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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
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mich. Aber ich vielleicht etwas für Sie. Sagt Ihnen der Name Hanna Umlauf etwas?«
    Augenblicklich hatte er Hansens gesammelte Aufmerksamkeit.
    Sie sei bei ihm gewesen, erzählte er, auf seinem Friedhof. Er sei Pfarrer in der Pfarre St. Peter. Und da sei sie aufgetaucht und habe ein bestimmtes Grab gesucht und er habe ihr geholfen, es zu finden.
    »Sie lebt also«, sagte Hansen voller Erleichterung. »Sind Sie sicher?«
    Der Pfarrer kräuselte die Stirn und strich sich über den Bart. »Doch«, sagte er, »doch. Ja. Sie wirkte sehr lebendig. Also ich bin sicher, dass sie lebt. Eine sehr liebenswürdige lebendige Dame. Wir haben uns gut unterhalten, leider nicht allzu lange, sie schien ein wenig in Eile.«
    Auch mit Hansen unterhielt der Pfarrer sich gut, allerdings auch nicht allzu lange, denn auch Hansen war plötzlich in Eile.
    81 »Sie lebt«, sagte Hansen durchs Telefon. »Hanna Umlauf lebt.«
    Er sagte es zweimal, einmal in Franzas Ohr und einmal in Felix’ und zweimal spürte er die große Erleichterung der Kollegen. Dann wollte er es noch ein drittes Mal sagen, aber das ging nicht, denn der Angerufene meldete sich nicht. Handy ausgeschaltet, Leitung tot.
    Hansen versuchte es noch einige Male, schließlich gab er auf. Und schaute ein bisschen in die Luft. In große Löcher. Und hatte plötzlich eine Idee. In einem dieser Löcher. Und begann zu recherchieren. Ohne zu wissen, warum. Und machte überraschende Entdeckungen.
    82 »Hanna lebt«, sagte Franza, nachdem sie Hansen weggedrückt hatte. »Wir wissen immer noch nicht, wo sie ist, aber wir wissen jetzt zumindest mit Sicherheit, dass sie lebt.«
    »Gott sei Dank«, flüsterte Dorothee und schloss für einen Moment die Augen. »Wenigstens etwas.«
    »Vielleicht«, sagte Franza und hatte plötzlich diese Eingebung, »vielleicht ist Lilli bei ihr.«
    Dorothee riss die Augen auf und starrte Franza mit langem, dunklem Blick an.
    Vor einer knappen Stunde war Franza hier angekommen und hatte Dorothee alleine angetroffen.
    »Ihr Mann?«, hatte Franza gefragt. »Wissen Sie, wo er ist?«
    Dorothee hatte lediglich hilflos mit den Schultern gezuckt. »Warum«, fragte Dorothee mit erstickter Stimme. »Warum sollte Lilli bei Hanna sein? Und woher sollte sie wissen, wo sie ist?«
    »Vielleicht ist es ganz logisch«, sagte Franza, »ja, wahrscheinlich ist es das. So logisch, dass Lilli es durchschaut hat.«
    »Aber sie kennt sie doch gar nicht.« Dorothee versuchte sich immer noch zu wehren.
    »Hanna ist …«
    »… Lillis Mutter«, vollendete Dorothee den vorsichtig begonnenen Satz. »Ja, das ist sie wohl. Aber das kann Lilli doch nicht wissen.«
    Franza spürte ein kleines trauriges Lächeln in sich. Dorothee tat, was viele taten: Sie sperrte sich gegen Wissen, das schon da war, sich schon eingeschlichen hatte in Herz und Hirn, aber trotzdem sperrte sie sich, wollte seine Macht noch nicht zulassen, das, was es anrichten, was es verändern würde.
    »Doch«, sagte Franza leise, »doch, und das wissen Sie auch, Frau Brendler. Lilli muss bloß eins und eins zusammenzählen.«
    »Wenn sie sich etwas angetan hat …«, sagte Dorothee tonlos.
    Franza schüttelte vehement den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht! Sicher nicht!«
    »Wenn mein Mann …«, fuhr Dorothee fort.
    Wieder schüttelte Franza den Kopf. »Dafür gäbe es doch keinen Grund. Und es wird sich alles aufklären. Und vorher sollten Sie solche Dinge nicht denken.«
    Aber sie wusste, man dachte solche Dinge immer. Man dachte und dachte sie und sie wurden groß, riesige Monster, die einen auffraßen. Dann war man gefangen im Denken, in der Angst.
    Franza wusste das, wusste es von sich selbst, trotzdem versuchte sie stets, die Beunruhigten zu beruhigen, ihnen die Angst zu nehmen, die Qualen des Erkennens, des Wissens zu erleichtern.
    »Also«, sagte sie, »von vorne. Sie haben Lillis Freunde und Bekannte alle abtelefoniert?«
    Dorothee nickte. »Ja«, sagte sie. »Haben wir. Christian und ich. Alle. Keiner weiß etwas. Bei keinem ist sie aufgetaucht.«
    »Und das ist auch glaubhaft?«
    Die Haustür ging. Dorothee fuhr herum, sprang hoch. Hans Brendler kam herein.
    »Hans! Wo bist du gewesen? Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich dachte, du hast Lilli …«
    »Was?«, fragte er verständnislos. »Lilli? Was ist mit Lilli?«
    »Sie ist weg«, schrie Dorothee. »Unsere Lilli ist weg!«
    »Unsere Lilli«, murmelte er, »unsere Lilli wird uns nie verzeihen …«
    Sein Blick war so leer, dass Franza plötzlich nicht mehr
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