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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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zwischen   Münstereifel im Schnee   und diversen Jagdszenen unterbringen zu können.
    Hat sich deine Tante zu dieser Ausstellung geäußert?   Julius betrachtete versonnen ein paar der der Erdanziehung besonders stark ausgelieferten Brüste auf grob strukturiertem, vornehmlich blauem Untergrund.
    Herbie verneinte. »Ich glaube nicht, dass sie überhaupt eines dieser Bilder wahrgenommen hat. Du kennst sie. Die Gesellschaft ist ihr wichtiger als der Anlass.«
    Sie befanden sich in einem geräumigen Foyer, das von einem rückseits des Gebäudes angebrachten zweiten Eingang Zutritt zu einem Veranstaltungsraum bot, aus dem in diesem Moment laute Stimmen ertönten. Es schien sich hinter der verschlossenen zweiflügeligen Türe allerdings nicht um eines der anscheinend pausenlos stattfindenden Seminare, sondern vielmehr um eine Probe zu irgendeiner Bühnendarbietung zu handeln.
    Es war bereits später Nachmittag. Herbie hatte am Mittag in dem sehr mondän eingerichteten hauseigenen Restaurant eine mehrgängige, wenngleich ziemlich übersichtliche Mahlzeit zu sich genommen, eine ganze Weile mit der Reihenfolge der zu benutzenden Bestecke gekämpft und sich permanent die geringschätzigen Blicke Julius’ und sein bedauerndes Kopfschütteln eingehandelt. »Julius«, hatte er vor dem Dessert gezischt, »ich weiß, dass du das natürlich alles viiiel versierter hinkriegen würdest als ich, aber deine kritische Überwachungsnummer trägt nicht gerade dazu bei, dass ich es besser mache!«
    Der Kellner hatte Herbie tuscheln sehen und versäumte es nicht, seinen Kollegen mit einem Stoß in die Rippen und einem vielsagenden Wink des Kopfes auf den eigenartigen Neuankömmling hinzuweisen. Bei der Weinbestellung hatte Herbie nichts dem Zufall überlassen und, angesichts der Tatsache, dass Tante Hettis Konto strapazierfähig war und es seinem Ansehen in diesem Hause eigentlich nur nutzen konnte, zielsicher das teuerste Getränk der Karte geordert.
    Und schlecht hatte das Tröpfchen dann auch nicht mal geschmeckt.
    Wenn deine Tante die Rechnung serviert bekommt, solltest du dafür sorgen, dass du dich im Ausland befindest. Oder du lässt dich umtaufen und ziehst in die neuen Bundesländer. Wie wär’s mit Hans-Bert Lohse?   Julius prustete albern.
    »Wenn ich erst mal diese Misttöle Bärbelchen wiedergefunden habe, wird meine Tante mir die Füße küssen.«
    WENN du sie wiedergefunden hast!
    Später dann hatte er begonnen, das Gelände zu inspizieren. Zweimal war ihm die überdrehte Kongressdame über den Weg gelaufen, hatte, hektisch mit den Augen zwinkernd, gegrüßt und war hinter irgendwelchen Türen verschwunden, hinter denen sie sofort wieder verwirrt auftauchte, um dann die nächstbeste auszuprobieren.
    Der Tatort! Nur gut, lieber Holmes, dass nicht eine Armee vertrottelter Polizisten mit ihren Quadratlatschen alle Spuren vernichtet und alle Indizien zermalmt hat! Traurig allerdings, dass diese Aufgabe von einem Heer kunstliebender Schnösel übernommen wurde. Hier wird sich kaum noch etwas finden lassen .
    Herbie sah sich in dem Ausstellungsraum um. »Das mach ich schon! Hier also ist dieses Vieh abhandengekommen.« Er ging zu der gläsernen Ausgangsfront und warf einen Blick hinaus. Sie selber hatten den Raum durch einen Zugang vom Restaurant aus betreten. Hinter dem Gebäude bot sich beinahe der gleiche Ausblick wie aus Herbies Zimmerfenster. Nur aus einer anderen Perspektive. Die bunt belaubten Buchen erlaubten keine Fernsicht. Die Gartenanlagen, die über eine breite Treppe von der großzügigen Terrasse aus zu erreichen waren, lagen weitläufig vor ihnen, ließen jeden Schnickschnack wie Blumenrabatten und Springbrunnen oder ähnliches Zeugs vermissen und waren herbstlich ungeordnet, ohne verödet zu wirken. Ein paar schlichte Steinbänke hie und da waren das Einzige, was an Zierrat zu finden war.
    Herbie wandte sich um. Er versuchte, sich den Raum vorzustellen, wie er während der Vernissage ausgesehen haben mochte. Tante Hetti hatte etwas von hundert Personen gesagt. Das würde bedeuten, dass der Raum restlos überfüllt gewesen war. »Dazu die Kellner und die Dienstmädchen. Kein Wunder, dass so ein Köter unbemerkt verschwinden kann.«
    Hat sie ihn denn nicht, wie üblich, auf dem Arm gehabt? Der lief doch Gefahr, totgetrampelt zu werden. Schließlich ist er kein Neufundländer .
    »Auch eine Möglichkeit!« Herbie fuchtelte bedeutungsschwanger mit dem Zeigefinger in der Luft herum. »Vielleicht hat ihn jemand

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