht besser.
Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Raj es sich anders überlegte. »Ich kann das nicht«, keuchte er. »Ich kann nicht einfach zuhören, wie sie sterben. Ihr kennt sie nicht, aber diese Leute sind meine Freunde, und das, was jetzt passiert, ist vermutlich meine Schuld. Ich bin kein Held wie Ryder, aber ein Feigling bin ich auch nicht. Und ich will nicht hier verrecken, eingeklemmt hinter ein paar Stammestrommeln. Es tut mir leid, aber ich muss gehen.«
Michael und Clementine sahen sich an.
»Wir haben doch diese tollen Speere«, meinte Michael.
»Was sollen wir tun?«, fragte Clementine Raj. »Du hast gesagt, dass ihr ein paar Vorräte im Wald versteckt habt. Was für Vorräte sind das? Und wie bekommen wir die anderen hier raus?«
»Ich weià es nicht«, gab Raj zu. »Ehrlich gesagt ist Ryder nie auf die Idee gekommen, dass sie die Ausgänge blockieren könnten. Wir haben regelmäÃig Trockenübungen gemacht, aber wir sind immer auf der Rückseite des Gebäudes raus.«
»Dann müssen wir die anderen zusammentrommeln«, schlug Michael vor. »Wenn wir alle gleichzeitig zum Haupteingang rennen, könnten wir sie vielleicht überwältigen. Und wir sollten uns besser beeilen.«
»Ja, klar«, sagte Raj.
»Ich rieche nämlich Rauch.«
Clementine sog die Luft ein. Michael hatte recht. Ein beiÃender Geruch stieg ihr in die Nase. Irgendwo im Museum brannte es.
»Sie wollen uns ausräuchern?«, wunderte sich Raj. »Das können sie nicht machen. Dann verbrennen alle Exponate!«
»Das ist jetzt nicht böse gemeint«, erwiderte Michael. »Aber ich glaube nicht, dass sich die Hetzer sonderlich für die Geschichte der Menschheit interessieren. Ich könnte wetten, dass der Louvre mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. Aber das sollte uns nun nicht interessieren. Wenn wir nicht bald einen Plan haben, werden wir mit Sicherheit auch zu
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