R4ge Inside
hin oder ich rufe ein paar meiner netten Jungs rein, damit sie dich mit Gewalt da reinfalten.«
Es war den Kampf nicht wert, das wussten sie beide. Mason ging langsam zum Schreibtisch hinüber und lieà sich auf den Stuhl fallen. Er brauchte einige Sekunden länger als sonst dafür, weil er Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hatte. Als er endlich saÃ, waren seine Hände zwischen dem Metall und seinem Rücken eingeklemmt. Er beugte sich vor und tat sein Bestes, um so auszusehen, als würde er gar nicht spüren, dass die Handschellen ihm tief ins Fleisch schnitten.
Der Mann nickte zufrieden.
»Hallo, Dowell.« Der Mann musterte ein paar Sekunden lang Masons Gesicht, dann lächelte er, wobei er zwei Reihen makelloser weiÃer Zähne zeigte. »Du kannst Leon zu mir sagen. Ãberrascht es dich, dass ich weiÃ, wie du heiÃt?« Er faltete die Hände im Schoà und lächelte höflich. Offenbar wartete er darauf, dass Mason etwas sagte.
Im Raum war es totenstill. Wenn eine Uhr an der Wand gehangen hätte, wäre ihr Ticken unerträglich laut gewesen. Der Mann lächelte immer noch, doch je mehr Zeit verstrich, desto unfreundlicher wurde das Lächeln.
SchlieÃlich machte Mason den Mund auf. »Du hast meine Brieftasche. Mit meinem Führerschein.«
Der Mann lachte. Seine Brust hob und senkte sich. Die Wangen röteten sich, seine Augen blitzten. »Sehr gut. Sehr, sehr gut. Du bist ein cleverer Junge.«
»Ich kann mir schon selbst die Schuhe zubinden.«
»Du hättest wohl kaum so lange überlebt, wenn du das nicht könntest.« Leon lächelte immer noch. Mason konnte die schwarzen Adern, die sich um den Rand seiner Iris zogen, gerade noch erkennen. Sie lieÃen ihn irgendwie finster wirken. »Aber das ist nicht die richtige Antwort. Wir beobachten dich jetzt schon eine ganze Weile. Wir wissen, dass du eine weite Reise bis nach Vancouver hattest. Und wir wissen auch, dass es dabei einige interessante Vorfälle gab.«
Mason zuckte mit den Schultern.
»Es überrascht dich nicht, dass wir das alles wissen?«
Mason war überrascht, aber das würde er nie zugeben. Er dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. »Du hast meinen Führerschein«, erwiderte er schlieÃlich. »Du weiÃt, woher ich komme. Den Rest hast du geraten. Es ist unmöglich, es durch das halbe Land zu schaffen, ohne sich mit ein oder zwei von euch Irren herumschlagen zu müssen.« Er dachte an Twiggy, den einbeinigen Hetzer in Calgary, der versucht hatte, ihn zu töten. Und an den Proleten in Hope, der ihn gestört hatte, als er Chickadees Grab geschaufelt hatte.
Der Hetzer lachte laut und lange. Es war ein gezwungenes Lachen und Mason wusste, dass der Mann ihm damit Angst einjagen wollte. Er war fest entschlossen, sich von diesem Idioten nicht einschüchtern zu lassen. Er würde die Nerven behalten und nichts verraten. Das Leben von Aries und den anderen hing davon ab.
»Wie geht es Chickadee?«
Mason zuckte zusammen. Der Mann beugte sich vor und starrte Mason mit seinen braunen Augen aufmerksam an.
»Wir wissen alles über dich, Dowell«, sagte Leon. »Wir wissen, was mit deiner Mutter und deinen Freunden passiert ist. Deine Mutter ist bei einem Autounfall gestorben, stimmtâs? Sehr bedauerlich, aber vermutlich das Beste für sie. Wir wissen auch von der Bombe in deiner Highschool, der du entkommen bist. Und wir wissen von der Sache mit Chickadee und dass du sie in der Nähe von Hope begraben hast. Es war Diabetes, richtig? Es gibt nichts, was du vor uns geheim halten kannst.«
Masons Herz begann zu rasen und plötzlich spürte er seinen Puls an der Schläfe. Mit einem Mal waren alle guten Vorsätze, ruhig zu bleiben, verschwunden. »Wie?«, fragte er schlieÃlich.
Der Mann lächelte. »Liegt das nicht auf der Hand? Wir können deine Gedanken hören. Sie kommen nachts zu uns, wie Radiowellen, die durch die Atmosphäre dringen.«
Nein. Das war ausgeschlossen. Er hatte seinen Weg selbst gewählt. Es war unmöglich, dass diese Kreaturen in seinem Kopf waren. Das würde ihn zu einer von ihnen machen. Aber das war er nicht.
Das konnte nicht sein.
Er würde es doch wissen, wenn er so war wie sie. Oder?
Plötzlich stellte er fest, dass er krampfhaft versuchte, jeden Gedanken an Aries und die anderen aus seinem Kopf zu verbannen. Wenn die Hetzer in seinem Schädel
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