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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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aufbruchbereit zu halten. Nach Mitternacht würde es losgehen und im Morgengrauen würde gekämpft werden. Er selbst starrte in die Sterne. Erst spät verdrängte die Müdigkeit die Überlegungen über die Schlachtaufstellung des folgenden Tages und ließ ihn in einen leichten Schlaf sinken. 
    Der Halbmond war ein gutes Stück gewandert, als die Hand des Magiers schüchtern an seiner Schulter rüttelte. »Es ist Zeit«, sagte Orthan. 
    Der Krieger gähnte. Die Hälfte seiner Männer war schon wach, manche hatten kaum ein Auge zugetan. Sie hielten die Tiere ruhig oder schärften ihre Klingen. Er befahl, auch den Rest aufzuwecken, und trat dann zu Goldhorn. »Wie verabredet«, sprach er zu ihm, »halte deine Kämpfer zusammen.« 
    Kurz darauf saßen sie auf und ritten, jedes unnötige Geräusch vermeidend, durch die schwarze Nacht. Schließlich erreichten sie den Rand des Waldes, vor dem sich eine weite Flur von Wiesen und Äckern auftat. Hier hob Kraeh die Hand und die Pferde kamen zum Stehen. Inmitten des von Wald umzäunten Gebiets stieg Rauch auf. Schemenhaft war eine kleine Siedlung auszumachen – das Ziel ihres Angriffs. 
    Goldhorn wartete, einen seiner Minotaurenkameraden und ein Dutzend Orks um sich geschart, auf letzte Anweisungen. »Gut«, flüsterte Kraeh, auf dem Rücken seines Rappen beinahe auf Augenhöhe mit dem Stierköpfigen, »tötet nur jene, die zu ihren Waffen greifen. Die Flüchtenden lasst sehen, wie wenige ihr seid.« 
    Der Minotaur raunzte seine Zustimmung. Es war ihm anzumerken, dass er seine Streitaxt lieber in das Fleisch aller aufsässigen Dorfbewohner fahren lassen wollte. Also schärfte Kraeh ihm noch einmal ein, jedem, der sich an dem Blut Unschuldiger laben sollte, später persönlich den Garaus zu machen. Was hätte Siebenstreich von einem Massaker? Damit würde man nur eine offene Rebellion beschwören, versicherte er sich selbst, hörte aber zugleich die Stimme seines Halbelfenfreundes, der ihn gewiss seiner Barmherzigkeit wegen necken würde. Wie gerne hätte er ihn an seiner Seite gehabt. 
    »Los jetzt«, befahl er. Sogleich preschten Goldhorn und sein Trupp voran. Schnell hatten sie die Felder überquert. Die Kriegsrufe mischten sich mit den Angstschreien der überrumpelten Dorfbewohner. Nur wenig Waffenklirren war zu hören und bald standen die Gehöfte und Hütten in Flammen. Immer wenn die Gestalt eines Minotauren zwischen den Funkenschlägen auftauchte, fragte sich Kraeh, was für Dämonen er da auf die Menschheit losgelassen hatte. Kühe und Schweine liefen in alle Richtungen davon. Nicht lange und das Dorf war von all seinen Bewohnern in heilloser Flucht verlassen worden. 
    Jetzt begann das Warten. Orthan schritt die Reihe ab und raunte Zauberformeln, die sie verbergen sollten. Wie die meisten war Kraeh abgestiegen und sah, an sein Pferd gelehnt, auf die ausbrennende Siedlung. 
    Genau nach Plan erspähten sie gegen die frühen Morgenstunden ein Regiment von Stammeskriegern, die sich rechter Hand auf das Dorf zubewegten. Kraeh zählte vierzig, nur unbedeutend mehr, als er geschätzt hatte. Da die nächste befestigte Garnison des Feindes der Sitz des Häuptlings war, hoffte er darauf, er würde in eigener Person erscheinen und somit die Möglichkeit bieten, den Zwist in einem einzigen Scharmützel beizulegen. Heilwig zufolge hatte Bleudwik seine Streitkräfte aufgespaltet. Die eine Hälfte seiner Leute stand unter der Führung seines Bruders, der allerdings drei Tagesreisen weiter südlich residierte und damit keine Gefahr darstellte. Kraehs Absicht war es, Bleudwik gefangen zu nehmen und ihn unter Zeugen auf die Krone schwören zu lassen. 
    Als die Verteidiger ihrer Ländereien das zu Asche verbrannte Dorf erreichten, ließ sich der Vorstoßtrupp wie vereinbart zurückdrängen, ohne die Klingen zu kreuzen. Wie die Stammeskrieger sie, einen Schilderwall formierend, vor sich hertrieben, wunderte sich Kraeh über ihren schnellen Schritt und ihre Organisiertheit. Sie mussten doch übernächtigt und, in Anbetracht der geringen Zahl ihres Gegners, siegessicher sein. Orthan zeigte mit dem Finger auf einen rotbärtigen Mann in verstärkter Lederrüstung und zerzaustem Haar. Der Krieger hinter ihm hielt das Banner des Stammes: eine Ziegenhaut, auf die ein verschnörkeltes Muster gemalt war. »Bleudwik«, sagte er schlicht. Furcht schwang in seiner Stimme mit. 
    Voller Vorfreude erreichte Goldhorn die sich verborgen haltenden Krieger, drehte sich um und nahm die schwere Axt

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