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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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wären. Bestimmt würden sie gegen Ende neue Anwärter suchen, die sie zu Ganduup machen, damit ihre Tradition und ihr Wissen überleben, doch bis eine neue Ganduup-Bewegung gefährlich werden könnte, würden wahrscheinlich zwei- bis dreitausend Jahre vergehen. Wir müssen damit rechnen, dass die Ganduup schlimm wüten und jeden schönen oder wichtigen Ort der Hochwelten dem Erdboden gleich machen werden. Aber es kann ihnen nicht gelingen, die gesamte Kultur der Hochwelten auszulöschen. Wir werden furchtbare Verluste erleiden, aber nicht untergehen. Wenn der Krieg vorbei ist und die Ganduup tot sind, dann können wir anfangen, alles wieder aufzubauen. Alles, was wir brauchen, um diesen Krieg zu gewinnen, sind Raben, die wissen, was sie tun, und sich bis zuletzt dem Einfluss der Ganduup entziehen. Das Tor darf nicht durchschritten werden, sechs Jahre lang, und der Krieg endet von selbst. Umso törichter ist Torbens Versuch, euch töten zu wollen. Denn es kann passieren, dass ihr sofort wiedergeboren werdet, so wie du das letzte Mal auch sofort wiedergeboren worden bist. Zur Not können die Ganduup auch ein Kind beeinflussen und zum Geist machen und sich von ihm durch das Tor führen lassen. In eurem jetzigen Zustand seid ihr für uns ungefährlicher als im wiedergeborenen Zustand. Aber Torbens Mehrheit sieht das nicht so. Sie befürchtet, dass einer von euch umkippen könnte.“
    Die Wiese rund um die Ruine war immer noch der friedlichste Ort, den Elsa sich vorstellen konnte. Allmählich erreichte die Sonne ihre Fußspitzen. Die weißen Blumen im Gras leuchteten, als bestünden sie selbst aus Licht. Krieg und Zerstörung. Furchtbare Verluste. Aber ein Ende des Grauens in sechs Jahren. Das klang nach einem harten, aber annehmbaren Kompromiss.
    „Wenn alles vorbei ist“, sagte sie, „wer wird Antolia und die Hochwelten wieder aufbauen? Torbens Mehrheit oder die …“, sie musste lachen, als sie es sagte, „ … die Anbarianer?“
    „Wie soll man sonst einen Antur vom anderen unterscheiden? Anbar mag den Ausdruck auch nicht. Er fände den Namen Legardianer hübscher.“
    Es war Legards Strich-Mund nicht anzusehen, was er von diesem anderen Namen hielt. Aber Elsa nahm an, dass er beide Namen sehr lustig fand.
    „Wir müssen erst mal überleben“, sagte Legard. „Natürlich richtet sich die Gewalt unserer Feinde vor allem gegen die Strategen, die sie für gefährlich halten. Wenn es ihnen gelingt, den Kriegsrat auszulöschen, dann haben die Hochwelten wieder schlechte Karten. Anbar ist geschützter als ich, aber der könnte nervlich zusammenkl appen. Er wird weitermachen, so lange er kann, aber vielleicht schafft er es irgendwann nicht mehr. Seine größte Stärke ist auch seine größte Schwäche. Er ist Antolias Gewissen. Deswegen vertrauen ihm die Leute, weil sie glauben, dass er von Herzen handelt. Aber sein Herz ist empfindlich. Er erträgt vieles nicht. Deswegen hat er sich ja auch die Aufnahmen nicht angeguckt. Wenn ihn etwas mitnimmt, schläft er nicht mehr, und wenn er mal eine Woche lang nicht mehr geschlafen hat, dann muss man gut auf ihn aufpassen. Er steht dann sehr neben sich. Das muss angefangen haben, nachdem er das Bergwerk überlebt hatte, dass er zeitweise zu schlafen aufgehört hat und dann völlig apathisch wurde. Ich weiß nicht, wie das wird, wenn die Ganduup sein geliebtes Antolia pulverisieren und hier und da auf die Bevölkerung losgehen. Es ist jetzt schon schwierig, denn die Schreckensnachrichten aus den unaufgeklärten Welten reißen nicht ab und er kämpft um sein Gleichgewicht. Bis jetzt hält er sich tapfer.“
    Legard sagte das ganz fürsorglich. Er kam Elsa nicht so gefühlskalt vor, wie Romer behauptet hatte. Er war nur sehr nüchtern.
    „Anbar hat dich geschickt?“, fragte Elsa. „Weil er es für möglich hielt, dass ich hierherkomme?“
    „Ja, er hat es gehofft.“
    „Sollst du mir sagen, dass das Verfahren abgeschafft wurde und nachsehen, ob ich noch heile bin?“
    „Vor allem soll ich ihn holen, damit er mit dir sprechen kann, aber noch sitzt er im Rat fest. Ich denke, in ein oder zwei Stunden kann ich mich auf den Weg machen.“
    Elsa war erstaunt. Sie merkte gleich, wie ihr Herz losgaloppierte.
    „Er will mich sprechen? Warum?“
    „Warum nicht? Ich dachte, ihr mögt euch.“
    „Dass wir uns mögen, ist für ihn zweitrangig. Ihm geht es immer nur um die Sicherheit und die Vernunft und was alles passieren könnte. Seit ich ihn kenne, sagt er mir, dass ich

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