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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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gewesen, beizeiten ihre Schuhe zu suchen, aber jetzt war es zu spät dazu. Sie lagen irgendwo auf der anderen Seite des Sees und sie würde die Stelle erst bei Morgensonne wiederfinden.
    „Er hat gesagt, der Name Antagas sei eine Abwandlung von Antur“, erklärte sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte, „und ihr hättet einen gemeinsamen Ururopa oder so etwas.“
    „Da kann er sich viel drauf einbilden. In Antolia heißt jeder dritte Mensch Antur. Das kommt daher, dass man sich aussuchen kann, ob man den Namen des Vaters oder der Mutter trägt. Jeder, der jemals mit einem berühmten Antur verwandt war, vererbt den Namen zehnfach an seine Kinder und hundertfach an seine Enkel und immer so weiter.“
    „Ich dachte, ein Antur wäre was Besonderes.“
    „Es gibt die wichtigen und die unwichtigen Anturs. Der gewöhnliche Antur hat einen Beinamen, damit man ihn von einem anderen Antur unterscheiden kann. Romers Großvater war Antur, der Barfüßige. Ein Heiler mit wilden Ansichten darüber, was für einen Menschen gut oder schlecht sei. Schuhe zum Beispiel waren schlecht.“
    „Oh, das passt ja. Ich wünschte, ich hätte gerade welche.“
    „Es ist immerhin Sommer. Antur, der Barfüßige, ist im Winter ohne Schuhe durch den Schnee gelaufen. Ganz schlimm fand er auch die Verbildung eines Menschen durch die Zivilisation einer Hochkultur. Deswegen ist er nach Sommerhalt ausgewandert und hat Romers Vater und dessen Kinder in Unwissenheit aufwachsen lassen.“
    „Ohne Schuhe?“
    „Vermutlich. Für die Wissenschaftler ist das Ganze ein interessantes Experiment, aber für die Betroffenen war es unerfreulich. Zumindest hört es sich so an, wenn Romer ein paar Gläser Wein getrunken hat. Wir sind gleich da.“
    Elsa hielt ihren Stein hoch und sah Felsen. Ein Stück weiter gab es ein hölzernes Tor, das ins Innere des Felsens führen musste. Sie folgte Anbar, der das Tor öffnete und in der Höhle verschwand. Es war nicht viel zu sehen im Inneren. Auf den ersten Blick, im Schein des Aeiols, war sie leer. Doch Anbar ging weiter und als sie das Gleiche tat, kamen auf einmal Kammern in den Lichtkreis. Zwei oder drei in den Stein gehauene Hohlräume, die mit Zeug vollgestopft waren, deren Sinn oder Form Elsa zum Teil nur erraten konnte, zumal alles mit der Dunkelheit verschmolz. Sie sah aber auch Eisenringe, die in die Wände eingelassen waren und die Überreste von verrosteten Gitterstäben. Dicke, filzgraue Spinnweben verstopften jede Ecke und die schwarzen Umrisse, die von der Decke hingen, bewegten sich leicht im Luftzug. Dann flatterte etwas wild umher, es mussten Fledermäuse sein. Anbar ging in einer der Kammern auf die Knie und zog etwas Klapperndes aus einem Regal hervor. Es zischte leise, dann machte es kurz Peng! und ein Licht ging an. Es flackerte im Inneren einer rostigen Lampe. Eine Campinglampe, ähnlich denen, die Elsa im Kaufhaus verkauft hatte, nur dass dieses Exemplar schon ungefähr dreihundert Jahre alt sein musste, so wie es aussah. Sie steckte den Aeiol in ihr Kleid zurück und nahm die Lampe, die Anbar ihr reichte.
    Als sie sich umschaute, sah sie, dass es noch mehr Kammern gab, aber die meisten waren leer, mal abgesehen davon, dass sich in ihnen Erde, Staub, Äste und merkwürdige Berge aus Kalk häuften, die dadurch entstanden waren, dass weißes Zeug von der Decke tropfte. Es gab auch einen niedrigen Durchgang zu einem hinteren Teil der Höhle. Er sah nicht sonderlich benutzt aus und war sehr dunkel. Elsa hatte nicht vor, diese Dunkelheit zu erforschen, aber neugierig war sie doch.
    „Bist du da schon mal gewesen?“
    „Als Kind häufiger.“
    „Zusammen mit Nada und Morawena?“
    „Ja, aber auch allein. Es gab mal Zeiten, da fand ich das interessant. Wenn du mich jetzt zwingen würdest, da hineinzugehen, würde ich Schweißausbrüche bekommen und am ganzen Körper zittern. Die Decken sind sehr niedrig, die Durchgänge eng. Wie in einer alten Grube.“
    „Aber hier hältst du es aus? In diesem Fledermausstall?“
    „Ja. Solange ein Luftzug zu spüren ist.“
    „Was ist hinter dem Durchgang? Noch mehr Kerker?“
    Er lachte.
    „Sehr bezeichnend, deine Fantasie. Das sind keine Kerker, das sind Wohnungen. Hier haben Menschen gelebt. Die Gänge und Ausbuchtungen reichen bis tief in den Berg hinein.“
    „Warum gibt es dann Gitter?“
    „Zum Schutz wahrscheinlich. Gegen Angreifer oder Tiere.“
    Er hielt nun einen Krug in der Hand, der einen neueren Eindruck machte. Er war blau lackiert und

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