Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
Vom Netzwerk:
du für mich. Das bist du einfach. Und du hättest ganz andere haben können. Nicht bloß so einen kleinen Krankenpfleger.«
    »Aber ich wollte keinen anderen«, sagte sie und strich ihm über Brust und Bauch.
    Er lächelte. »Ja«, sagte er, »du wolltest keinen anderen. Und jetzt bist du eine Gangsterbraut geworden. Ob das deinen Eltern Freude macht?«
    Sie grinste ein bisschen. »Ach was«, sagte sie, »meine Eltern sind bloß meine Eltern und ich bin ich und ich hab sie noch nie wegen einem meiner Kerle um Rat gefragt und ich bin ja nun auch schon eine ganze Weile erwachsen.«
    Er lachte und strich ihr zärtlich über das Gesicht. Sie schloss die Augen, genoss seine Berührung, das Zarte darin. Sie schwiegen, der Tag wurde grauer.
    »Du hast deinen Vater nie gesehen?«, fragte sie irgendwann. »Wirklich nie? Hast nichts von ihm gewusst?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nie gesehen. Nichts gewusst. Es hat ihn nie für mich gegeben. Bloß meine Mutter und die Großeltern.«
    »Und deine Mutter hat nie von ihm gesprochen?«
    Er dachte kurz nach, dachte daran, dass er solche Gespräche noch nie geführt hatte, dass er ihr Dinge sagte, die sonst keiner wusste.
    »Doch. Einmal. Ich war vierzehn. Da legte eines Tages meine Großmutter meiner Mutter eine Zeitung hin und sagte: Da, schau her. Lies. Erkennst du den? Meine Mutter wurde blass, ging hinaus und kam erst zwei Stunden später wieder. Da hab ich sie gefragt.«
    »Und?«
    »Sie hat mir von ihm erzählt. Dass er ein ausgeflippter Typ war. Dass sie sich auf der Stelle in ihn verliebt hat. Aber dass sie von Anfang an gewusst hat, dass er keiner war, der bleiben würde. Dass sie dann schwanger war. Ganz plötzlich. Aber als sie es merkte, war er schon weg.«
    »Und weiter?«
    Er zuckte die Schultern. »Nichts. Ich hab mir diesen Zeitungsbericht gesucht. Da stand, dass er in Griechenland ertrunken war. Und ein Foto war dabei, wie er da liegt und eine Frau sich über ihn beugt. Eigentlich hat man kaum etwas gesehen. Nur seine Beine und über ihm die Frau, hauptsächlich ihre langen Haare. Aber du kennst das Foto ja. Und den Zeitungsbericht.«
    Sie nickte. Ja, sie kannte das alles.
    »Ich habe ihn nie für besonders wichtig gehalten«, fuhr er fort, »er war nur mein Erzeuger, nicht mein Vater. Ich hab das weggeschoben, wieder vergessen. Oder es zumindest versucht.«
    Er verstummte, lächelte sie an, war ganz weit weg mit seinen Gedanken. »Und dann kam dieser Brief vom Notar, und ich hab das alles gefunden, diese ganze Sammlung von Briefen, Zeitungsausschnitten, Dokumenten.«
    Die Sache war ins Rollen gekommen, schnell und immer schneller, unkontrollierbar.
    Er schüttelte Kristin vorsichtig ab, stand auf, trat zum Fenster. »Ich habe das alles nicht gewollt, weißt du«, sagte er, »nicht dass sie stirbt, nicht dass … es ist irgendwie einfach alles passiert.«
    Sie nickte. »Ich weiß«, sagte sie, »das weiß ich doch.«
    »Sie könnte«, begann er vorsichtig, »sie könnte meine Schwester sein.«
    »Wir werden sehen«, sagte sie.
    »Vermutlich … ist sie meine Schwester.«
    Sie hörte das Staunen in seiner Stimme, schaute ihn an, seinen Rücken, seinen geschorenen Kopf, an den sie sich noch immer nicht ganz gewöhnt hatte.
    »Ja«, sagte sie, »wir werden sehen.«
    Sie fragte sich, ob er einer war, der bleiben konnte, und war sich nicht sicher, aber eigentlich war diese Frage nicht mehr relevant und die Antwort auch nicht, denn sie spürte, dass sie ihn zu lieben begann.
    72 … j a  …, schrieb alien two zurück, … ich weiß  …
    Als wüsste er wirklich, was sie meinte, als ahnte er tatsächlich, wovon sie sprach. Franza staunte. Es konnte nicht sein, es war eine Schimäre. So viele Baustellen rundherum, Port in Wien und Max’ treuer Hundeblick hier und das rote Buch mit dem blauen Band und Lilli irgendwo und dass sie, Franza, nicht schlafen konnte, einfach nicht schlafen …
     … ich will deine haut und deine gedanken schmecken … schrieb alien two , … ich will, dass sich deine spuren mit meinen verweben  …
    Franza erschrak und fand gleichzeitig von einer unbeschreiblich süßen Süße, was da plötzlich auf ihrem Desktop stand, aber dann fielen ihr Lilli und das Tagebuch wieder ein.
     … entschuldige … schrieb sie … ich bin nicht ganz bei der sache, es ist, wie gesagt, gerade nicht ganz leicht, ich habe eine menge baustellen, alles nicht einfach, tut mir leid …
     … ich weiß … schrieb er,  … wie gesagt, ich weiß. ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher