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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
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möchte dich treffen. jetzt. auf der stelle, ich warte auf dich …
    Er nannte ihr eine Bar, die sie kannte, weil sie da hin und wieder verkehrte, früher mit Max, jetzt manchmal mit Port, manchmal auch mit Sonja, wie es sich gerade ergab. Ihr Herz stockte ein bisschen, weil er mutig war und sie nicht mutig sein wollte, und was hieß überhaupt mutig, sie hatte keine Lust auf noch eine Baustelle.
     … ich warte auf dich … schrieb er noch einmal, … ich trage ein dunkelblaues sakko, sitze an der bar und trinke ein glas rotwein. ich warte auf dich von jetzt ab genau eineinhalb stunden lang …
    Dann war er weg, ausgeloggt, keine Antwort mehr möglich, sie saß vor dem PC wie eine nasse Katze, staunend, zittrig, mit aufgerissenen Augen und schüttelte den Kopf. »Was für ein Spinner«, murmelte sie vor sich hin, »was für ein verrückter Spinner!«
    Sie blickte auf die Uhr. Eineinhalb Stunden. Was wäre, wenn …
    Nein! Vehement schüttelte sie den Kopf. Nein!!! Langsam ging sie ins Bad, langsam.
    Hannas Kupferhaare werden ihn wärmen, hatte Gertrud in das rote Tagebuch geschrieben. Daran dachte Franza, während sie sich im Spiegel musterte, während sie überlegte, ob sie sich nicht doch vielleicht, eventuell, möglicherweise, ein kleines bisschen … bereitmachen sollte für das Verweben der Spuren .
    Sie fragte sich, was alien two sonst so dachte und wie wohl seine Haut schmeckte. Sie fragte sich, ob sie gut schmeckte oder eher nicht, und ob sie, Franza, sie überhaupt schmecken wollte.
    Ein prickelndes Gefühl setzte sich in ihre Magengrube, sie fragte sich, ob er auch einen anderen Namen hatte und ob sie den überhaupt wissen wollte, ob er ein Gesicht hatte und ob sie das überhaupt sehen wollte, oder ob er nicht besser … bliebe in dieser alien -Welt mit dem alien -Namen und dem alien -Gesicht, ob das nicht viel … viel … besser wäre …
    Hannas Kupferhaare hatten Tonio nicht gewärmt, war Franza sich sicher, wenn das Wasser einen durchdrang, wärmte nichts mehr, da wurde alles kalt und klamm und das Blut gefror einem bis ans Herz.
    Mein Herz, dachte Franza, sollte ich auch ein bisschen schützen, es ist ohnehin sehr anfällig. Sie schaute sich nachdenklich in die Augen, beschloss alien two in der alien -Welt zu lassen, schüttelte den Kopf angesichts der unfassbaren Blödheit dieser Namen, setzte sich auf die Couch und las in Gertruds Tagebuch.
    Man stochert in seines Lebens Gefilden, hatte Gertrud etwas pathetisch geschrieben, und unklarer wird alles und unbewusster. Du Riese Meer, hatte sie geschrieben, du Riese Meer bist mein Kumpan, mein Komplize, mein Gefährte. Und dass das Wasser wie blauschwarze Tinte gewesen sei, wie Öl, ein weiches Sterben vielleicht, ein sanftes, wenn etwas wie Öl einen durchdringe. Das sei Trost, der einzige allerdings.
    Dann der Satz auf dem AB und der Satz im roten Buch, der letzte, den Gertrud geschrieben hatte, verblasst ein bisschen in mehr als zwanzig Jahren. Ich habe etwas Schreckliches getan.
    Nein, dachte Franza, ich will das jetzt nicht mehr lesen, ich kann nicht mehr, warum bin ich nicht müde genug, um zu schlafen.
    Sie blickte auf die Uhr, eine halbe Stunde noch, die Zeit würde reichen, knapp zwar, aber doch.
    Wie von der Tarantel gestochen sprang sie hoch. Jacke, Schuhe, schöne Schuhe. Ich spinne, dachte sie, Autoschlüssel, ich spinne, aber ich kann ohnehin nicht schlafen, also was soll’s, ich spinne, aber so ist das Leben.
    73 Jeden Morgen komme ich an den Fluss. Ich komme leise und doch hören die Vögel mich, steigen auf und ziehen in den Nebel, der noch dicht über dem Wasser steht. Aber man weiß schon, das Licht wird bald kommen. Die Vögel, wenn sie dahinziehen, ziehen schon in dieses Licht hinein, aber mir, wenn ich da stehe und ihnen nachschaue, wird schwindelig, denn der Nebel hat alle Konturen aufgelöst und den Himmel und das Wasser zusammengetan, keine Spuren – nichts zum Festhalten, kein Anker, nichts, nur die Wasserlinie. Die hält mich Morgen für Morgen, die leckt an meinen Füßen mit leisem Schmatzen. Aber das spüre ich nicht, denn ich drifte in die Höhe, hinein in den Nebel, hinein in die weiße Wand über dem Wasser. Alles verliert sich, keine Orientierung, kein Wissen mehr.
    Aber irgendwo am Ende des Nebels, irgendwo in der Höhe bricht die Sonne durch, eine weiße Scheibe mit wenig Leuchten, mit wenig Kraft und das scheint mir … vertraut. Dafür liebe ich diese Sonne, für die Kraft, die ihr noch fehlt, für das
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