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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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schwitzte und sich auch noch dafür schämte, was angesichts ihrer Situation lächerlich war, aber sie tat es trotzdem. Beherrscht von unangenehmen Gefühlen starrte sie Gaiuper in die vogelartigen Augen und spürte, dass er frohlockte. Sah sein Gesicht auch ungerührt aus, so wusste Elsa doch, dass er sich über seine Beute freute. Sie musste tatsächlich etwas Wertvolles sein, das er glänzend gebrauchen konnte.
    „ Wie ich höre, hattest du eine Reise ohne Zwischenfälle?“
    Elsa wusste nicht, was sie sagen sollte, denn für sie war diese ganze Reise ein einziger riesengroßer Zwischenfall. Er erwartete auch keine Antwort, so schien es, denn er drehte ihr den Rücken zu, schritt auf den gedeckten Tisch zu und setzte sich auf einen der Stühle, den ihm ein Diener hinschob.
    „ Was ist?“, fragte er, nachdem er Platz genommen hatte. „Willst du nichts essen?“
    Er wandte ihr den Kopf zu und sie sah seine scharf geschnittenen Umrisse dunkel vor den flackernden Kerzenlichtern. Sie hatte keinen Hunger, immer noch nicht, doch großen Durst, wie sie plötzlich feststellte. Benommen stand sie auf, ging hinüber an den Tisch und sah erstaunt, wie ein anderer Diener herbeisprang, um auch ihr den Stuhl hinzuschieben.
    „ Danke“, sagte sie und setzte sich.
    Der ganze Raum war voller Diener, wie sie jetzt bemerkte. Sie standen an den vier Flügeltüren, die in diese Halle führten, jeweils einer rechts, einer links. Weitere liefen hin und her, um Platten auf den Tisch zu tragen, auf denen sich Essbares stapelte, dessen scharfer Duft Elsa in die Nase stieg. Die Diener hätten auch in König Nadas Schloss gepasst oder in Sistras vornehmen Haushalt, mit dem einzigen Unterschied, dass sie schwarze, gold geränderte Uniformen trugen, was für einen normalen Haushalt deutlich zu düster aussah.
    „ Der Gast, mit dem ich dir eine Freude machen wollte, verspätet sich wie üblich“, sagte Gaiuper und entfaltete seine blutrote Serviette. „Ich schlage vor, wir fangen ohne ihn an.“
    Elsa wusste, dies war der Moment Fragen zu stellen. Sie durfte sich nicht einfach hin- und herschieben lassen, gefangen in einem Halsreif, behandelt wie ein Kind, das nicht wusste, was gut für es ist.
    „ Warum bin ich hier?“, fragte sie. „Was geschieht hier mit mir?“
    „ Du erfüllst deine Bestimmung“, sagte Gaiuper, nahm sein Besteck auf und wies mit dem Messer auf einen gebratenen Vogel, den ihm ein Diener sofort auf den Teller legte.
    „ Und was ist das?“, fragte Elsa. „Meine Bestimmung?“
    „ Für deine Freiheit kämpfen“, antwortete er.
    Er schaute sie nicht an, sondern widmete sich seinem Vogel, während er sprach. Er nahm ihn auf höchst vornehme Weise auseinander.
    „ Für deine unendliche Freiheit“, fuhr er fort. „Du wirst etwas Zeit brauchen, bis du begreifst, was das ist. Du sollst diese Zeit haben. Ich werde mir erlauben, dich bis dahin auszubilden in allem, was dir von Nutzen sein könnte.“
    Elsa ließ es zu, dass man ihr Wasser einschenkte und Wein, obwohl sie viel zu jung war, um Wein zu trinken. Das zumindest hatte ihre Mutter Puja immer gesagt. Die Diener hielten ihr auch Platten hin, sie fragten, ob sie von diesem oder jenem essen wollte, und da sie weder den Kopf schüttelte noch nickte, füllte man ihr von allem etwas auf.
    „ Und wenn ich gar nicht ausgebildet werden möchte?“, fragte sie.
    „ Du möchtest. Das steht fest.“
    „ Nein, ich möchte nicht“, erwiderte sie.
    Er hob den Kopf und schaute sie an.
    „ Iss etwas“, sagte er höflich. „Du musst sehr hungrig sein nach der langen Fahrt. Was du möchtest und was nicht, darüber können wir uns auch später noch unterhalten.“
    „ Ich will nichts essen!“, erklärte sie ärgerlich, doch Gaiuper wandte sich von ihr ab und sah zu einer der Türen hin, die gerade geöffnet wurden.
    Die Person, die ins Zimmer gelaufen kam, nahm Elsa den Atem: Es war das lebendigste und fröhlichste Mädchen, das Elsa jemals gesehen hatte. Sie hatte pechschwarze Augen und ebenso schwarzes Haar, das kurz geschnitten nach mehreren Seiten abstand. Ihre Haut war so hell wie Elsas, doch war sie durchströmt von wildem Lebenshunger, der ihre Wangen rötete und ihre Augen erleuchtete. Sie sah erwachsener aus als Elsa und vielleicht lag es an dieser Reife, dass jene Nase, die Elsa ihr Leben lang im Spiegel betrachtet und immer für zu groß gehalten hatte, so gut in dieses Gesicht passte. Elsa hoffte, dass sie in einigen Jahren ähnlich schön aussehen

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