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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Dauerfutter. Das ist für antolianische Verhältnisse eher fad, aber du bist ja nicht verwöhnt. Behalte schön das Tor im Auge, ich bin gleich wieder da.“
    Sie behielt schön das Tor im Auge, schaute sich aber ab und zu nach der Ruine um, weil sie vermeiden wollte, dass Legard wider Erwarten mit einem Karput-Pfeil zurückkam und sie unvorbereitet in Asche verwandelte. Er kam aber nicht, dafür kam plötzlich ein anderer über die Wiese gelaufen. Er musste gerade aus dem Tor gekommen sein. Es war der Mensch, den Elsa von allen am liebsten sehen wollte und dessen fabelhafter Anblick mit nichts zu vergleichen war. Wenn es ihm an Kräften, Nerven oder Schlaf mangelte, war es ihm nicht anzusehen. Es hielt sie nicht auf ihren Steinen, sie lief ihm gleich entgegen, und da sein Gesicht so freundlich war wie die Sonne selbst und Legard behauptet hatte, sie sei die Liebe seines Lebens, hatte sie keine Hemmungen sich Antolias beliebtestem Helden an die Brust zu werfen. Überwältigt von dem vertrauten, guten Geruch drückte sie ihr Gesicht in eine Lücke zwischen Hemd und Haut und genoss es, umarmt zu werden, obwohl etwas an der Umarmung nicht stimmte. Zwar war sie fürsorglich und liebevoll, doch nicht so ungebremst und stürmisch, wie sich Elsa das gewünscht hätte. Dann sagte Anbar:
    „Immerhin siehst du dir ein bisschen ähnlich.“
    Da dämmerte es ihr, dass sie ihn gerade dazu nötigte, eine ihm vollkommen fremde Migrall zu umarmen. Das Missgeschick veranlasste sie, sich aus den Armen zu graben und etwas betreten zur Seite zu schauen, wo Legard schon wieder stand und sie heimlich auslachte. Sie hätte schwören können, dass seine Mundwinkel ganz leicht nach oben zeigten.
    „Ich gehe jetzt“, sagte Legard zu Anbar. „Was hältst du von Nummer Vier?“
    Elsa sah Überraschung in Anbars Gesicht. Seines war viel leichter zu lesen als Legards.
    „Wenn du meinst?“, erwiderte er.
    Ja, das meinte Legard wohl, denn er marschierte davon, ohne noch etwas zu sagen. Den kurzen Blick, den Anbar ihm hinterherwarf, nutzte Elsa, um ihr Erscheinungsbild zu verändern. Trotz aller Aufregung achtete sie auf ihr Sonntagskleid und das Messer der Köchin – beide überstanden die Verwandlung unversehrt.
    „Oh, das ist besser“, sagte Anbar, als er sich wieder zu ihr umdrehte. Seine Augen strahlten und das war sehr erwärmend, zumal Elsa nun mitten in der Sonne stand, die heiß brannte an diesem späten Morgen. Sie ergriff seine Hände, konnte aber nicht tun, wonach es sie verlangte, weil ihr die mysteriöse Nummer Vier keine Ruhe ließ.
    „Was ist Nummer Vier?“
    „Eins von zehn Alibis, die wir immer in Reserve haben.“
    „Was ist an Nummer Vier so überraschend?“
    „Es ist ein großzügiges Alibi.“
    „Großzügig?“
    „Es gibt Alibis für eine Stunde und Alibis für einen Tag.“
    „Oh! Es ist ein Alibi für einen Tag?“
    Sie wartete nicht, da sie sich der Antwort sicher war, und steckte ihre Nase in das Gesicht, das ihr entgegenkam. Diesmal war die erwiderte Umarmung so, wie sie sich das wünschte und noch besser. Denn sie wurde mit Küssen bedeckt und fast erdrückt.

KAPITEL 39
     
    Das personifizierte Wenn und Aber, wie Romer ihn genannt hatte, beließ es aber nicht bei den Küssen, sondern schob Elsa schon wieder ein Stück von sich fort, um sie genau zu betrachten.
    „Was ist das?“, fragte er und legte seinen Finger auf eine Brandnarbe an ihrem Hals.
    „Das habe ich überall. Ich bin in Brand geraten auf der Flucht.“
    „In Brand?“
    „Ich weiß es nicht genau. Der Boden, auf dem ich gelandet bin, hat jedenfalls geraucht.“
    „Aber sonst ist alles in Ordnung?“
    „Ja“, sagte sie, ohne zu wissen, ob das wirklich der Fall war, und starrte in das Gesicht, das sie so lange vermisst hatte. Da war der vertraute forschende Blick und der Ernst, der sie immer so eingeschüchtert hatte, und auch jetzt bekam sie weiche Knie, da der Mensch, nach dem sie sich die ganze Zeit verzehrt hatte, ihr doch noch viel fremder war, als sie es erwartet hätte. Es wäre leichter gewesen, sich küssen zu lassen, statt ihm in die Augen zu schauen, aber er machte typischerweise keine Anstalten, dies zu tun, sondern schubste sie leicht in Richtung Ruine.
    „Los“, sagte er. „Du willst doch nicht etwa neben dem Tor stehen bleiben.“
    „Ich habe die ganze Zeit mit Legard neben dem Tor gesessen. Das war sehr entspannend. Er ist nicht ständig auf der Hut.“
    „Natürlich ist er auf der Hut und bestimmt habt ihr euch

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