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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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triffst?“
    „Wenn es in meiner Macht steht, ja. Aber es steht ja nicht in meiner Macht oder was meinst du?“
    „Nein, tut es nicht.“
    „Ich habe eine gute Nachricht für dich“, sagte Legard, „das Verfahren ist abgeschafft worden.“
    „Ist es?“ Elsa war maßlos überrascht. Vor allem, weil er das so nüchtern dahinsagte.
    „Erst seit zwei Wochen“, erklärte er. „Deine Verhaftung war sehr hilfreich. Komm, wir setzen uns da drüben in den Schatten. Sonst kriegst du noch einen Sonnenstich.“
    Er zeigte auf einen Haufen Steine, die im Schatten der Ruine lagen. Dann ging er dorthin, ohne sich noch einmal umzudrehen, in der Annahme, dass Elsa ihm folgte, was sie tatsächlich auch tat.
    „Ich hatte noch nie einen Sonnenstich“, sagte sie, als sie sich neben ihn auf die Steine setzte. Sie hatten auf diese Weise das Tor gut im Blick und das mochte seine eigentliche Absicht gewesen sein.
    „Aber du bist doch so blass“, sagte er. „Solche Leute sind empfindlich gegen Sonne.“
    „Warum war meine Verhaftung hilfreich?“
    „Weil ich mir die Aufnahmen angesehen habe. Die waren dazu geeignet, den durchschnittlichen Hochweltler zu Tode zu erschrecken. Deswegen habe ich -“
    „Was für Aufnahmen?“
    „Die Aufnahmen, die in der Höhle während des Verfahrens gemacht wurden. Es wurde alles gefilmt, das ist so üblich, damit sich später jeder von der Rechtmäßigkeit und dem ordnungsgemäßen Ablauf der Sache überzeugen kann.“
    „Ich wurde gefilmt?“, fragte Elsa, bodenlos entsetzt. „Du hast dir angesehen, wie ich Rotz und Wasser geheult, um mein Leben geschrien und mir in die Hose gemacht habe?“
    „Ach, hast du?“, fragte er, doch als er ihren Gesichtsausdruck sah, fügte er schnell hinzu: „Ich hab nicht gesehen, ob du dir in die Hose gemacht hast. Überhaupt bist du das einzige Geschöpf in diesem Film, das eine gute Figur macht. Die anderen wirken wie Monster.“
    „Das beruhigt mich nicht. Hat Anbar das auch gesehen?“
    „Nein.“
    „Er wird es auch nicht tun?“
    „Nein.“
    „Hat es sonst noch jemand gesehen?“
    „Ja, eine Menge Leute. Ich habe die Aufnahmen in die öffentlichen Geschichtsarchive eingespeist und da sind sie immer noch. Jeder kann sie sehen, der es auf sich nehmen will, und davon haben vor allem die Zeitungsleute Gebrauch gemacht. Sie haben einzelne Bilder herausgenommen, auf ihre Titelseiten gehoben und lebhaft beschrieben, wie da ein armes, unschuldiges Mädchen im Namen der Hochwelten zu Tode gequält wird oder worden wäre, wenn die Ausführenden nicht versagt hätten.“
    Er machte eine Pause, um abzuwarten, wie sie reagierte. Sie reagierte aber gar nicht, sondern versuchte zu ertragen, dass sie heulend die Zeitungen der Hochwelten geschmückt hatte. Es gelang ihr kaum, so schrecklich war der Gedanke.
    „Außerdem habe ich die Aufnahmen im Rat vorgeführt“, erzählte er weiter, „gegen alle Proteste. Ein Drittel hat gekniffen, ein Drittel ist während der Vorführung mit grünem Gesicht rausgelaufen und das letzte Drittel hat tapfer durchgehalten und war danach urlaubsreif. Denn in den Hochwelten gibt es keine vorsätzliche Grausamkeit, niemand würde einem anderen Wesen mit Absicht Schmerzen zufügen. Alle Hochweltler blenden diese Möglichkeit vollkommen aus. Deswegen haben sie wohl auch gedacht, das Verfahren sei eine glatte, saubere Sache. Man drückt ein paar Knöpfe und weg ist der Rabe. Anbar konnte ihnen tausendmal erklären, dass es anders ist, aber sie wollten es nicht wissen und nicht hören und die Mehrheit hat ihm immer wieder vorgeworfen, dass er das Volk absichtlich erschrecke. Aber jetzt, nachdem es glaubhaft und bebildert in der Zeitung stand, ist das erschrockene Volk sauer. Sie fühlen sich von ihrer Regierung betrogen und die musste daraufhin mächtig zurückrudern. Vor zwei Wochen haben sie das Verfahren ausgesetzt und mittlerweile haben sie angekündigt, dass es in den Katalog der menschenunwürdigen Waffen aufgenommen wird. Das bedeutet, dass die Regierung es nicht mehr anwenden darf und alle existierenden Gerätschaften dieser Tötungsmethode zerstört werden.“
    Elsa bestaunte Legard. Er war ja sehr zielstrebig in dem, was er tat. Vermutlich musste sie ihm dankbar sein. Aber die Titelseiten gingen ihr nicht aus dem Kopf.
    „Du würdest nicht wollen, dass man dich so filmt!“, sagte sie.
    „Mir würden die Fesseln und der Knebel auch nur halb so gut stehen“, erwiderte er. „Da musst du dir keine Sorgen machen. Es sind

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