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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Gaiupers Aussehen doch war. Ein vogelartiger Mann, der sich dem Rabentum verschrieben hatte. Was versprach er sich nur davon? Er war selbst kein Rabe, tat aber so, als könne er einer werden. Dieser Gedanke, der schon halb Elsas Traumwelt entsprang, kribbelte ungut auf ihrer Haut. Sie stand auf, um den Schlaf zu suchen, den sie dringend nötig hatte. Schlüssel hin oder her. Wie bei allem, was an schlechten Dingen um sie herum passierte, hatte sie auch darauf keinen Einfluss. Und wenn das eine Lüge war, so wollte sie jetzt nichts davon wissen.
     
    Der Knoten-Kalender, den Elsa mit Kamarks Hilfe gebastelt hatte, verriet ihr, dass sie mittlerweile sechzehn Jahre alt war. So alt, wie Ulissa gewesen war, als sie gestorben war. Manchmal verglich Elsa ihr Spiegelbild mit der Erinnerung an die wilde, schöne Zwillingsschwester, doch musste sie sich einigermaßen verstellen, um auch nur annähernd Ulissa zu ähneln. Das Feuer, das in Ulissa gebrannt hatte, belebte nicht Elsas Antlitz. Da war höchstens ein Flämmchen in Elsas Innerem, das sich kaum zeigte. Es flackerte zu verzagt, um aufzuleuchten. Gleichzeitig beobachtete Elsa, wie Sinhine erwachsener wurde. Aus dem dünnen Vogelmädchen war eine durchtrainierte Kämpferin geworden, die den Männern gefiel. Selbst Tegga erinnerte sich in Sinhines Gegenwart an seine Schoßhunde und machte Scherze, um ihr zu gefallen. Wie konnte dieses Monster von Mann grinsen, wenn er ein junges Mädchen beeindrucken wollte! Das Schlimmste daran war, dass Sinhine sich geschmeichelt fühlte. Tegga war mindestens dreißig Jahre älter als Sinhine und seine Grobheit war ihm ins Gesicht geschrieben. Wenn er lachte, verzerrten sich seine Mundwinkel, da die Muskeln verlernt hatten, Freude oder Rührung zu zeigen. Doch Sinhine interessierte nicht, ob der Mann gut oder freundlich aussah, sondern dass er über Leben und Tod vieler Menschen zu entscheiden hatte und dass er sie bevorzugte.
    Ein anderer hingegen freute sich gar nicht über Teggas Aufmerksamkeit und das war Hoppier. Nun, da Hoppier immer größer und kräftiger wurde, erinnerte sein Vater sich seiner. Er glaubte, er müsse etwas für Hoppiers Erziehung tun, jetzt, da der Junge ein Krüppel war und seinen linken Arm nicht mehr benutzen konnte. Hoppier musste es also auf andere Weise als sein Vater zu Ruhm und Ansehen bringen. Darum hatte Tegga beschlossen, dass Hoppier ein Rabenpriester werden solle. So ein Zauberer, der Salben aus toten Fröschen herstellte und Zettel mit Flüchen an Neumond in Gräbern verbuddelte. Zu diesem Zwecke schickte er ihn zu Gaiupers Oberpriester Unass in die Lehre. Unass, das war der Kerl, der die schwarzen Zeichen auf Elsas Rücken gebrannt hatte. Da diese Zeichen offensichtlich dazu taugten, Elsa immer und überall ausfindig zu machen, musste Unass sein Handwerk verstehen. Auch wenn er nicht so aussah. Der Mann war fett und ständig betrunken. Hoppier hasste Unass und verachtete ihn mehr, als dass er ihn fürchtete. Da er ihn offen verspottete, schlug Unass mehr als einmal zu. Elsa konnte es nicht fassen, als Hoppier humpelnd und mit einem blau geschlagenen Gesicht aus einer seiner Lehrstunden zurückkam. Elsa wollte, dass Hoppier sich bei seinem Vater über Unass beschwerte. Doch Hoppier wollte nicht. Vermutlich wusste er, dass es nichts nutzen würde. So verging die Zeit und selbst Hoppier hörte auf, ein Kind zu sein. Er wurde immer stiller und behielt seine Gedanken für sich. Dann, in einer Nacht, in der die Sterne über einer warmen, gut duftenden Welt funkelten und sich das Heer abmarschbereit machte, legte Gaiuper seine Hand schwer auf Elsas Schulter.
    „ Es ist soweit“, sagte er. „Geh besser schlafen, damit du morgen ausgeruht bist.“

KAPITEL 10
     
    Elsa hatte keine gute Nacht. Nachdem sie von Gaiuper erfahren hatte, dass Sommerhalt das Ziel ihres Angriffs war, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Gaiuper wollte Schloss Hagl überfallen und auseinandernehmen, bis er den Schlüssel, der sich darin befinden sollte, gefunden hatte. Elsa sollte mitkommen und ihm bei der Suche helfen. Wie der Schlüssel aussah, wollte Gaiuper immer noch nicht verraten.
    „ Es wird eine schwierige Schlacht“, hatte er gesagt. „Möwen und Ausgleicher gehen bei König Nada ein und aus. Sie werden sofort Hilfe holen.“
    „ Könnten sie uns besiegen?“
    „ Niemals“, hatte Gaiuper geantwortet. „Es ist nur eine Frage der Verluste.“
    Verluste. Elsa fühlte sich so schlecht wie schon lange nicht mehr. All

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