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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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hergereist.«
    »Aber Sie sagten doch, Ihre Frau kommt von hier. Vermutlich hat sie Verwandte besucht, Freunde, und wohnt nun bei denen und hat einfach nur vergessen, es Ihnen mitzuteilen.«
    Jonas Belitz schüttelte vehement den Kopf. »Nein, das hätte sie mir gesagt. Wir sind sehr genau in diesen Dingen.«
    »Hm …«
    Peter Hansen, der leitende Kommissar der Kriminalabteilung für Vermisstenfälle und seit Jahren ein guter Freund von Felix Herz, den dieser hin und wieder auf eine Tasse Kaffee in seinem Büro besuchte, klickte nachdenklich mit seinem Stift auf das Blatt Papier, das vor ihm lag. »Das muss aber trotzdem alles noch gar nichts heißen, das ist Ihnen klar?«
    »Doch«, sagte Belitz aufgeregt. »Ich bin sicher, das heißt etwas! Noch einmal, es ist nicht üblich, dass Hanna sich von ihren Reisen nicht meldet! Wir sind jeden Tag in Verbindung! Ich bitte Sie wirklich, mich ernst zu nehmen!«
    »Aber natürlich tun wir das«, sagte Hansen in beruhigendem Tonfall. »Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass es öfter vorkommt, dass Menschen sich hin und wieder etwas … zurückziehen und nach ein paar Tagen wieder auftauchen. Also Sie sollten sich jetzt noch keine allzu großen Sorgen machen. Haben Sie denn ein Foto von Ihrer Frau dabei?«
    Belitz nickte, holte seine Brieftasche aus dem Mantel und entnahm ihr ein Foto, das er über den Tisch reichte.
    »Oh«, entfuhr es Hansen überrascht, als er einen Blick auf das Bild warf. »Eine … eher junge Frau!«
    Er räusperte sich, während er das Foto an Herz weiterreichte. »Entschuldigen Sie, ich wollte natürlich nicht …«
    »Nein.« Belitz schüttelte den Kopf. »Sie haben ja recht. Manch einer wird sich fragen, was eine so junge Frau mit mir altem Mann will.«
    Er lächelte ein bisschen und schwieg. Felix betrachtete das Foto. Eine Frau Anfang bis Mitte vierzig. Ein klares kluges Gesicht, helle Haut, kurze rote Haare, strahlend blaue Augen. Der Mann, der ihnen am Tisch gegenübersaß, war mindestens zwanzig Jahre älter als sie, grauhaarig, groß, hager, elegant.
    Felix runzelte die Stirn. »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Hanna Umlauf«, sagte der Besucher und hob den Kopf. »Die Fotografin. Die Fotokünstlerin.«
    »Ja«, sagte Felix überrascht, »stimmt. Ich habe unlängst Fotos von ihr in irgendeiner Zeitschrift gesehen. Wirklich sehr ausdrucksstarke Bilder, die sie macht.«
    Ein rasches Lächeln überzog Belitz’ Gesicht, eine leichte Röte, Stolz, ein Zittern von Glück, um das er nun bangte. Felix war gerührt. Wie ein Vater, dachte er, stolz auf seine Tochter. Oder aber, wie in diesem Fall, auf seine Frau. Die seine Tochter hätte sein können.
    Er räusperte sich. »Kann es sein, dass sie …, nun ja, wie soll ich sagen, Sie meinten selbst, dass Ihre Frau viel herumkommt. Da lernt man viele Leute kennen, andere Männer. Vielleicht …«
    »Nein!«
    Belitz’ Stimme klang bestimmt und scharf und für einen winzigen Augenblick fand Felix ihn unsympathisch.
    »Nein, das wüsste ich. Und wenn es so wäre, müsste sie nicht verschwinden . Sie könnte einfach gehen .«
    »Also gut«, sagte Hansen. »Wann also haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?«
    9 Sie schaute die Chrysanthemen an, orange, gelb, rot, violett, strich ihnen über die Köpfe. Da war es noch ein paar Stunden hin. Ein paar Stunden Gnadenfrist. Ein paar Stunden, bis das Leben beginnen würde, aus ihr herauszuströmen mit jedem Tropfen Blut, der aus ihren Adern floss und den Boden ihrer Küche färbte.
    Nein, sie wusste nichts. Hatte keine Ahnung. Wie auch. Schaute die Chrysanthemen an, orange, rot, dazwischen gelb. Sie liebte Chrysanthemen, ihre warme Farbenpracht, und ihre hier im Garten waren besonders schön, waren überstrahlt von der milden Frische dieses Tages, überstrahlt von Moritz’ Wärme, seiner hellen Kinderstimme, wenn er »Mama« sagte.
    »Bist du hier, wenn ich morgen heimkomme, Mama?«
    Und sie: »Aber natürlich, Schatz. Das bin ich doch immer.«
    Dann sein Lächeln, seine Umarmung, seine rauen Kinderlippen auf ihren und dann war er hinaus durch die Tür.
    Gertrud lächelte und schaute nach den Chrysanthemen und dem Korb unter dem Zwetschgenbaum, der mit saftigen blauvioletten Früchten gefüllt war, und plötzlich … spürte sie ein Ziehen in der Kehle. Sie blickte hoch, hielt inne, lauschte in die Luft … als ahne sie … als sehe sie … Bilder, kurz nur, wie Blitze, eine Zwiebel, die vom Tisch fiel, rotblaue Marmelade, ein

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