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Raban, der Held

Raban, der Held

Titel: Raban, der Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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meinen Füßen wabberte und klebte, als stünde ich in einem Glas Marmelade, und Willi hatte nichts Besseres vor, als mich zum Ritter zu schlagen, zum Retter der besten Fußballmannschaft der Welt.
    „Raban! Du hast es doch schon einmal geschafft. Erinnerst du dich? Damals, als dich Leon zusammen mit Joschka aus der Mannschaft geworfen hat. Damals, vor dem Spiel gegen die Unbesiegbaren Sieger . Damals hast du mich zurückgeholt! Verflixt! Das hast du doch bestimmt nicht vergessen. Und dann hast du auch noch das Siegestor geschossen. Mit deinem schwächeren Fuß.“
    „Ich hab keinen schwächeren Fuß!“, gab ich nüchtern zurück.
    „Und wenn schon? Was macht das denn aus?“, flehte Willi mich an. „Du bist die Eiche im Wind. Du glaubst daran, was wir sind. Ohne dich würde es die Wilden Kerle nicht geben.“
    In diesem Augenblick fuhr ein Windstoß in die Plastikrodelschüssel auf meinem Rücken hinein und hob mich zwanzig Zentimeter hoch in die Luft.
    „Ich und die Eiche im Wind!“, spottete ich, drehte mich um und schob mein Fahrrad durch das Tor im Holzzaun hindurch und dann den Hügel hinauf.
    Sakra-Rhinozeros-Pups und Hippopotamusbullenpropellerschwanzmist! Warum musste immer ich dran glauben? Ich, Raban, der Clown, der es jetzt nur mit Mühe schaffte, sein 12-Zoll-Mountainbike den Hügel hinauf zu schieben?
    Doch Willi gab noch immer nicht auf.
    „Vergiss die Glühwürmchen nicht!“, rief er hinter mir her.
    „Glühwürmchen!“ Ich schüttelte meinen Kopf. Einen Tag vor Weihnachten gab es so etwas nicht. Die waren längst alle hinüber. Doch als ich die Hügelkuppe erreichte, blieb ich unverhofft stehen und kniff mich fest in die Wange.

    Überall um mich herum funkelte es. Tausende von glühenden Punkten tanzten durch die Dezembernacht. Für einen Moment war ich baff. Doch dann sprang ich auf mein Fahrrad und raste davon.
    Ich fuhr so schnell, wie ich konnte, und als ich mit quietschendem Traktorhinterradreifen in die Rosenkavaliersgasse einbog, sah ich den Obststand zu spät.
    Dampfender Honigkuchenpferdeapfel! Wo kam der denn jetzt her? Doch für diese Frage war es zu spät. Ich raste bereits auf die Datteln zu, und der Obsthändler versperrte mir mit seinen baggerartigen Krallen den Weg!
    Hottentottenalptraumnacht! Jetzt bin ich für immer erledigt! Das genau schoss mir durch den Kopf. Doch dann sah ich die Baubohle, die auf der Schubkarre lehnte, die auf dem Bürgersteig stand. Irgendein Bauarbeiter hatte sie offensichtlich vergessen. Oder es war ein Engel gewesen? Denn jetzt jagte ich über die Baubohle und die Schubkarre hinweg, hob ab und flog über den Obsthändler, der sich vor Schreck in die eigenen Datteln warf und zwischen den Mandarinen versteckte, über den Obststand hinweg.

    Raah!
    Das hättet ihr sehen müssen. Das war der Hit! Und bevor der Obsthändler wusste, in welcher Kiste er war, bevor er sich zwischen seinem Obst wiederfand und aufsprang und schimpfte, war ich längst sicher zu Hause.

Raban, der Clown
    Heiligabend war wie jedes Jahr, zumindest bei uns. Meine Mutter und ich feierten ganz alleine. Der Weihnachtsbaum kam aus Japan oder Taiwan. Eine echte Bonsai-Blautanne. Mindestens dreißig Zentimeter hoch und mit Weihnachtskugeln geschmückt, die so groß waren wie Cocktailtomaten, stand sie auf der alten Fußbank in der Halle unter der Galerie.
    Ich saß seit vier Uhr am Nachmittag davor und wartete auf etwas, von dem ich wusste, dass es mit Sicherheit nicht passiert. Um Punkt sechs kam meine Mutter dann aus ihrem Arbeitszimmer heraus, schaltete die HiFi-Anlage an, und während wir „Stille Nacht, Heilige Nacht“ hörten, nahmen wir uns in den Arm und überreichten uns unsere Geschenke.
    Ich öffnete meines zuerst und sah mich im dritten Jahr in Folge mit einem dritten Spiderman-Schlafanzug konfrontiert. Zuerst wollte ich etwas sagen: „Mama, ich bin jetzt neun Jahre alt. Die Wilden Kerle lachen mich aus, weil ich solche Schlafanzüge trage!“ Doch dann entschied ich mich, lieber zu schweigen. Ich rechnete nicht damit, dass mich meine Mutter verstand, und stattdessen wartete ich ungeduldig darauf, dass sie mein Geschenk auspackte. Ich hatte mir dieses Mal richtig Mühe gegeben. Ich hatte ihr das beste Geschenk ausgesucht, was ein Wilder Kerl finden kann. Doch meiner Mutter ging es ähnlich wie mir. Wortlos starrte sie auf die Karte, die ich ihr gemalt hatte:
    „V.I.P. Logenkarte“ stand in großen Buchstaben auf dem schwarzen Karton. Und darunter konnte man lesen:

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