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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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bisschen Fledermaus, bevor sie aufs Bett flatterte, um dort wieder sie selbst zu werden. Das Gehörte verwirrte sie über alle Maßen. Der König saß still. Vielleicht überdachte er die Katastrophe, die Legard ihm angekündigt hatte. Er wirkte erstaunlich gelassen, als Elsa zu ihm zurückkehrte.
    „ Hat er das alles ernst gemeint?“, fragte Elsa. „Mit dem Krieg und Sommerhalts Zerstörung?“
    „ Es klang so.“
    „ Aber das ist furchtbar!“
    Nada hob ratlos seine riesigen Schultern.
    „ Es gibt nur wenig, was ich dagegen tun kann. Fast nichts.“
    „ Wenn es keine Raben gäbe“, sagte Elsa, „dann gäbe es auch keinen Krieg und keinen Weltuntergang!“
    „ Es gibt sie aber“, sagte der König. „Ich will nicht schuld daran sein, dass sie verschwinden. Ich mag ein Narr sein, aber es leuchtet mir nicht ein, dass die Menschen nur überleben können, indem sie die Raben ausrotten, oder dass die Raben nur überleben können, indem sie die Menschen ausrotten. Es muss noch etwas anderes geben als das. Daran glaube ich. Mal abgesehen davon, dass es schwer werden dürfte, alle Raben auszulöschen. Wer weiß, wie viele von euch noch hierherkommen. Nein, das ist keine Lösung. Für Anbar auch nicht.“
    Elsa wäre gerne auf dem Bett neben Nada sitzen geblieben. Aber sie musste verschwinden und Nikodemia suchen.
    „ Dann werde ich jetzt aufbrechen“, sagte sie widerstrebend.
    „ Schade“, sagte der König. Er seufzte und faltete die Hände vor seinem stattlichen Leib. „Wir hätten so schön am Feuer sitzen können und dann hättest du mir von dir erzählt. Von all den Dingen, die du erlebt hast. Ich bin ein neugieriger Mensch. Stattdessen müssen wir uns vor dem Weltuntergang in Sicherheit bringen. Dir mag das gelingen, du bist jung und wandlungsfähig. Aber ich fühle mich zu ungelenk dafür. Ich glaube nicht, dass ich es schaffen werde. Vielleicht will ich das auch gar nicht. Ich brauche Sommerhalts Erde unter meinen Füßen. Lieber werde ich darin begraben, als sie aufzugeben. Also halte ich mich auch an den Grubenmann.“
    „ Das ist ein antolianisches Sprichwort, nicht wahr?“, fragte Elsa. „Für etwas, das hoffnungslos ist?“
    „ Ursprünglich war es anders gemeint“, erklärte der König. „Denn der Grubenmann, der konnte sich ja retten. Die Kinder in Antolia, die mögen die Geschichte besonders. Sie haben Grubenmänner aus Holz, mit denen sie im Sandkasten spielen. Sie jagen ihn durch Kies und Geröll, bis alle Kanten abgeschliffen sind. Der echte Grubenmann fiel in ein Bergwerk hinein. In ein tiefes Bergwerk, in dem nur Maschinen arbeiten, keine Menschen. Er war dort unten verloren. Doch er gab nicht auf, sondern kletterte durch das Innere der Erde. In einem Labyrinth aus alten Stollen und Sackgassen kroch er mal hierhin, mal dorthin, nur geleitet von seinem Instinkt. Er konnte keine Hoffnung haben, führten ihn seine verschlungenen Wege doch nur immer tiefer in den Berg hinein. Als er aufgeben wollte, da er keine Kraft mehr hatte und verzweifelt war, da hatte er eine Erscheinung. Der Tod selbst zeigte sich ihm und forderte ihn auf, noch einen Versuch zu wagen und weiter zu kämpfen. Der Grubenmann kroch all die Sackgassen zurück, in denen er sich verlaufen hatte, und schlug einen neuen Weg ein. Der führte ihn in die Tunnel, die die ersten Menschen im Tagebau angelegt hatten. Diese Tunnel befanden sich auf der anderen Seite des Gebirges. Dort fand er einen Weg nach draußen, zurück ans Tageslicht. Daher ist er ein Symbol der Hoffnung. Er steht dafür, dass man das Unmögliche schaffen kann. Aber Wunder passieren eben selten und deswegen hat es sich abgenutzt. Wer sich dieser Tage an den Grubenmann hält, sitzt in einer tiefen, dunklen Patsche und klammert sich auf kindische Weise an eine Gute Nacht-Geschichte.“
    „ Aber es hat ihn wirklich gegeben? Den Grubenmann?“
    „ Sagen wir, es ist ein Märchen mit einem wahren Kern. Die Leute übersehen gerne, dass der Held der Geschichte es wesentlich einfacher hätte haben können. Statt leichtsinnig zu handeln und abzustürzen, hätte er vernünftig sein und gleich an der Erdoberfläche bleiben können. Die Bergwerke der Hochwelten sind die sichersten, die es gibt. Man muss schon sehr viele Verbotsschilder missachten und Absperrungen überklettern, um in Gefahr zu kommen. Sagt Anbar.“
    „ Das ist typisch, dass er das so sieht.“
    Nada lächelte, zumindest hatte Elsa den Eindruck, dass sich seine Barthaare entsprechend bewegten.
    „

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