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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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hassenswertes Geschöpf handelt. Es wurde auch nie eine Antwort auf die Frage gefunden, warum dieses Geschöpf nur alle ein- bis zweihundert Jahre Ärger macht. Wird es zwischendrin nicht wiedergeboren? Lebt es vielleicht ein, zwei Leben lang friedlich, bevor es wieder Schaden anrichtet? Niemand weiß es. Aber Torben war das egal. Selbst als klar war, dass du ein zweiter Rabe bist und daher nicht sicher schuldig, schon gar nicht in diesem Leben, wollte er deine Zerstörung. Aus Sicherheitsgründen. Damit hat er endgültig das Wichtigste, was unsere Kultur zu bieten hat, über Bord geschmissen, nämlich die Güte. Weißt du, was passiert wäre, wenn du damals, als Dreizehnjährige, für immer getötet worden wärst?“
    „Gaiuper hätte nichts zu tun gehabt. Er hätte das letzte Tor nicht gefunden. Die Ganduup wüssten nicht mal, wo es ist. Morawena säße im Käfig und Niko würde immer noch das Matrosenviertel unsicher machen.“
    „Das letzte Tor wäre größer geworden, die Grenzen durchlässiger. Irgendwann, Jahrzehnte oder Jahrhunderte später, wären noch ein paar Raben hierhergekommen. Die Hochwelten hätten sie verfolgt und nach Möglichkeit ermordet, obwohl sie unschuldig gewesen wären. Denn diese Maßnahme hat sich ja bewährt und sie ist ja berechtigt, weil sie den Frieden sichert. Der Niedergang Antolias wäre fortgeschritten, es hätte noch weniger Außengänger gegeben, noch weniger Männer und Frauen, die sich der Wirklichkeit stellen. Nachlassende Stärke, die dadurch ausgeglichen worden wäre, dass man alle Technik in den Dienst der Vernichtung möglicher Feinde gestellt hätte. Verbotene Waffen wären für die Rabenverfolgung wieder erlaubt worden, die Jagd wäre immer erbarmungsloser geworden, denn die Sicherheit der Hochwelten hätte mittlerweile die Güte als allerhöchstes Gebot abgelöst.
    Eines Tages hätten die Ganduup einen der verfolgten Raben für sich gewonnen. Nicht weil dieser Rabe böse und machthungrig gewesen wäre, sondern weil er seine Feinde, die ihn so erbarmungslos jagen, für schlecht gehalten hätte. Ihre Vernichtung hätte ihm bestimmt nicht leid getan. Nehmen wir an, das Ganze wäre in hundertfünfzig oder zweihundert Jahren passiert. Sommerhalt wäre schon verschlungen, das letzte Tor zu offensichtlich, um noch übersehen zu werden. Es zu verteidigen wäre den Möwen und den Hochwelten unmöglich gewesen, da die Ganduup in den zweihundert Jahren weitere Fortschritte gemacht hätten. Ihren willigen Raben durch das letzte Tor zu schicken, ohne ernstzunehmenden militärischen Widerstand, das wäre die leichteste Übung gewesen. Jenseits des Tors tut der Rabe, was er für seine Bestimmung hält – und bei uns Menschen gehen alle Lichter aus. Für immer. Und warum? Weil wir eine Hochkultur waren, die es nicht geschafft hat, im Zustand der Angst menschlich zu bleiben. Es geht also gar nicht um dich, mein bevorzugter Rabe, sondern um nicht weniger a ls die Gesamtheit aller Univers en auf dieser Seite der Grenze. Vielleicht auch auf der anderen. Am Ende dieses Zeitalters bleiben nur zwei Möglichkeiten: ein Untergang für immer oder ein Übergang in eine neue Zeit. In dieser neuen Zeit werden Raben und Menschen vielleicht zusammenhalten. Wir sind also sehr fortschrittlich, du und ich, nur leider darf das keiner wissen.“
    „So stellt ihr euch das vor? Alles geht kaputt, aber irgendwann sind die Ganduup tot und ihr könnt von vorne anfangen? Mit uns?“
    „Das ist keine Vorstellung, die mich beflügelt und morgens an die Arbeit treibt. Alleine wenn unsere Hauptstadt zerstört wird, ist ein wichtiger Teil meines Lebens für immer beerdigt. Dass ich den Krieg tatsächlich überlebe, kann ich mir gerade auch nicht vorstellen. Aber der Beginn einer neuen Zeit hat es so an sich, dass eine Menge Porzellan zerschlagen wird. Entweder gehöre ich zu den Scherben oder altere vor meiner Zeit. Uns beiden bleiben haarsträubend riskante Begegnungen für halbe oder ganze Tage, aber das ist besser als nichts.“
    Elsa lauschte in die Nacht hinein, die voller Geräusche war. Er sagte all das und doch witterte sie Paradiese jenseits aller Vernunft. Konnte es sein, dass er so gar keine Hoffnung hatte?
    „Wenn du von der Küche erzählst, in der Entalis wohnt, klingt das nicht so, als ob du vorhättest, Antolia zu räumen.“
    „Ich tue gerne so, als ob es anders wäre.“
    „Aber du denkst nicht, dass es noch anders kommen könnte?“
    „Es müsste schon ein Wunder geschehen. Legard glaubt

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