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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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herumtrampeln, den Frieden stören und so tun, als suche sie ein Buch, das es nicht gab.
    Sie gelangten in ein geräumiges Schlafzimmer, das leer war bis auf ein großes Bett, das so golden, riesig und ungemütlich aussah, dass Elsa sich nicht vorstellen konnte, dass tatsächlich jemand darin schlief. Als Elsas Leute dann kräftig auf das Bett einschlugen, wirbelten riesige Wolken von Staub in die Luft. Elsa schaute zu und die ganze Sache kam ihr sehr unwirklich vor. Umso mehr erschrak sie, als plötzlich zu allen Türen Soldaten hereingeströmt kamen. Diese Soldaten waren überaus groß und stattlich und erinnerten sie allesamt an Romer und Anbar, ihre ehemaligen Bewacher, vermutlich deswegen, weil sie so entschlossen und eisern darauf hinarbeiteten, Elsa zu erledigen. Es stand in ihren heldenhaften Augen geschrieben, dass sie diesen Kampf für den gerechtesten der Welt hielten und wahrscheinlich war er es ja auch. Fast bedauerte es Elsa, dass ihre eigenen Krieger den Ausgleichern standhielten und ihnen teilweise überlegen waren. Sie drängten die Ausgleicher aus dem Raum hinaus, und eroberten eine Treppe, über die sie Elsa aus dem Kampf hinausmanövrierten. Das hatte den Vorteil, dass Elsa nur noch von drei Leibwächtern begleitet wurde, die anderen mussten ihr den Rücken freihalten. So lief Elsa durch eine Ahnengalerie und erreichte ein Eckzimmer mit mehreren Ausgängen.
    Dort ergab sich eine Gelegenheit, die Elsa herbeigefürchtet hatte: Während ihre Wächter einen Schrank kurz und klein schlugen, aus dem verdächtige Geräusche gekommen waren, rannte sie einfach weg. Sie nahm hier eine Treppe, dort einen Gang, hörte Menschen fliehen und andere kämpfen, drückte sich um eine Ecke und dann eine nächste, in der Hoffnung, ihre Leibwächter in die Irre zu führen. Sich selbst führte sie dabei genauso in die Irre, das merkte sie spätestens, als sie an einem hölzernen Kauz zum zweiten Mal vorbeikam. Er schmückte den Rahmen eines urigen Wandschranks, den sie eilig aufriss, als sie das nahe Trampeln ihrer Leibgarde hörte. Wunderbarerweise führte die Schranktür in keinen Schrank, sondern in einen schmalen Gang, ganz aus Holz. Elsa schloss die Tür hinter sich und atmete tief durch.
    Der Gang sah alt und verwahrlost aus. Elsa hatte Zweifel, ob er sie überhaupt tragen würde, so wie die Bretter aussahen. Durch die Ritzen am Boden sah sie tief unter sich ein rot blühendes Gebüsch, woraus sie schloss, dass der hölzerne Gang außen am Gemäuer klebte. Er war bei Spinnen sehr beliebt, nach den Spinnweben zu urteilen, die dick und dicht in allen Ecken klebten. Nun fürchtete Elsa keine Spinnen, zumindest nicht heute, und das war gut so, denn es ließ sich nicht verhindern, dass etliche Spinnweben samt Inhalt an ihr hängenblieben, als sie vorwärts ging.
    Der Gang führte um drei Ecken und endete an einer weiteren Tür. Elsa legte ihr Ohr an die Tür, ohne viel zu hören außer fernem Geschrei und Gestampfe. Beherzt öffnete sie die Tür und trat in einen Teil des Schlosses, der sehr alt sein musste. Auch hier war alles aus Holz: der Boden, die Wände, die Decke. Eine Stiege, so steil wie eine Leiter, führte ein Stockwerk höher. Elsa kletterte hinauf und gelangte in einen leeren Raum im Sonnenlicht. Die schmalen Fenster zeigten in einen windschiefen Innenhof. So entlegen schien dieser Raum zu sein, so verschlafen und fern vom Kampfgeschehen, dass Elsa das Gefühl hatte, in Sicherheit zu sein. Sie stellte sich ans Fenster, schaute hinaus und erlaubte es ihrem wild klopfenden Herzen, sich zu beruhigen. Im Efeu unterhalb des Fensters entdeckte sie zwei winzige rotbraune Vögel, die hin- und herhüpften, als wäre das Leben ein lustiges Spiel. Sonnenstrahlen wärmten Elsas Gesicht und ihre Hände. Ihr Herz kam zur Ruhe und irgendwo im Innenhof, tief unten, plätscherte das Wasser eines Brunnens.
    Der Frieden endete jäh. Sehr plötzlich zischte etwas durch die Luft und fast gleichzeitig spürte Elsa, wie eine kalte Klinge gegen ihren Hals gedrückt wurde. Der Angreifer stand hinter ihr, sie spürte seine Größe und Wärme, ebenso wie seine Entschlossenheit, das Schwert zu benutzen, wenn sie auch nur die geringste Bewegung machte. Sie atmete ergeben aus. Jetzt hatte sie ihn also gefunden, den Gegner, der sie ins Jenseits befördern würde, wo sie hingehörte.
    Sehr deutlich nahm sie wahr, wie schön das Sonnenlicht auf den satten Efeublättern glänzte und wie das alte Zimmer duftete, das sie umgab. Obwohl sich

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