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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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dir Sorgen macht, lässt sich mit Flügeln ausbügeln“, sagte er. „Aber wenn du aufhören würdest, deine Nase tiefer in den Himmel zu stecken als es die Gesetze der Schwerkraft normalerweise zulassen, dann wäre mir schon wohler.“
    „Es geht alles mit rechten Dingen zu“, sagte sie und stellte sich zur Bekräftigung auf die Zehenspitzen. „Siehst du? Mein Gleichgewicht kann ich gut halten, damit kenne ich mich aus!“
    „Gut, dann bleib, wo du bist, und stell dich meinetwegen auf ein Bein“, sagte er. „Das ist langfristig sowieso sicherer.“
    „Sicherer als was?“
    „Als zu viele Berührungspunkte zwischen dir und mir. Warum bist du eigentlich hergekommen? Wolltest du mich sehen oder Morawena?“
    Sie kam jetzt doch ins Wanken, daher machte sie einen bedächtigen Schritt rückwärts.
    „Ich dachte nicht, dass du hier wärst. Das letzte Mal bist du ja auch nicht gekommen.“
    „Wer war das dann, der dich zu Segerte getragen hat?“
    „Ich meine später. Du hättest dich verabschieden können.“
    „Das habe ich getan. Aber da hast du geschlafen. Wie soll das sonst gehen? Soll ich sagen: Mach’s gut für immer?“
    Das war zwar einleuchtend, zumal sie sich nicht vorstellen konnte, dass sie ihn freiwillig hätte gehen lassen. Trotzdem musste sie ihn jetzt mit großen, schwarzen Augen vorwurfsvoll ansehen, weil sie die verregneten Dschungelnächte nicht vergessen hatte, in denen ihr fast das Herz gebrochen war.
    „Ich dachte, du liebst mich nicht.“
    Der Blick, den sie auf diese Äußerung hin erntete, war so befremdet und erstaunt, dass sie schnell hinzufügte:
    „Jedenfalls nicht so, wie Legard mir das vorhin netterweise erklärt hat. Dass du irgendwie an mir hängst, das wusste ich schon.“
    „Na immerhin“, sagte er. „Vielleicht hätte ich es erwähnen sollen. Aber jetzt erzähl mir bitte nicht, dass du deswegen Wolts Möwen in die Arme gerannt bist!“
    „Es war nur ein Missgeschick“, erklärte sie schnell. „Eine Dummheit.“
    Sie hätte sich denken können, dass das nicht funktionierte. Er sah ihr die Wahrheit an und da half es nichts, dass sie über die aufgeworfenen Steine stieg, zu der Mauer hin, auf der er saß, und so tat, als wäre das Thema für sie längst abgehakt.
    „Du dachtest also, es lohnt sich nicht, gut aufzupassen?“, fragte er.
    Er erwartete keine Antwort, er erwartete nur, dass sie sich den Händen überließ, die er nach ihr ausstreckte, was sie auch bereitwillig tat. Diese Hände zogen sie in seine Arme und die Arme schlossen sich fest um sie. Sie drückte ihr Gesicht an seins, selig, dort zu sein, wo sie war, und er strich ihr übers Haar.
    „Für alle Fälle“, sagte er nun, dicht an ihrem Ohr, „sage ich es dir jetzt: Das einzige Geschöpf, das ich jemals geliebt habe und immer lieben werde, auf diese Weise, die der Prachtkerl Legard dir offensichtlich beschrieben hat, bist du. Mein Leben, mein ganzes Glück. Wenn es dir gelungen wäre, dich eliminieren zu lassen, dann wäre ich jetzt so leer und kalt und leblos wie ein Stein und niemand könnte noch irgendetwas mit mir anfangen. Ich war mir sicher, dass du das weißt. Aber ich bin lernfähig. Es leuchtet mir ein, dass die Umstände unerfreulich genug waren, um dich daran zweifeln zu lassen.“
    Sie ließ diese wunderbaren Worte eine Weile auf sich wirken und musste dann ihr Gesicht von seinem lösen, um ihn anschauen zu können.
    „Ich bin dieser Frau, die du im Bergwerk gesehen hast, sehr dankbar.“
    „Dank dir selbst. Nicht dass ich es verstehe, aber es warst ja du – oder du wirst es sein. Dass du dort aufgekreuzt bist, war nicht die Ursache für diese Liebe, sondern eine Folge. Ich hab es dir schon mal gesagt: Ich weiß nicht, was das Ganze bedeutet und wer welches Spiel mit mir spielt. Ich würde deinen Ganduup sogar zutrauen, dass sie ihre Geisterfinger in meine Privatangelegenheiten stecken, aber ich bin überzeugt davon, dass es Dinge gibt, die sie nicht beeinflussen können. Sie können Menschen blind machen und gierig, aber Liebe, richtige Liebe, ist ihnen zu fremd, als dass sie sie herbeizaubern könnten. Sie können sie nur benutzen. Also sei auf der Hut, mein Ein und Alles, wenn ich nicht mehr bei dir bin. Zweifle nie wieder, hörst du?“
    Seine Finger berührten ihr Gesicht, als er das sagte, und es lenkte sie sehr vom Denken ab. Sie dachte flüchtig an die gleißenden Stoffe, die unsichtbaren Fesseln, die die Ganduup gewebt hatten, um Menschen in unstillbare Sehnsucht zu

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