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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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beiden Schwestern auf die Stirn, bevor er ihren schlotternden Körper umarmte. 
    »Sie nennen ihn Siegbrand. Und sofern die Geschichten, die man sich über ihn erzählt, wahr sind, fließt königliches Blut in seinen Adern. Aus Furcht, Bran könne auch ihn verfolgen, hat er sich Erden erst angeschlossen, als die anderen potenziellen Thronfolger Gunthers nach und nach von der Bildfläche verschwunden waren.« 
    Seinen Fuchsmantel enger um sich schlingend, gab Orthan zu bedenken: »Falls Heikhe etwas zustoßen sollte …« 
    Doch Kraeh unterbrach ihn: »Das wird nicht geschehen.«  
    Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während sie eine Weile stumm den Wasserspielereien zusahen, bis die große Hand Gnadnits dem Krieger auf den bloßen Rücken klatschte.  
    »Los jetzt«, rief er vergnügt, »du stinkst schlimmer als ein ganzer Schweinestall!« Kraeh rannte dem Beleidiger hinterher und warf sich auf ihn, als sie beim Wasser ankamen,. Als Erden, der gerade an einem Schwingseil für die Kinder hantierte, erkannte, wie sehr Kraeh dem Minotaur im Ringen unterlegen war, kam er ihm mit Kampfgebrüll auf den Lippen zu Hilfe. Wildes Gezanke entstand und immer mehr beteiligten sich an der Rauferei. Kraeh war erneut in die Bärenumarmung Gnadnits geraten, an dessen Schultern heftig herumgezerrt wurde. Aus den Augenwinkeln bemerkte er einen Reiter in Stromrichtung auf sie zukommen. Ein flinker Tritt gegen die Kniekehle brachte den Minotaur ins Straucheln. Ein Leib, der sich von vorne auf ihn stürzte, brachte den roten Riesen vollends aus dem Gleichgewicht und sogleich fand sich ein Heer von Armen, das ihn zu tunken versuchte. Schnell war Kraeh aus dem Wasser und ging dem Fremden entgegen. Genauer gesagt war es kein Er , und bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass die würdevolle Gestalt durchaus nicht fremd war. Das Heft Pian Anams, der Schwesternklinge Lidunggrimms, glänzte hell im Sonnenlicht an Lous Seite. In ihr hochgestecktes Haar waren lange, dunkle Strähnen eines Pferdeschweifs geflochten, was ihre kriegerische Erscheinung noch unterstrich. 
    Triefend vor Nässe und Schweiß, versperrte Kraeh ihr den Weg. »Du siehst gut aus«, sprach der Krieger die Drude an. 
    »Was man von dir nicht behaupten kann.« Ein hochmütiges Lächeln umspielte ihre Züge. Ihr Blick glitt an ihm herab und blieb an seinem vom kalten Wasser zusammengezogenen Geschlechtsteil hängen. »Ich hoffe, dein Mut ist nicht ebenso geschrumpft wie … der Rest von dir.« 
    »Wenn ich es mir recht überlege«, blaffte Kraeh nach kurzem Zögern spitz zurück, »hast du um die Hüften etwas zugelegt.« 
    Zu weiterem Austausch von Höflichkeiten kamen sie nicht. Erden, Henfir und einige andere waren mittlerweile auch auf die Fremde aufmerksam geworden und hatten von der Balgerei abgelassen. Wer eine Waffe in der Nähe wusste, hatte diese an sich genommen und damit hinter dem Krieger Aufstellung genommen. »Das ist Lousana«, erklärte Kraeh, »Heermeisterin der Druden.« 
    Sie begrüßte Henfir und den Minotaur, stieg elegant vom Pferd und reichte Erden die Hand, nachdem er sich vorgestellt hatte. 
    »Zieht euch an, ich bringe Neuigkeiten.« 
    Wenig später fanden sich alle im Ratszelt ein. Von denen, die im Bach gebadet hatten, stieg in dem vorgeheizten Zelt Dampf auf. Erden hatte sich nicht die Mühe gemacht, mehr als eine schwere Stoffhose anzuziehen. Seinen Oberkörper schmückte eine Kette aus Raubtierzähnen. Neugierig und von der fremdländischen Schönheit Lous bezaubert, wartete er für sein Wesen untypisch gelassen ab, was sie wohl vorzubringen hatte. Dorla nahm neben ihm Platz. Ihr düsterer Gesichtsausdruck ließ ahnen, dass sie bereits im Bilde war. 
    »Erkenheim ist gefallen«, überbrachte Lou bitter die schwerwiegende Botschaft ihrer Herrin. In das leise entstehende Gemurmel hinein fuhr sie fort: »Es gab keinen Kampf. Erkentrud hat die Festung aufgegeben, damit unsre Streitkräfte sich nicht unnötig aufreiben.« Ihre Miene verriet, wie gering sie diese Vorgehensweise schätzte. »Das Heer hat sich nach Westen zurückgezogen, wo die Euskalden Ländereien besitzen, die sie uns für die Dauer bis zur Schlacht zur Verfügung stellen.« 
    Bevor sie weitersprechen konnte, hatte Erden sich von ihrem Zauber befreit und fragte nun misstrauisch, wie es ihr gelungen war, unbemerkt an seinen Wachposten vorbeizukommen, und woher sie überhaupt wüsste, wo sie zu finden waren. 
    Die erste Frage überhörte sie, bei der

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