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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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verfiel. Wurde grau. Schüttelte den Kopf.
    »Stellen Sie diese Frage nicht«, flüsterte er, aber Franza schaute ihn an, ohne Erbarmen, undurchdringlich.
    Er senkte die Augen, langsam, kein Duell. »Ja«, flüsterte er und musste keine Sekunde überlegen. »Ja. Hanna. Es wäre Hanna gewesen.«
    Felix stand auf, mitten in das Schweigen hinein, räusperte sich. »Gut«, sagte er, »gut, wir haben jetzt immerhin eine Grundkonstellation. Das genügt wohl fürs Erste. Wenn wir noch was brauchen, wissen wir ja, wo wir Sie finden.«
    Sie gingen zum Auto, Brendler folgte ihnen, wirkte plötzlich hektisch und nervös.
    »Glauben Sie wirklich, dass diese alten Geschichten mit dem Tod meiner Tochter zu tun haben? Und mit Hannas Verschwinden? Glauben Sie wirklich, dass Hanna …? Das kann nicht sein!«
    »Wir werden es herausfinden«, sagte Herz. »Sie müssen Geduld haben.«
    Aber Brendler hörte gar nicht zu. »Hören Sie«, sagte er beschwörend. »Hören Sie, ich habe versucht, es wiedergutzumachen. Ich habe es wirklich versucht. Aber ich weiß nicht, ob …«
    Er schüttelte den Kopf.
    Die Ermittler fragten nicht mehr nach. Hatten genug gehört. Auf der Fahrt in die Stadt waren sie still, jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Aber sie wird sie ja auch gebraucht haben, diese Liebe, die Hanna«, sagte Felix irgendwann leise. »Einen Vater. Irgendetwas. Eine Geborgenheit. Braucht doch jeder. Man ist doch sonst im luftleeren Raum. Sie hatte doch nix. Weder Mutter noch Vater. Nix. Haben sie halt teilen müssen, Hanna und Gertrud. Das müssen Geschwister doch immer. Das ist normal. Das muss man doch. Teilen lernen.«
    Franza nickte. »Ja«, sagte sie. »Hast schon recht. Wenn es so gewesen wäre. Aber er hatte sich doch entschieden.«
    Wieder Schweigen. Sie kamen in die Stadt, reihten sich in den Samstagnachmittagsverkehr ein. Irgendwo Blaulicht, uniformierte Kollegen im Einsatz, Notarzt, ein Unfall.
    »Die Zwillinge«, sagte Felix schließlich, »sind meine Sterne«, und dachte an die Kleinen. Seine Sterne. Sie hatten vollbracht, was er niemals für möglich gehalten hätte, nämlich seiner Ehe, seinem Leben, seinem Vatersein eine neue Vollkommenheit zu geben. Nicht, dass er die anderen Kinder weniger liebte, aber seit vor gut eineinhalb Jahren die Zwillinge in ihrer aller Leben gepurzelt waren, war alles ein wenig anders geworden.
    Beruhigend legte Franza ihm die Hand aufs Knie. »Andere Geschichte«, sagte sie. »Ganz andere Geschichte.« Dankbar schaute er sie an.
    18 Sie war um neun gekommen, wie immer, wenn sie Frühdienst hatte. Sie hatte das Café aufgesperrt, die Kaffeemaschine eingeschaltet, alles wie immer. In der Küche hatte Vasco längst zu backen begonnen, während sie einen letzten Blick auf die Tische warf, ob auch alles in Ordnung war, die Zuckerspender gefüllt, die Blümchen in den Vasen noch nicht verwelkt. Schließlich hinaus und draußen alles gerichtet, denn das Wetter schien gut und geeignet für den Vormittagskaffee im Freien – und da endlich war es ihr aufgefallen. Dass in Gertruds Töpferladen großer Betrieb herrschte. Dass Leute ein und aus gingen, die sie da noch nie zuvor gesehen hatte.
    Sie blieb stehen, stützte die Hände in die Hüften, runzelte die Stirn. Was war da los? Der Laden war zu! Eine ganze Woche noch!
    Sie hatten geredet, Gertrud und sie, am letzten Abend vor deren Urlaub. Dass sie vielleicht ein paar Tage wegfliegen wolle. Nach Kos an den schwarzen Strand, wo ihr Vater ein Haus besaß.
    »Ausspannen«, hatte sie gesagt. »Alles ein bisschen wegschieben. Ohne Christian. Und ohne die Kinder. Für mich sein. Zu mir kommen. Kannst du das verstehen, Renate?«
    »Kann ich«, hatte Renate gesagt. »Kann ich absolut! Und recht hast du! Genieß es und in einigen Tagen bist du wie neu.«
    Sie lehnte sich zurück und seufzte. »Könnte ich auch gebrauchen.«
    Gertrud hatte genickt, war hinaus zur Tür, doch plötzlich zögerte sie, drehte sich um. »Komm doch einfach mit. Platz ist genug im Haus.«
    Ein Lächeln. Eines der ganz wenigen offenen, zu denen sie bereit war. »Hast du Lust?«
    Renate hatte die Augen aufgerissen. Was für eine tolle Idee. Was für ein verlockendes Angebot! Aber es würde nicht gehen. Sie seufzte. »Wow! Was wäre das schön! Ja, ich hätte Lust. Auf alle Fälle. Aber keine Zeit. Du siehst ja …« Sie machte eine weitläufige Handbewegung durch das Lokal.
    Gertrud nickte. »Schon gut. War so eine spontane Idee. Aber klar, dass du nicht Hals über Kopf wegkannst.

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