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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
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besonders aufmerksam. Als in den Mittagsnachrichten die Suchmeldung kam. Als sie das Phantombild zeigten. Und das kam ihr irgendwie bekannt vor. Als ob es ein Gast wäre, den sie flüchtig zu sehen bekommen hatte, sehr flüchtig nur, weil er, aus welchen Gründen auch immer, ein wenig scheu schien.
    Noch dazu hatte sie Haarreste ums Klo herum bemerkt, nicht besonders viele, ein kleines Häufchen eben, das man erst sah, wenn man sich bückte, weil man am Klo und ums Klo herum ordentlich saubermachte, und ordentlich, da ließ sie sich nichts nachsagen, ordentlich war sie. Immer gewesen. Sie hatte sich noch gewundert, von wem diese Haare wohl stammten, denn die Frau, die noch mit im Zimmer wohnte, hatte brünette Haare, eher ins Blond gehend als ins Dunkel, und der Mann, ja, der Mann hatte eine Glatze.
    Das hatte sie an dem Bild im Fernsehen auch irritiert, darum hatte sie nicht gleich gewusst, wohin mit ihm, aber dann war ihr das Häufchen Haare wieder eingefallen, dunkel, fast ein bisschen lockig, wie der Mann am Bild sie eben trug – und dann … hatte es KLICK gemacht.
    Das alles hatte sie schon am Telefon erzählt, erst irgendeinem diensthabenden Heini, der nicht zuständig war, bloß Dienst hatte; dann jemandem, der zumindest schon ein bisschen zuständig war; und endlich jemandem, der noch ein bisschen zuständiger war. Und nun waren zwei Beamte in Zivil gekommen, mit »Herz« hatte sich der eine vorgestellt, und der andere hatte gemeint, er sei der, mit dem sie schon am Telefon gesprochen habe, Arthur Peterson sei sein Name.
    »Heppner«, hatte sie geantwortet und den Händedruck erwidert, »Sieglinde Heppner.« Sie erzählte noch einmal, eifrig, ausführlich und etwas aufgeregt.
    »Ich hoffe«, sagte sie ein bisschen verlegen, als sie geendet hatte, »ich hoffe, ich reite jetzt niemanden irgendwo hinein, aber …«, sie machte eine kleine Pause, als müsste sie ihre Überlegungen überprüfen, »… aber es ist mir einfach komisch vorgekommen. Eigenartig. Ja, genau, eigenartig. Sie verhalten sich eigenartig, diese beiden. Als müssten sie sich verstecken. Und er verlässt auch kaum das Zimmer. Bloß nachts, wenn es dunkel ist.«
    Woher sie das wohl so genau weiß, dachte Herz, hat sie immer Dienst, ständig und immer?
    Und er hoffte inständig, dass nicht auch er irgendwann einmal in seinem Leben in eine Situation käme, wo andere ihn heimlich beobachteten und als »eigenartig« und »komisch« titulierten.
    Auf der anderen Seite musste man froh sein, dass es Leute wie diese Sieglinde Heppner gab, Leute, die andere aufmerksam beobachteten, wenn es vielleicht auch nur dazu diente, die eigene Neugier zu befriedigen oder die Langeweile zu vertreiben.
    Nein! Er schüttelte den Kopf und rief sich vehement zur Ordnung. Das war unfair! Irritiert stockte Frau Heppner. »Nein? Was meinen Sie?«
    Er musste lachen. »Nichts, Frau Heppner, gar nichts. Entschuldigen Sie, ich war nicht ganz bei der Sache. Erzählen Sie ruhig weiter.«
    »Ja«, sagte sie, »ist ja eigentlich auch schon alles. Gibt nicht mehr zu erzählen. Wollen Sie das Zimmer sehen? Ich habe die Schlüsselkarte dabei.«
    »Auf alle Fälle«, sagte Herz. »Auf alle Fälle.«
    Er lächelte freundlich. Worauf müssen wir uns wohl einstellen, dachte er, was wird jetzt sein, während er hinter Arthur und der Frau herging.
    »Sind die beiden jetzt da? Wissen Sie das?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie, »leider. Sie sind vorhin weg. Sie hätten schneller kommen müssen.«
    Tja, dachte Herz, fliegen können wir nicht, sind auch nur Menschen.
    »Auto?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein, keines. Zumindest nicht hier auf dem Hotelparkplatz. Das habe ich …«, sie zögerte, »… recherchiert. Aber sie auf die Straße hinaus verfolgen, das habe ich mich doch nicht getraut.«
    »Sehr gut, Frau Heppner«, sagte Herz, »dass Sie das nicht getan haben. So was kann nämlich gefährlich werden. Und das ist auch nicht Ihre Aufgabe. Das ist unsere Aufgabe.«
    Sie nickte, wurde ein bisschen rot, blieb vor einer Tür stehen. »Hier ist es«, sagte sie.
    »Danke«, sagte Herz. »Vielen Dank, Frau Heppner.«
    Sie blieb unschlüssig stehen. Herz seufzte innerlich. Wieder einmal das Übliche. Große Neugier. Nicht mehr gehen wollen.
    Er lächelte. »Wir brauchen Sie jetzt nicht mehr. Wenn Sie mir noch die Schlüsselkarte geben würden?«
    »Oh«, machte sie. »Ach so. Ja. Die Karte.«
    Sie gab sie ihm. »Ja, also …«, sie nickte ein bisschen verlegen,
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