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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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im Schatten stehen würde, dass ihr Leben wie ein falscher Film war, und immer gab es jemanden, der sagte: Lach! Lach schöner! Lach besser!
    Armes Mädchen, dachte Franza, armes kleines Mädchen!
    Brendler schüttelte den Kopf, musste lächeln. »Ich weiß nicht«, sagte er, »wie diese Frau, meine Sekretärin, zu diesem Kind gekommen ist, sie war eine ganz normale Frau, stach durch nichts hervor, aber dieses Kind, ihre Tochter …«
    Schweigen.
    »Ja?«, fragte Franza vorsichtig. »Dieses Kind?«
    »Gesegnet von den Göttern«, sagte er langsam, »ich kann es nicht anders sagen. Gesegnet von den Göttern. So erschien es mir.«
    »So erschien es Ihnen?« Franza schnappte nach Luft.
    »Ja«, sagte er. »Ja. Alles ging ihr leicht von der Hand. Sie probierte alles aus, sie konnte alles. Man mochte es, sie anzuschauen, man tat das gerne, sie war …, sie zog einfach alle Blicke auf sich. Und als ob das noch nicht gereicht hätte, hatte sie auch noch ein zauberhaftes Wesen. Liebenswürdig, witzig, klug, voller Esprit.«
    Plötzlich hatte Gertrud es schwer. Plötzlich war eine neben ihr, die alles besser konnte. Die sich besser entwickelte. Die schöner war. Begabter. Ein Schmetterling. Ein Wunderding.
    »Sie war wie ein Wunder«, sagte Brendler, »sie war wie ein Wunder für mich und ich begann zu vergleichen und bei diesen Vergleichen …«
    Er verstummte.
    Arschloch, dachte Franza. »Schnitt Gertrud nicht gut ab?«, fragte sie.
    Er nickte, kaum wahrnehmbar.
    »Schnitt Gertrud nicht gut ab«, wiederholte er flüsternd, »ja«, als wage er diesen Satz nicht laut auszusprechen, als sei dieser Satz vergiftet, und das war er ja auch.
    Er stand auf, trat einen Schritt an die Hecke heran. »Ich habe ihr das nie gesagt«, sagte er hinaus in den Garten, drehte sich wieder um und hob wie beschwörend die Hände. »Sie müssen mir das glauben, ich bitte Sie! Ich habe es ihr nie gesagt! Nie! Aber … sie muss es wohl gespürt haben. Und meine Frau auch.«
    »Haben Sie sie …?«, fragte Herz.
    Wieder die abwehrenden Hände.
    »Nein!«, sagte er. »Nie! Niemals! Ich habe mich ihr niemals zu sehr genähert. Nicht was Sie glauben. Nichts an dieser Liebe war erotisch. Nicht ein Funke. Ich habe sie nie berührt. Ich liebte meine Frau. Hatte nie den Wunsch nach kleinen Mädchen. Zu keiner Zeit. Nie. Fragen Sie meine Frau, wenn Sie mir nicht glauben. Sie hätte mich vernichtet, wenn es anders gewesen wäre.« Er nickte wie zur Bekräftigung, fuhr fort. »Hanna hat mich … zum Staunen gebracht. Ich war stolz auf sie. Ich habe sie … geliebt. Ja. Wie man eine Tochter liebt. Sie war meine Tochter. Nicht mehr und nicht weniger. Meine andere Tochter. Meine zweite Tochter. Meine … besondere Tochter.«
    Er wurde leise, spürte plötzlich eine große Scham, nichts wurde dadurch anders.
    »Sie hatte so viel … Weisheit in sich«, flüsterte er. »So eine wundervolle Klugheit. Oder eine Klarheit. Ich weiß nicht. Etwas, das man einfach hat. Oder eben nicht.«
    Er blickte hoch. »Wissen Sie, was ich meine?«
    Franza und Felix schauten sich an, wussten nicht, was genau er meinte, aber nickten. Er sprach weiter, erzählte, dass die Mädchen zum Studium nach München gegangen seien. Er erzählte, dass die Jahre vergingen, dass Hanna immer seltener zu Besuch kam, dass sie sich entfremdeten, dass er das immer noch bedauere und keine wirklichen Gründe dafür wisse. Er stellte die Vermutung an, dass es wohl in der Münchner Zeit einen Bruch zwischen Hanna und Gertrud gegeben haben müsse und dass dies wohl der Grund für Hannas endgültigen Rückzug aus der Familie gewesen sei. Oder aber doch die Heirat mit Belitz, die er, Brendler, ja nie gutgeheißen habe.
    Er erzählte, dass er heimlich und stolz Hannas Karriere verfolgt habe, dass in der Familie darüber aber nicht gesprochen worden sei. Immer noch redete er nur von Hanna, nicht von Gertrud.
    Franza spürte ein Grimmen im Magen und sehnte sich nach einer Zigarette und beschloss augenblicklich, die restlichen fünf, die sich noch in der Packung befanden, ins Klo zu spülen, aber sie ahnte, dass sie es nicht tun würde.
    Arme Gertrud, dachte sie, du hast echt die Arschkarte gezogen, und wollte es ein letztes Mal bestätigt haben und gab ihm den vernichtenden Schlag.
    »Wenn Sie sich eine Tochter hätten aussuchen müssen, welche wäre es gewesen?«
    Er starrte sie an. Sie sah das Entsetzen in seinen Augen, sein Verrat war ihm bewusst und er beging ihn immer noch und immer wieder. Und

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