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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Kugel auf sie nieder. Sie wich im letzten Moment aus, wurde aber von der Kugel gestreift und aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie stolperte über den Mann am Boden mit der Lanze in der Brust und bekam einen Hieb über den Kopf, gerade als sie sich abfangen wollte. Der Schlag kam von dem Mann, der gerade noch rückwärts vor ihr ausgewichen war. Ihr wurde schwarz vor Augen und die Beine wollten nicht mehr. Es waren immerhin Beine, sogar ihre eigenen, wie sie feststellte, als sie blinzelnd nach unten schaute, und die gaben jetzt nach, gerade als sie merkte, dass der Kerl noch mal zuschlagen wollte und der andere mit der Kugel einen Satz auf sie zumachte. Die Beine knickten ein und sie fand sich auf dem Boden wieder.
    Ihr Kopf schmerzte so sehr, dass er keine klaren Bilder mehr lieferte, aber besiegt war sie noch lange nicht. Die beiden Männer kamen sich gerade gefährlich nahe und hielten inne, um einander nicht zu verletzen. Die Verzögerung nutzte Elsa, um sich aus der Gefahrenzone zu winden. Es war ein flüchtiger Wunsch, den sie an ihre Muskeln weitergab, so etwas wie „Weg hier!“. Er äußerte sich aber darin, dass sie etwas wurde, was sie noch nie gewesen war. Auf seltsamen Wegen schoss sie hierhin und dorthin und die Männer wichen vor ihr aus, obwohl sie doch viel kleiner war als sie.
    „ Wir kriegen sie nicht“, sagte der mit der Kugel.
    Der andere, der blutüberströmt war, hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Er wollte etwas sagen, bekam aber nichts heraus, woraufhin ihn der andere am Arm packte und in Richtung Tür zog.
    „ Vielleicht ist sie angeschlagen“, sagte er. „Lass uns Hilfe holen. Ohne Pfeile können wir sowieso nichts ausrichten. Komm jetzt, nicht hierbleiben!“
    Der Antolianer hatte Mühe, seinen blutenden Mitstreiter zu stützen. Er zerrte ihn irgendwie durch die Tür in der Wand, wobei er das Etwas, das Elsa gerade war, im Auge behielt, so als könne es plötzlich auf sie beide zuschießen und ihnen den Gar ausmachen. Das tat es aber nicht. Dem Etwas war elend zumute, es fühlte sich wie ein Klecks Marmelade, den jemand kreuz und quer über dem Boden verschmiert hatte, und ihm schwanden die Sinne. Elsa kämpfte vergeblich dagegen an. Wahrscheinlich wäre sie eingedämmert, hätte nicht der Mann, der quer über dem Stiegenloch hing, laut aufgestöhnt. Das erschreckte sie so sehr, dass sich ihre Gestalt veränderte und sie ihre Hände und Füße zurückbekam. Schnell krabbelte sie von dem Verletzten fort, da sie fürchtete, er könne plötzlich zu sich kommen und sie angreifen. Sie kroch geradewegs auf die Blutpfütze zu, in der Anbar lag. Denn da war Platz, da schien die Sonne und dort war sie am weitesten von der Tür entfernt, zu der jederzeit neue Feinde hereinkommen konnten.
    Sie strengte ihre Augen an und versuchte etwas zu erkennen. Verschwommen war das Bild. Sie bekam es nicht klar. Da waren die blonden Haare und dort, wo sie nicht rot von Blut waren, leuchteten sie im Sonnenschein. Er lag da wie ein aufgebahrter, toter Kriegsheld, nur dass Elsa die Gesichtszüge nicht erkennen konnte. Das war wahrscheinlich auch besser so. Sie hörte wieder das Holz knacken, irgendwo tropfte etwas. Vergeblich mühte sie sich, ihre Vernunft zurückzubekommen, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber in ihren Schläfen pochte es, die Augen gehorchten ihr nicht und ihre zitternden Arme wollten sie nicht mehr abstützen. So segelte sie schließlich zu Boden, merkte, wie ihr Kinn aufschlug, und blieb auf dem Bauch liegen. Sekunden oder Minuten mochten vergehen, ohne dass sie etwas hörte, sah oder fühlte. Dann auf einmal sprach jemand, viel zu nah bei ihr, als stünde die Person direkt neben ihr.
    „ Sind sie alle tot?“
    „ Wartet, König Nada!“, rief jemand alarmiert. „Sie bringt euch um!“
    „ Das soll sie sein?“, fragte der König. Er musste ein schwerer, großer Mann sein, denn selbst wenn er leise sprach, so wie jetzt, brummte seine Stimme tief und kräftig.
    „ Fallt nicht auf das Äußere hinein! König Nada, kommt zurück!“
    Elsa hörte schwere, sehr schwere Schritte auf den Holzdielen. Sie gingen um ihren Kopf herum und hielten in nächster Nähe an. Elsa hörte ein Geräusch, als ob ein Koloss in die Knie ging. Der Koloss schnaufte gequält.
    „ König!“, rief jetzt der aufgebrachte Antolianer an der Tür. Nicht ehrfürchtig rief er, sondern so, wie man einen Hund ruft, der nicht hören will. Der König hörte auch nicht. Elsa blinzelte. Ihr Kopf lag Anbar

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