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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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geschickt.«
    Langsam hob sie ihr Gesicht, schaute ihn an, ihre Augen waren leer. »Gehen Sie«, sagte sie, »belästigen Sie mich nicht mehr.«
    Sie sagte es so, dass er wusste, er hatte keine Wahl. Also ging er. Sie blieb sitzen, tat nichts, fühlte nichts, dachte nichts. Sie hatte so sehr gehofft, dass … aber es wäre wohl zu viel gewesen, zu viel des Glücks, zu viel … das verdiente keiner, sie am allerwenigsten.
    »Sie wird kommen«, flüsterte sie, »du wirst also kommen, Hanna.«
    Auf der anderen Straßenseite stand die Kellnerin und schaute.
    In der Nacht Gewitter, Blitze fuhren durch den Himmel und zerteilten ihn.
    Gertrud hockte auf ihrem Bett, starrte auf die Fotos, die im grellen Licht der Blitze immer wieder aus der Dunkelheit auftauchten. Kinder waren sie gewesen, dann Jugendliche, dann junge Frauen, dann hatte das Leben sie getrennt.
    Ich zähle jetzt, dachte sie, und wenn es nicht innerhalb der ersten fünfzig Sekunden in dieses Haus und in dieses Zimmer einschlägt, dann wird dein Sohn, Tonio, eine Lawine losgetreten haben und dann wird nichts bleiben, wie es war.
    Sie nahm sein Foto in die Hand, schaute in sein Gesicht, das plötzlich in ihr Leben zurückgekehrt war mit einer Selbstverständlichkeit, die ihr den Atem raubte. Kein Blitz schlug ein, nicht in das Haus, nicht in das Zimmer. Sie nickte und murmelte leise vor sich hin: »Dann ist das jetzt so.«
    Dann war es so.
    7 Seit ich diesen Brief bekommen habe. … geliebte hanna …
    Man wird mit allem fertig. Man verschließt es in seinem Herzen. In einem dunklen Winkel. Vielleicht macht es die Seele trüber. So ist das Leben.
    Man rührt nicht daran. Nein.
    Aber nun …
    Seit ich diesen Brief bekommen habe … habe ich das Gefühl … dass die Welt erwacht … die alte Welt … die ich weggeschlossen habe … die mich nichts mehr anging … sie erwacht. Die Gespenster … die schwarzen Vögel … Geschichten wie Sandkörner … sind durch die Finger gerieselt … verschwunden … verweht …
    Aber nun …
    Ich weiß es wieder. Ich fange an, es zu wissen.
    Die Vögel. Sie fliegen. Sie schwingen sich hoch. Ich höre ihre Flügelschläge, ich spüre den Luftzug. Seit ich den Brief bekommen habe. Sie sollen fliegen. Jetzt. Ja.
    … geliebte hanna …
    Bin ich gewesen. Ja.
    8 »Meine Frau ist verschwunden«, sagte der Mann und versuchte die Nervosität aus seiner Stimme zu verbannen, aber Felix Herz hörte sie trotzdem. Er beugte sich auf dem Stuhl vor und rührte in seinem Kaffee, während er beobachtete, wie Kollege Hansen aus der Vermisstenabteilung versuchte, den Besucher zu beruhigen. »Setzen Sie sich doch erst einmal«, sagte er. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    Der Mann nickte, setzte sich und nahm dankbar den Kaffee entgegen, den Felix vor ihn hinstellte.
    »Also«, sagte Hansen, »beginnen wir von vorne, Herr …«
    »Belitz«, sagte der Mann. »Jonas Belitz.«
    »Also gut, Herr Belitz, dann erzählen Sie mal. Was genau ist denn passiert?«
    Belitz nahm einen Schluck Kaffee und versuchte sich zu sammeln. »Also es ist so«, sagte er, »wir leben eigentlich in Frankreich, meine Frau und ich, aber sie stammt aus dieser Stadt, hat hier ihr halbes Leben verbracht.«
    Er schwieg, als habe er den Faden verloren, schließlich fuhr er fort. »Vor etwa zwei Wochen muss irgendetwas geschehen sein, ich weiß nicht, was, aber sie war plötzlich sehr verändert.«
    »Inwiefern verändert?«
    Belitz stockte, schloss kurz die Augen, als ob er in sich hineinblicken wollte, dann sagte er: »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. So, als ob ihr etwas Angst machte. Und am Dienstag letzter Woche schließlich hat sie mir mitgeteilt, dass sie hierherfahren wolle. Sie habe einiges zu regeln.«
    »Und was?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Bloß den Namen des Hotels, in dem sie wohnen würde. Das genügte mir auch. Sie müssen wissen, meine Frau ist beruflich sehr viel unterwegs, es ist also eigentlich nichts Ungewöhnliches.«
    »Weshalb sind Sie dann derart beunruhigt?«
    »Nun, wir haben anfangs jeden Tag telefoniert oder eine SMS oder eine Mail geschrieben, wie wir das immer tun, wenn einer von uns unterwegs ist. Aber seit zwei Tagen meldet sie sich nicht mehr und ich kann sie auch nicht erreichen. Nicht übers Handy, nicht übers Internet und auch nicht im Babenberger, also im Hotel. Dort hat sie ausgecheckt vor zwei Tagen, das haben sie mir gesagt, als ich dort angerufen und mich erkundigt habe. Darum bin ich

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