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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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zu, aber ich brauche jemanden, der mich moralisch absichert und die Fahne hochhält. Ich gehöre zu den Kindern, die begeistert mit Grubenmannspielzeug gespielt haben. Er ist mein Held gewesen, wegen ihm bin ich zu den Außengängern gegangen und danach in die Politik. Ich habe ihm immer nachgeeifert. Natürlich weiß ich mittlerweile, dass ich fast alles besser kann als er, aber ich brauche ihn zur Orientierung. Wenn er schlapp macht, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.“
    „Du meinst, ich soll ihm das Leben nicht noch schwerer machen?“
    „Ich stand neben ihm, als die Nachricht kam, dass sie dich geschnappt haben. Mir war klar, dass ich nicht mehr auf ihn zählen kann, wenn sich die Schreckensnachricht bewahrheitet und erfüllt. Torben hat deine Gefangennahme stolz im Rat verkündet. Normalerweise gehe ich nicht aus mir heraus und erhebe nicht meine Stimme, aber in dem Fall bin ich in den Rat gerannt und habe Torben angebrüllt und ihn einen Mörder geschimpft. All das hat nichts genützt, er konnte mir aufrichtig erwidern, dass er nicht mal eingreifen könnte, wenn er wollte, da es die Entfernung, die zu überbrücken sei, nicht zuließe. Wahrscheinlich sei das Verfahren längst vollzogen worden und schließlich sei die Entscheidung, dies zu tun, vor langer Zeit aus vernünftigen Gründen gefällt worden. Man kann sagen, dass daraufhin in unserem braven Rat ein Tumult losbrach. Anbar war nicht dabei. Ich bin wieder zu ihm rausgelaufen und als ich ihn sah, wusste ich, dass er nie wieder würde schlafen können.
    Aber schon kurze Zeit später kam die erlösende Nachricht: Die Mission ist gescheitert, der Rabe entwischt. Das war ein Paukenschlag, ein Fest! Torbens Gesicht, seine Wut und Enttäuschung waren eine Entschädigung für den Schrecken, den wir durchlebt hatten. In Anbar kam das Leben aber nur langsam zurück und die Zeitungsberichte über die Gräuel des Verfahrens haben ihm einiges abverlangt. Zumal ich ihm alle Einzelheiten erzählen musste, damit er anderen gegenüber glaubhaft versichern kann, er hätte die Aufnahmen gesehen. Aber das schafft er. Er schafft alles, solange du lebst. Er schafft noch viel mehr, wenn er sich von Zeit zu Zeit davon überzeugen kann, dass du es tatsächlich tust. Deswegen habe ich nichts dagegen, wenn ihr euch begegnet. Es ist gefährlich, aber es hält ihn bei Kräften. Abgesehen davon bin ich Antolianer. Die haben eine Schwäche für Liebesgeschichten, insbesondere wenn Helden darin vorkommen.“
    Es war Legard nie anzusehen, ob er etwas ernst meinte oder nicht. Man musste es sich denken. Elsa dachte, dass seine Sorge um Antolias Zukunft bestimmt ausgeprägter war als sein Hang zur Romantik.
    „Hast du eigentlich keine Angst, dass plötzlich jemand aus dem Tor kommt und dich und mich hier sitzen sieht?“, fragte sie.
    „Du würdest ja hoffentlich schnell wegfliegen und ich würde denen erzählen, dass ich dich mit rührseligen Geschichten eingelullt habe, damit ich später verschwinden kann, um Verstärkung zu holen, während du brav hier sitzen bleibst, weil du netten Besuch erwartest und kein Killerkommando, das dich innerhalb von einer Millisekunde mit einem Karput-Pfeil in ein Häufchen Asche verwandelt. Natürlich würde ich sie beschimpfen, weil sie mir in die Parade gefahren sind und alles versaut haben.“
    Elsa wurde ein bisschen steifer als zuvor und überlegte ernsthaft, ob sie Legard misstrauen sollte.
    „Du kannst ja noch blasser werden als du sowieso schon bist“, stellte er fest.
    „Kann ich nicht.“
    „Doch, mit dem Gesicht schon. Warum bist du eigentlich nicht du selbst?“
    „Ich fühle mich sicherer so“, sagte sie. „Ich war nicht mehr ich selbst, seit ich entkommen bin.“
    „Sie haben ein halbes Jahr lang keine Spur von dir gefunden. Während sie die anderen immer mal wieder aufstöbern. Wie machst du das?“
    „Ich kann neue Tore machen und wieder verschließen.“
    „Ui!“, sagte Legard und da sich seine Augen ein wenig vergrößerten, nahm Elsa an, dass er wirklich beeindruckt war. „Das ist gut. Denn dadurch, dass euch Möwen und Ausgleicher nicht mehr einfangen, sondern töten wollen, wird es leichter für sie und schwieriger für euch. Ein Treffer mit der richtigen Waffe reicht, um erfolgreich zu sein. Als sie noch das Verfahren anwenden wollten, mussten sie darauf achten, dass sie euch am Leben lassen. Hast du Hunger?“
    „Ich habe das Frühstück ausfallen lassen.“
    „In der Burg gibt es bestimmt irgendein

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