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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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falsch. Ich - ich möchte mich bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Und das Erste, dass du nach Jahren von mir hörst, ist ein Hilferuf. Das hast du nicht verdient.«
    Er rieb sich verlegen über das Kinn.
    »Im Ernst. Ich möchte dich heraushalten. Dich und Katharina und die Mädchen. Aus dem Grund gehe ich zu Arwed. Er ist genauso involviert wie ich.«
    »Vergiss es. Du glaubst doch nicht, dass ich dich heute noch vor die Tür lasse? Es ist fast Zehn!«
    »Ich versichere dir, ich darf schon seit geraumer Zeit nachts alleine draußen bleiben.«
    »Haha, wirklich witzig. Du hast aber was vergessen: Du hast keine Schuhe!«
    Ich warf einen Kontrollblick auf meine nackten Füße.
    »Pass auf«, sagte Nikolaus. »Ich habe mir was überlegt. Du schläfst heute Nacht hier auf der Couch und morgen gehen wir einkaufen. Guck nicht so - du brauchst unbedingt anständige Klamotten und Kriegsbemalung.«
    »Kriegsbemalung? Was meinst du denn damit?«
    »Das verrate ich dir morgen, wenn du dich nicht mehr so sträubst.«
    Unschlüssig studierte ich sein Gesicht, in dem sich wieder die Lachfalten eingegraben hatten.
    »Übrigens haben wir nebenan ein Klavier«, erhöhte er den Einsatz.
    »Was für eins?«, hakte ich nach. »Wenn du mich jetzt mit einem Keyboard für Kinder locken willst, dann kann ich dir den Zahn gleich ziehen!«
    »Ein Grotrian Steinweg«, sagte er.
    Sofort war ich auf den Füßen und zur Tür hinaus. »Das will ich sehen.«
    Nikolaus blieb seelenruhig sitzen. Nach einer Minute kehrte ich zurück. Nikolaus lehnte sich lässig im Stuhl nach hinten.
    »Und?«
    »Du meinst wirklich, deine Frau wird nicht verärgert sein, wenn ich hier bleibe?«
    » Nevermore «, sagte er zufrieden.

Rabenfreund
     
     
     
    E rwische ich dich doch noch heute Morgen!« Lara kniff mir mütterlich in die Wange und ich gab einen leisen Schmerzenslaut von mir.
    »Jetzt bin ich wach, danke.« Ich rieb mir mit der einen Hand die Wange, mit der anderen verstaute ich mein Proviant.
    »Die letzten Tage warst du schon so früh unterwegs, dass ich dich gar nicht zu Gesicht bekommen habe. Was soll mir das sagen? Hat Marek dir zu viel Arbeit aufgebrummt?«
    »Im Gegenteil«, erwiderte ich. »Er behandelt mich wie ein rohes Ei. Langsam geht er mir wirklich auf die Nerven. Ich will was tun. Ich muss raus hier, verstehst du?«
    Lara nickte und zeigte ein schelmisches Grübchen im Mundwinkel. »Er hat ein so gutes Herz.«
    »Ja«, knurrte ich. »Aber wenn er weiterhin so tut, als wäre ich ein hilfloses, armes Püppchen, dann reiße ich es ihm raus, mit bloßen Händen!«
    »Warum so aggressiv heute? Hast du schlecht geschlafen?«
    Ich warf den Rucksack auf die Erde und ließ mich auf einen Küchenstuhl fallen.
    »Ich schlafe überhaupt nicht«, sagte ich und rieb mir zum Beweis mit den Handballen über die Augen.
    »Immer noch so schlimm?«
    »Nur, wenn ich zu viel Zeit zum Nachdenken habe. Ich hab schon versucht, mit Kopfhörern einzuschlafen, aber irgendwie ist Musik auch nicht das Richtige, denn ich muss sofort daran denken, dass Alexej sie wahrscheinlich grässlich finden würde, und schwupps, ist er wieder in meinem Kopf.«
    »Ach, Isa.« Lara seufzte.
    »Dann versuche ich zu lesen und merke erst nach mehreren Seiten, dass ich kein Wort in mich aufgenommen habe. Das macht also auch keinen Sinn.«
    »Wenn ich ihn treffen würde, würde ich ihm den Hals umdrehen.«
    »Würdest du nicht.«
    »Okay, ich würde ihn umarmen, ihm einen dicken Kuss geben und ihm dann den Hals umdrehen!«  
    »Ja, das würde ich auch gerne.« Jetzt war es an mir, zu seufzen.
    »Du willst ihn ja gar nicht vergessen«, sagte Lara vorwurfsvoll. »Warum fährst du über die Feiertage nicht nach Hause? Ich weiß, dass dein Bruder dich besuchen möchte, aber vielleicht wäre es besser, du würdest für ein paar Tage deine Tapeten wechseln? Nicht, dass ich nicht froh wäre, wenn du hier bleibst, aber es wäre doch auch schön, ein paar Tage mit deinen Eltern zu verbringen.«  
    »Bist du verrückt? Auf keinen Fall!«
    »Es war ja nur so eine Idee.«
    »Schick mich bloß nicht weg, Lara. Tu mir das nicht an. Ich kann hier nicht fort. Nicht einmal für ein paar Tage.«
    »Du würdest schon nichts verpassen.«
    »Es geht nicht. Auf gar keinen Fall!«, wiederholte ich panisch. Nicht gerade jetzt, wo ich endlich die Raben gefunden hatte, wo wenigstens ein kleines bisschen Bewegung in die Sache gekommen war! Ich wusste genau, dass es ein

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