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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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einem unschuldigen und fröhlichen Frühlingsmorgen. Aber versuchen wollte sie es doch.
    Auf einmal entdeckte sie Kamark. Er war mit allen anderen Weltenführern im Einsatz und hatte eine Menge zu tun. Sie sah ihn kurz, unausgeschlafen und schlecht gelaunt, wie er mit einer Gruppe auf der Bildfläche erschien und gleich darauf wieder verschwand, um den Rest zu holen. Einen Blick warf er ihr zu, der kaum feindseliger hätte ausfallen können. Doch Elsa nahm es nicht persönlich. Während sich ihre Leibwache um sie herum formierte, starrte sie in das verträumte Blau des Himmels und spürte, dass sie voller Wünsche steckte, die laut Puja nur in Märchen Platz hatten und die auszusprechen ihr gar nicht leicht gefallen wäre. Die Wünsche hatten keine rechte Form und keinen Namen, sie waren einfach da und an so einem Frühlingssommermorgen in all ihrer Gestaltlosigkeit fast am Überlaufen.
    Schließlich kam die Nachricht, dass alle Posten bezogen seien, und Gaiuper gab das Signal zum Angriff. Von allen Seiten stürmten sie nun auf Felder, Ställe und Häuser zu, die das Schloss weitläufig umgaben, mähten die erste Welle von Streitkräften nieder, die Nada ausschickte, und gelangten recht schnell in den äußersten Ring der Schlossanlagen. Wie sie es von früheren Kämpfen gewohnt war, hielt sich Elsa im Einflussbereich ihrer Leibwächter auf, die eigens zu ihrem Schutz aufs Schlachtfeld geschickt worden waren. Nur selten musste Elsa zu einem Verteidigungshieb ausholen, einem Wurfgeschoss ausweichen oder vom Pferd springen, um Deckung zu suchen. Bisweilen zögerte sie, ermüdet und zermürbt von den grässlichen Geräuschen um sich herum, dem Anblick Verletzter und Toter unter dem endlos blauen Himmel, der sich über das Geschehen spannte und von der Sonne erobert wurde, die stieg und stieg, bis sie den Mittagspunkt erreichte. Immer, wenn Elsa es sich erlaubte, nachlässig zu sein und ihr Leben zu riskieren, gab es einen Kämpfer, der sie schützte. Es war sehr verzwickt und unerfreulich, zumal Elsa deutlich spürte, dass sie vorm Sterben große Angst hatte. Fiel einer ihrer tapferen Leibwächter, so rückte der nächste auf, um die Lücke zu schließen. Sie war nie unbeschützt inmitten des zahlreichen Mordens.
    Mutete diese Schlacht auch eher mittelalterlich an, so kamen doch Waffen zum Einsatz, die solide Mauern ziemlich schnell dem Erdboden gleich machten. Als die Angreifer das Schloss selbst erreichten, war der Widerstand überschaubar. Wehrlose Schlossbewohner versteckten sich, die restlichen Soldaten standen mit dem Rücken zur Wand. Falls sich Nada im Inneren des Schlosses aufhielt, so war er vermutlich von seinen besten Männern umgeben, die darauf hofften, dass die Verstärkung, die nun aus allen Richtungen des Landes eintraf, die Feinde vertreiben könnte, bevor sie ihn fänden.
    Gaiuper drang mit seinen Leuten ins Schloss ein und Elsas Beschützer schoben sie in die gleiche Richtung, ganz wie Gaiuper es befohlen hatte. Hinter Gaiuper rannte Elsa Treppe um Treppe in einem viereckigen Wachturm hinauf. Gaiuper wollte sich aus den oberen Stockwerken einen Überblick über die Lage verschaffen. Dieser Überblick sah chaotisch aus, wie Elsa feststellte, als sie japsend neben Gaiuper zum Stehen kam. Sie konnte kaum unterscheiden, wer für wen kämpfte, jedenfalls war das Land, so weit das Auge reichte, von Kämpfenden übersät. Stets trafen neue Züge von Soldaten ein, die sich wohlgeordnet ins Getümmel warfen, um sich bald darin zu verlieren. Die Rabenkrieger erkannte man an den meist schwarzen Uniformen, die Heere, die von Möwen angeführt wurden, bevorzugten helle Farben, und die Ausgleicher schickten alles Mögliche, wie Gaiuper erläuterte, während er mit Elsa am Fenster stand.
    Es sei albern, das Kampfgeschehen an Hand von Farben zu interpretieren, erfuhr sie. Nein, sie müsse beobachten, wie gekämpft werde, welche Bewegungen stattfanden, wo die Kampflinien verliefen. Diese verliefen gerade günstig für die Rabenkrieger, was auch daran lag, dass die Ganduup, die durch die Reihen spukten, ihre Gegner in Angst und Schrecken versetzten. Sie vermochten moderne Waffen außer Kraft zu setzen und schafften es immer wieder, die Feinde grundsätzlich zu verwirren. So schlossen sie einen Kreis um das Schloss, der die Retter ausschloss und Gaiupers Spielraum im Inneren vergrößerte. Er war sehr zufrieden.
    „ Lass uns auf die Suche gehen“, sagte er. „Der Schlüssel wartet auf uns.“
    „ Und was ist

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