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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
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sich um Gertrud herum ausbreitete, ihr den Halt zurückgab, die Konturen …
    Tonio dachte … nichts, nichts …
    Der Mann in der Küche schien an Flucht zu denken, verlor die Starre, trat einen Schritt zurück, schaute sich um, atmete schwer, stützte sich kurz mit beiden Armen am Tisch ab, gewann langsam seine Fassung wieder.
    Und floh schließlich. Floh endgültig. Aus der Küche. Aus der Haustür, den Weg hinunter durch den Garten und durch das Tor.
    Tonio sprintete los, hinterher, sah ihn ins Auto steigen, losfahren, sah die Rücklichter des Wagens in die Dunkelheit gleiten und in der Ferne verschwinden. Fest umschloss seine Hand das kühle Gehäuse des Handys, er dachte an das Foto mit dem Kennzeichen, er dachte daran, dass es nun ein Leichtes sein würde herauszufinden, wem das Auto gehörte, er fühlte sein Herz, es raste.
    Als er später zurück in der Wohnung war, begann er zu zittern. Doch nicht so abgebrüht, dachte er, doch nicht so cool, und aus irgendeinem Grund war er froh darüber.
    Er legte sich ins Bett, aber sobald er die Augen schloss, sah er Gertrud vor sich, wie sie in ihrem Blut lag, mit starren Augen und einem neuen Wissen im Gesicht.
    Irgendwann schlief er doch ein, träumte von Kristin.
    77 Der Morgen war ernüchternd gewesen. Mühsam hatte Franza sich aus dem Bett gequält. Eine Greisin, dachte sie, bin ich. Ich vertrage nicht einmal mehr zwei Gläser Rotwein und ein paar Zigaretten.
    »Du kannst nicht mehr schlafen, oder?«, fragte Herz im Büro.
    Sie schaute ihn an und sah, dass es ihm genauso erging. »Du auch nicht?«
    Er nickte. »Irgendwann fangen sie immer an, herumzuspuken«, seufzte er. »Da kann man machen, was man will. Wird Zeit für den Endspurt.«
    Franza nickte. »Ich glaube nicht, dass Lilli mit dem Mord an Gertrud was zu tun hat. Ich will es nicht glauben.«
    »Aber sie ist im Haus gewesen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und sie hätte ein Motiv gehabt.«
    »Ja, ich weiß.«
    Sie schwiegen. Dann begann Herz aufs Neue: »Was mir wirklich große Sorgen macht, ist die Tatsache, …«
    »… dass sie auch bei Tonio aufgetaucht ist«, vollendete Franza den Satz. »Und was er mit ihr gemacht haben könnte. Und was er mit Hanna gemacht haben könnte.«
    Herz nickte. »Genau! Und dass wir noch immer keine Spur von ihm haben.«
    Franzas Handy läutete. Borger, der Gerichtsmediziner. »Die Fingerabdrücke auf dem Messer. Keiner davon stammt von eurer kleinen Lilli.«
    Sie atmete auf. »Atmest du gerade auf?«, fragte Borger.
    Sie musste lächeln. »Ja«, sagte sie, »ja.«
    »Und jetzt lächelst du«, sagte er und grinste.
    »Und jetzt grinst du«, sagte sie.
    »Bingo«, sagte er, »aber vielleicht doch zurück zum Wichtigen. Ich hab noch was. Wir haben verglichen. All diese Dinge, die ihr uns da geschickt habt. Also: Da gibt es interessante Konstellationen.«
    »Lilli ist Hannas Tochter«, unterbrach Franza ihn, »und Tonio ist Lillis Bruder.«
    »Ja«, sagte Borger und klang ein wenig enttäuscht. »Ja, aber ich sehe, ihr wisst das schon.«
    »Nicht traurig sein, Borger«, sagte Franza und musste wieder lächeln. »Es ging um die Bestätigung. Hast uns also trotzdem sehr geholfen.«
    »O.k.«, seufzte Borger, » back to work! «
    »Na, das ist doch schon mal was«, sagte Herz, aber er klang nicht wirklich froh. »Lass uns noch mal zu Brendlers fahren«, sagte Franza, »vielleicht gibt es etwas Neues. Vielleicht ist der Herr Anwalt wieder aufgetaucht. Vielleicht …«
    »Durchatmen, Franza«, sagte Herz. »Atme mal durch!«
    Aber das war nicht so einfach. Wenn du wüsstest, dachte sie, als sie zum Auto gingen, wenn du wüsstest, mein Herz!
    Es waren kaum Leute da gewesen, kein Wunder um diese Zeit. Er hatte abgewandt gesessen. An der Theke. Ganz allein. In einem blauen Sakko. Mit einem Glas Rotwein vor sich. Wie er es geschrieben hatte. Er hatte abgewandt gesessen, so, als wolle er ihr die Möglichkeit geben, ihn in Ruhe zu betrachten, ehe sie auf ihn zukam. Sie hatte ihn nicht betrachten müssen, sie hatte ihn sofort erkannt, auf der Stelle. Und war geflohen. Auf der Stelle.
    Herz’ Handy läutete. Herz stellte auf Lautsprecher. »Einer von euch sollte kommen«, sagte Arthur. »Wir haben Bonnie und Clyde.«
    78 Sie hatten Bonnie und Clyde noch nicht, sie hatten bloß einen interessanten Anruf. Einen sehr interessanten. Vom Zimmermädchen eines Motels in der Nähe der Autobahn. Die hin und wieder fernsah. Mehr oder weniger aufmerksam. Manchmal aufmerksamer. Und einmal ganz
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