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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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wieder in die Hände, die er sich zum Gehen auf den Rücken geschnallt hatte. 
    »Los!«, rief die Kriegskrähe und ein Hagel Bolzen schoss auf die Anrückenden zu. Diese bückten sich und rissen die Schilde herab. Nur wenige Geschosse fanden ihr Ziel. Einen kurzen Moment zögerten sie, dann marschierten sie weiter auf die Waldgrenze zu. Kraeh schauderte, sie wirkten nicht im Mindesten überrascht. Doch er hatte keine Wahl – jetzt oder nie. Er gab den Befehl zum Angriff. Noch einmal surrten die Armbrüste, dann schlossen sich die Schützen dem eigenen Schilderwall an. Da Kraeh selbst weder ein Schild noch eine lange Waffe trug, überließ er Goldhorn das Zentrum, während er in die Flanke des Gegners fallen würde. Dem jungen Krieger misshagte das Zusammentreffen zweier gut organisierter Schilderwälle. Er bevorzugte den Kampf Mann gegen Mann. Bei den meisten seiner Schlachten waren zwei Armeen ineinandergerannt – ein blutiges Durcheinander entstand, und wenn man plötzlich keine Feinde mehr sah, hatte man gewonnen. Diese Schlacht verlief anders. 
    Schild traf auf Schild. Das Holz verhakte sich. Ein Schieben und Stoßen begann. Leid und Schmerz prallten auf der gut gesicherten Flanke ab. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass sich ihnen eine zweite Streitmacht auf seine Seite zu näherte. Johlend begrüßten die Stammeskrieger die Ankunft von Bleudwiks Bruder und seiner Männer, die sich ebenfalls im Wald verborgen gehalten hatten und nun krachend in die Schlacht einfielen. Die Minotauren verschafften sich durch weit ausholende Schwünge ihrer Äxte Platz. Ein Schild zersplitterte unter dem mächtigen Schlag Goldhorns. Doch den Platz seines Trägers, dessen Arm gleich mitzerschmettert worden war, nahm sofort ein anderer ein. Mit einem Kurzschwert ritzte er die breite Brust des Zwitterwesens, als es ausholte. 
    Kraeh hatte alle Mühe, eingekeilt, wie er war, den unter und neben den Schilden durch geführten Hieben und Stichen auszuweichen. So gut es ging, schützten die Männer links und rechts neben ihm seinen Körper. Dann war die erste Wucht des Angriffs vorüber. Nun wurde um jeden Schritt gekämpft. Da Kraeh auffiel, wie nutzlos er in seiner Position war und dass sie drohten, wegen der zahlenmäßigen Übermacht des Feindes eingekesselt zu werden, ließ er sich zurückfallen. Er schob sich durch die Reihen, bis er auf jene traf, die gerade Anstalten machten, ihnen in den Rücken zu fallen. Hier stand einer gegen den anderen, hier gab es Raum zu kämpfen, wie es seine Art war. 

Nachdem er dem ersten Gegner die Schwerthand abgetrennt hatte und ihm mit der anderen Klinge übers Gesicht gefahren war, dass das Blut nur so spritzte, übermannte ihn der Schlachtenwahn. Er schlug und hackte. Schon nach kurzer Zeit zögerten die Feinde, den weißhaarigen Krieger anzugreifen, der in einem abscheulichen Tanz ihre Nachbarn, Söhne und Väter abschlachtete wie Vieh. Als es keine Gegner mehr im Rücken der eigenen Reihen gab, fiel er in die Flanke. Er öffnete seinen Mitstreitern zwar nicht den stockenden Wall, verbreitete dafür aber Schrecken im Rücken der Feinde, was die Vordersten, wann immer sie die Todesschreie hinter sich hörten, zum Wanken brachte. Schließlich drangen zwei beherzte Krieger auf ihn ein. Leid parierte den Rabenschnabel, der auf seinen Kopf zielte, während der andere Kraeh seinen Schild unters Kinn rammte. Taumelnd wankte er zurück, doch sie setzten ihm hart nach. Weitere Männer brachen aus und halfen ihnen dabei. Sein Kopf dröhnte und allmählich verflog der Blutrausch. Ein Rückhandstreich zeichnete eine rote Linie auf den Oberschenkel eines Angreifers und ließ ihn einbrechen. Sofort wurde zurückgeschlagen, ein Speer glitt seinen Hals entlang. Warm rann das Blut aus der Wunde. Kraeh hatte sich so weit zurückfallen lassen, dass er nicht mehr allein gegen die Übermacht stand, so riskierte er einen kurzen Blick, um sich einen Überblick zu verschaffen. Es sah schlecht für sie aus; die Stammeskrieger waren ihnen mindestens zwei zu eins überlegen, überall klafften Löcher in ihrem Schildwall, einer der Minotauren fiel in diesem Moment dem Schwert Bleudwiks zum Opfer. Die Feinde stapften sie zurückdrängend über die Leichen der toten Orks und Menschen. »Rückzug!«, schrie er, bevor Schmerz einem Angreifer den Tod brachte. 
    »Zu den Pferden!« 
    Goldhorn hämmerte seine Faust in ein Gesicht, während er mit der Axt einen Stoß abfing. So gut es ging, hielten er und die Seinen die

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