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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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Christian Rabinsky stieg aus, der Ehemann, schien gut gelaunt, pfiff ein kleines Liedchen, sperrte auf, ging ins Haus und die Treppe hoch …
    Tonio auf der Terrasse hielt den Atem an …
    Dann … Lärm. Geschrei. Schritte auf der Treppe, rasche Schritte. Von anderen gefolgt. Christian stürzte in die Küche zur Spüle, schenkte sich ein Glas Wasser ein, kippte es hinunter, riss das Fenster auf, hielt sein Gesicht in die kühle Dunkelheit, im Hintergrund Wortfetzen.
    »… verstehst nicht … kompliziert …«
    Gertrud kam in die Küche, rannte zu Christian, er packte ihre Hände, wollte sie festhalten, aber sie schrie …
    … dass sie gehe. Mit Hanna. Dass ihr Entschluss gefasst sei. So ähnlich.
    Dann Hanna. Die alles widerlegte, sagte: »Schick ihn nicht fort.« Und dass sie nur Schwestern seien.
    Dann Gertrud. Die ausrastete. Ihren Mann anging, angriff, schrie, zu toben begann, um sich schlug, kratzte. Hanna, die sie festhielt, Gertruds Zusammenbruch, Tränen, Christian, der das Haus verließ und aus der Einfahrt raste, dass der Kies spritzte.
    Stille im Haus, Stille auf der Terrasse. Tonio, hinter seinem Strauch, holte tief Atem.
    Schließlich Gertruds Monolog. Dieser Klumpen unendlich traurigen Wissens, unendlich großer Schuld, die sie mühsam aus sich löste und Hanna hinlegte wie vor ein Gericht, wie zur Absolution.
    Aber Hanna erteilte keine Absolution. Hanna ging.
    Gertrud blieb zurück. Zerstört. Welt vernichtet. Herz zerschnitten. Alles.
    Erneut ein Klingeln. Und Gertrud schoss voller Freude hoch, dachte wohl, es wäre Hanna. Hoffte immer noch auf Absolution, auf eine zweite Chance, ein zweites Leben.
    Aber es war nicht Hanna.
    Tonio hatte den Besucher noch nie gesehen. Gertrud jedoch schien ihn gut zu kennen. Gertrud ließ ihn ein, ohne überrascht zu wirken. Ließ ihn in ihre Küche. Schien ohne Angst, ohne den Schatten eines Zweifels. Als sei es normal, dass er um diese Nachtzeit in ihr Haus kam, als sei es ein tägliches Ritual.
    76 Als sei es normal, dass er um diese Nachtzeit in ihr Haus kam, als sei es normal, dass er den Tod brachte. Denn er brachte den Tod. Nicht gleich. Nicht sofort. Wahrscheinlich wusste er es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Wahrscheinlich überraschte ihn die schreckliche Abfolge der Ereignisse, die entsetzliche Dynamik aller kommenden Entscheidungen genauso wie Tonio auf der Terrasse, genauso wie Gertrud.
    Es sah nach einem friedlichen Besuch aus, sie saßen sich am Tisch gegenüber und sprachen leise miteinander. Tonio konnte nichts verstehen.
    Näher an das Fenster wagte er sich nicht, sie hätten ihn gesehen, ein Gespenst in der Nacht, ein Schatten, der da nicht hingehörte.
    Später wusste er nicht mehr, wie er auf die Idee gekommen war, plötzlich saß sie in seinem Kopf und er gab ihr nach, verließ leise seinen Platz auf der Terrasse, schlich den Gartenweg hinunter, bis er vor dem Auto stand. Tonio berührte die Kühlerhaube, sie war noch warm, zufrieden nickte er, schaltete auf die Kamerafunktion des Handys, zoomte sich heran, drückte auf den Auslöser, es klickte und die Autonummer war gesichert im Speicher. Später würde er ein bisschen ins Netz einsteigen, ein bisschen hacken, Spielerei für ihn; es war immer gut zu wissen, mit wem man es zu tun hatte.
    Vorsichtig schlich er auf die Terrasse zurück.
    Das Bild in der Küche hatte sich verändert. Kein Frieden mehr. Gertrud war aufgesprungen, gestikulierte wild mit den Armen, ihre Stimme war laut, schrill, überschlug sich. Sie war aufgewühlt von den vorangegangenen Ereignissen, die ihr Leben ans Licht geholt hatten, wie es nie zuvor geschehen war. Sie hatte getrunken, sie hatte jeden Halt verloren, aber all das konnte der späte Besucher nicht wissen.
    Tonio hörte den Namen seines Vaters, hörte Hannas Namen, starrte gebannt und erschrocken hinter seinem Strauch hervor und durch das Fenster, sah die Schemen der beiden Menschen, die plötzlich laut geworden waren, die miteinander rangen, sah das Messer in der Hand des Mannes, wie zufällig hingeraten, sah, wie dessen Arm sich bewegte … die Hand … nach vorne … auf Gertrud zu … die stand wie erstarrt und dann …
    … breitete der Schmerz sich aus, die Kälte, das Grau der Zwischendinge … sie fiel … lag … hingestreckt …
    … der Mann … wie erstarrt, das Messer immer noch in seiner Hand, Gertrud am Boden liegend, stammelte Worte, das Messer fiel, klirrte auf die Fliesen, ins Blut, das immer schneller aus der Wunde floss,

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