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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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Haltung den Bildschirm, verglich etwas mit einer Liste vor ihr auf dem Tresen, kritzelte etwas und murmelte beiläufig: »Ja, Looooohse. Hmmmmm, stimmt.« Dann sah sie ihn wieder mit strahlendem Lächeln an. »Sie wissen schon, wann Sie uns wieder verlassen werden?« Herbie zuckte verunsichert mit den Schultern. »Tja, ich weiß nicht so recht. Sagen wir, ich logiere hier erst einmal auf unbestimmte Zeit.« Hilfe suchend sah er sich nach Julius um, der zwischen den Sesseln einer chromblitzenden Sitzgruppe bedächtig Slalom schritt. »Na ja, eine Woche bleibe ich sicherlich«, schickte er eilig hinterher. Das schien der Dame zu genügen. Sie betätigte irgendwo außerhalb des Sichtfeldes eine Klingel. »Gleich wird Ihnen jemand Ihr Zimmer zeigen. Einen kleinen Augenblick bitte.« Dann eilte sie rasch zu einem klingelnden Telefon. Herbies Platz an der Rezeption wurde von einer hektischen Dame mittleren Alters mit akkurater Hochsteckfrisur eingenommen, die ihn augenzwinkemd mit »Hallöchen« begrüßte und sich dann mit wilder Gebärdensprache an die telefonierende Empfangsdame wandte. Eine Teilnehmerin eines Kongresses, wie sich wenige Sekunden später herausstellte, die mitteilen wollte, dass »der Coffeebreak sich roundabout ein viertel bis halbes Stündelchen verzögern würde«.
    Herbie bummelte zu Julius hinüber und machte rasch ein paar nutzlose Versuche, seine verstaubten Schuhe durch Scheuern an den Hosenbeinen ein wenig zu säubern. Dann folgten seine Augen Julius’ Blick auf den kleinen Glastisch und blieben an der Titelzeile des Lokalteils einer Tageszeitung haften.
    Tragischer Unfall im Steinbruch .
    Er erkannte Rosi auf der Stelle. Das Foto war untypisch ernst und hätte locker von ihrer Erstkommunion sein können, aber trotz allem waren das Rosis strahlende Augen, die ihm druckschwarz entgegenblickten. Hastig griff er nach dem Blatt und überflog den Untertitel:   Junge Frau aus Buchscheid kam beim Sturz im Steinbruch ums Leben . Er schickte sich gerade an, in den Kleintext einzusteigen, als sich jemand neben ihm vernehmlich räusperte.
    Herbie blickte auf und musste den Blick noch höher richten. Die junge Frau maß sicherlich einen Meter neunzig. Sie hatte schulterlanges braunes Haar mit einer Dauerwelle, bei der das Wort   durchgeschlagen   eine ganz neue Bedeutung gewann. Rechts und links einer furchterregend krummen und klobigen Nase blickten ihn zwei Augen treuherzig an, deren Sanftmut nicht über eines hinwegtäuschen konnte: Die junge Frau, der Livree nach eine Angestellte des Hauses, war über alle Maßen hässlicher als alle anderen Menschen, denen Herbie in seinem bisherigen Leben begegnet war. »Guten Tag. Darf ich Sie zu Ihrem Zimmer bringen?«, kam es überraschend wohlklingend irgendwo aus dieser bedauernswerten Anhäufung von Muttermalen und Akne.
    »Äh, natürlich ... gerne«, stammelte Herbie und ließ die Zeitung sinken. Er griff mechanisch nach seinem Koffer, den die junge Dame aber bereits in ihrer Rechten trug. Sie bedeutete ihm, ihr zum Aufzug zu folgen. »Es ist im dritten Stock.« An die Rezeption gewand erklärte sie im Vorbeigehen: »Der Axel ist in fünf Minuten wieder da.«
    Kaum zu glauben. Irgendwo in den Tiefen der Eifelwälder laboriert ein später Nachfahre des legendären Doktor Frankenstein. Sieh nur, mein alter Knabe! Da vorne vor uns, da trampelt gerade der lebendige Beweis für meine Theorie durch die Halle .
    Dann betraten sie zu dritt den engen Fahrstuhl. »Ich mache nur aushilfsweise Dienst in der Halle, weil der Axel mal eben weg musste. Sonst bin ich eigentlich eher hinter den Kulissen«, erklärte die junge Frau schief lächelnd.
    Das wundert mich nicht im Mindesten. Eine echte Medusa! Weitere fünf Minuten dieser Anblick, und wir werden noch hier im Lift zu Stein erstarren!
    Herbie vernahm Julius’ Nörgeleien nur mit halbem Ohr. Seine Gedanken schwirrten um die Schlagzeile des   Kölner Stadt-Anzeiger . Er dachte an Rosi und ihre letzte Begegnung. Er erinnerte sich ah einen Karnevalsball in der Schule, auf dem er einen der schnell durchzunummerierenden Küsse seines Lebens von ihr erhalten hatte. Und er dachte an Richard, der seine Rosi jetzt doch nicht mehr hatte sehen können.
    Der Lift hatte die dritte Etage erreicht, und sie schritten einen schummrig beleuchteten Flur entlang, in dem ein flauschiger, blassroter Teppichboden verhinderte, dass auch nur ein einziges Absatzklappem von ihnen zu hören war.
    Im Zimmer 317 setzte die junge Frau den

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