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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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zweiten schnitt sie eine abfällige Grimasse. »Glaubt ihr Narren wirklich, es gäbe in diesen Landen noch einen sicheren Zufluchtsort?« Ihr Blick stach in Kraehs Augen. »In dem Moment, da ihr ihn aufgenommen habt, besiegeltet ihr euer Schicksal. Der Feind ist nicht so töricht, ihn aus den Augen zu lassen, daher kennt er auch euer Versteck.« 
    »Weshalb greift er uns dann nicht an?«, wollte einer von Erdens Hauptleuten wissen. Lou schüttelte bei diesem Unverständnis unwillkürlich den Kopf. Die Geistfrau nahm ihr die Antwort ab. »Niedswar möchte eine Entscheidung. Wenn er alle, die es wagen, ihm die Stirn zu bieten, auf einmal schlägt, entgeht er einem womöglich jahrzehntelangen Bürgerkrieg. In der Kriegskrähe sieht er den Schlüssel. Er hat ihm schon einmal in die Hände gespielt …« 
    »Gut«, sagte Kraeh, der die Nase voll davon hatte, ständig die Rolle des alleinig Schuldigen zugeschoben zu bekommen, »dann zerschlagen wir seine Hoffnungen. Bildet kleinere Widerstandstruppen, organisiert einen langatmigen Bürgerkrieg und ich ziehe mich in so weit entlegene Regionen zurück, in denen ich keine Gefahr darstelle.« 
    Die Gesandte der Druden funkelte ihn gereizt an. »Dafür ist es zu spät! Erkenheim liegt in Trümmern, ebenso wie Skaarbrok. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Unsere Vorräte werden jetzt schon knapp. Ich werde es nicht zulassen, dass die Heere sich aus Nahrungsknappheit kampf- und ziellos auflösen.« 
    »Sie hat recht«, stimmte Orthan zu. »Die Entscheidung ist gefallen. Beschäftigen wir uns damit, wie wir in der eingeschlagenen Richtung weiter vorgehen.« 
    Sie debattierten lange. Die Dimensionen, die sich ihnen durch Lous Berichte erschlossen, bereiteten dem Rat Schwierigkeiten. Bisher hatten die Waldbewohner nur für sich gestanden, die Information über Brans Rückkehr nach Brisak, die Vorgänge bei den Bretonen und die Allianzen unter den Orkstämmen erschienen den meisten wenig interessant. Fasslicher waren hingegen die fünfzig Kriegerinnen, die nach Lous Aussage in einem nahe gelegenen Waldstück lagerten und sich ihnen anschließen würden, sofern sie zu einer Einigung kämen, was ihnen an diesem Abend und auch an den zwei darauf folgenden jedoch nicht gelang. Wie es in langen Gesprächen oft der Fall ist, versteiften sich die Positionen. Die Frauen und Kinder in ein altgedientes Versteck zu bringen, über dessen genauen Standort nichts ausgesagt wurde, stand außer Frage. Während sich Erden jedoch für einen Partisanenkampf unweit der Familien aussprach, plädierte Lou für einen Vorstoß gegen Triberkh, um das zukünftige Schlachtfeld zu inspizieren. Gnadnit und Henfir hingegen wollten den Rest dazu bewegen, sich nach Norden durchzuschlagen, wo sie sich mit Siebenstreich zusammenschließen könnten. Kraeh schloss sich in seiner Meinung Erden an. Sie waren zu schlecht bewaffnet und abgesehen von den Druden, wie Lou mehr als ein Mal betonte, zu ungeübt, um sich den aller Wahrscheinlichkeit nach vor Triberkh befindlichen Regimentern zu stellen. Der erste Einwand sollte sich am dritten Tag, an dem sich der Rat traf, aufheben. 
    Ermüdet vom langen Reden saßen die Versammelten morgens bei Tee und Eiern zusammen, für die sie ihre letzten Salzbestände opferten, als zwei Kundschafter einen in den Wäldern aufgegriffenen, beleibten Winzling zu ihnen eskortierten. »Bretel!«, rief Kraeh erfreut. »Ich hatte schon befürchtet, du hättest dich einem neuen Gott verschrieben.« 
    »Keine Sorge«, lachte der Zwerg. »Ich bleibe dem Mammon treu.« Schnell klärten die beiden die anderen über den Zweck seiner Anwesenheit auf. Kraeh hatte unter Absprache mit Erden einen Boten nach ihm ausgeschickt. 
    Mittags hatten sie die Bestellung schriftlich festgehalten und sie dann, nachdem jeder einen Blick auf den Fetzen Pergament geworfen hatte, über der Flamme einer Kerze verbrannt, um keine Beweise zu hinterlassen, die Bretel gefährden könnten. Achtzig Schilde, ebenso viele Kettenhemden, Armschienen und Schwerter, zudem dreißig Helme sollte der Händler zu einem nahe gelegenen Wäldchen schaffen. Auf die argwöhnische Frage Erdens, wie er ihnen unbemerkt so viel Eisen und Leder zuspielen konnte, lachte dieser wieder sein blökendes Grummeln. »Ich dachte, ihr würdet mir dabei helfen … In Lehmstadt herrschen immer noch Unruhen. Vor ihren Mauern ist ein Regiment stationiert. Doch dessen Hauptmann drängt auf neue Ausrüstung, bevor sie einrücken. Die Krone hat mich mit

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