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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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müssen wir schon bald handeln, in ein paar Wochen womöglich, damit wir wirklich alle in Sicherheit bringen können.“
    Elsa war bestürzt. Dass Legard, der sonst keine Miene verzog, leicht die Stirn runzelte, während er das erzählte, machte es nicht besser.
    „Anbar graut vor diesem Schritt“, sagte Legard. „Zumal er selbst ein gebürtiger Bewohner dieser Stadt ist und ebenso an ihr hängt wie jeder andere, der dort lebt. Aber er weiß, dass es sein muss und dass wir uns bald überwinden müssen, es zu tun.“
    „Ihr, wieso ihr? Ihr seid die Minderheit, ihr habt doch nichts zu sagen?“
    „Das Schicksal will es leider, dass uns die Drecksarbeit zufällt. So wie es einen Regierungsrat gibt, gibt es auch einen Kriegsrat. Der besteht aus den Kommandanten der Staatsheere, die normalerweise dafür zuständig sind, die Grenzen zu sichern und die Möwen bei ihren Rabenkriegen zu unterstützen. Die Kommandanten der Lichter stellen den größeren Teil des Kriegsrats. Weißt du, was Lichter sind?“
    „Du bist einer, habe ich gehört. Das sind die Außengänger, die für die harten Missionen zuständig sind. Kampfmaschinen hat Romer sie genannt.“
    Hier wurde Legards Strich-Mund ein bisschen länger.
    „Das sieht Romer ähnlich, dass er nachplappert, was die Leute so sagen. Ein Lichter muss nur kämpfen, wenn etwas schief läuft. Die eigentliche Stärke der Sondereinheiten ist, dass sie gut planen können, die Nerven behalten und in komplizierten Situationen die richtigen Entscheidungen treffen. Wenn nicht alles so klappt, wie es sollte, dann schadet es nicht, wenn man über ein paar Kampfmaschinen-Fähigkeiten verfügt, aber das ist nicht die wichtigste Voraussetzung. Es ist aus den Köpfen der Leute nicht herauszukriegen, dass ein Lichter etwas anderes zu tun hat, als sich die ganze Zeit durch feindliches Gelände zu ballern. Wenn das wirklich so wäre, dann wäre die Sterblichkeitsrate wesentlich höher.“
    „Aber es klingt doch gut“, sagte Elsa. „Wenn er mir etwas von Sondereinheiten erzählt hätte, die gut planen können, hätte ich mich gelangweilt.“
    „Ich langweile dich nur ungern“, sagte Legard, „aber die Wahrheit ist: Auch im Kriegsrat wird nicht geballert, sondern geplant. Ich sitze da drin, weil ich ein Lichter-Kommandant bin, und da ich außerdem Anbars Stellvertreter bin, wissen natürlich alle, für welche politische Richtung ich stehe. Nun ist es auch noch so, dass die meisten Außengänger Anbarianer sind, ebenso wie ein großer Teil der Streitkräfte. Torben Antur, der vom Krieg so viel Ahnung hat wie eine Henne vom Fliegen, hat das regierungstreue Militär um sich geschart und für die Rabenjagd eingesetzt. Er setzt darauf, dass der Krieg beendet werden kann, indem alle Raben ausgeschaltet werden. Neuerdings nicht mehr durch das Verfahren, sondern indem sie getötet und ins nächste Leben geschickt werden. Da Raben manchmal fünfzig Jahre brauchen, um irgendwo wieder aufzutauchen, erhofft er sich dadurch eine Atempause. Er glaubt, dass die Ganduup sich zurückziehen, wenn kein Rabe mehr verfügbar ist, und dass wir in der Zwischenzeit aufholen, um sie dann später zu besiegen. Ein dummer Plan, aber den meisten Leuten ist er lieber, als den drohenden Katastrophen jetzt schon ins Auge zu sehen. Torben konzentriert sich also lieber auf die Rabenjagd und dadurch haben die Anbarianer im Kriegsrat die Mehrheit. Das wiederum bedeutet, dass ich in Absprache mit Anbar mehr oder weniger den ganzen Krieg und die Zusammenarbeit mit dem Militär der Möwen organisieren darf. Es macht mir keinen Spaß, trotzdem glaube ich, dass ich es am besten kann. Ich bin durch und durch Stratege und lieber mache ich es selbst, als es anderen zu überlassen.“
    „Wie möchtest du diesen aussichtslosen Krieg gewinnen?“
    „Indem wir die nächsten sechs Jahre überleben. Die Ganduup haben keine Zeit. Wenn du die Schlafenden gesehen hast, dann weißt du vielleicht auch, dass ihre Lebensdauer begrenzt ist. Der Körper macht das fünf Jahre mit, manche schaffen es ein oder zwei Jahre länger. Dann sterben sie und mit ihnen die Geister. Die Ganduup müssen also ihr Ziel, das Durchqueren des letzten Tors, innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre erreichen, sonst gehen sie alle zugrunde. Sie würden einfach verschwinden und die Heere, die sie jetzt unter ihrer Kontrolle haben, würden richtungslos werden und wieder sich selbst gehören. Der Krieg würde schnell enden, da die Kriegsherren ausgestorben

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