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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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beschwert?«
    Er musste lachen und sie lächelte auch. »Nein, nein«, sagte er. »Keine Sorge. Lassen Sie mich rein? Ich kann alles erklären.«
    Sie machte die Tür frei. »Bitte«, sagte sie und wies ihm den Weg.
    Sie betraten ein Wohnzimmer, wie Arthur es von seiner Großmutter kannte, klein, fein, Fotos von Familie und Kindern an den Wänden, Spitzendeckchen, ein Regal voller Bücher, Arthur staunte ein bisschen, er hatte sich das Wohnen hier ganz anders vorgestellt, nicht so gemütlich.
    Als ahnte sie, was er dachte, sagte sie: »Man kann es sich überall schön machen.«
    »Ja«, sagte er und betrachtete die Fotos. »Meine Tochter«, sagte sie und strich mit den Fingern über das Gesicht, dessen Entwicklung die halbe Wand zierte, vom Kind über die Hochzeit bis zur eigenen Kleinfamilie. »Sie lebt weit weg. Oben im Norden. In Hamburg.«
    »Ach«, sagte er und lachte überrascht. »So was! Da komme ich her!«
    Sie nickte und bat ihn Platz zu nehmen. Ob sie ihm etwas anbieten könne? Tee? Kaffee?
    »Kaffee«, sagte er. Er setzte sich an das zierliche Biedermeiertischchen und hoffte, dass das nicht minder zierliche Stühlchen das Gewicht seines Körpers, der durch regelmäßige Fitness-Studiobesuche gestählt war, aushalten würde. Es hielt, es knackte nicht einmal und Arthur entspannte sich wieder.
    Sie verschwand, dann hörte er die Kaffeemaschine, einige Minuten später kehrte sie zurück, angekleidet und frisiert nun und servierte Kaffee und kleines Gebäck.
    »Was kann ich denn nun für Sie tun, junger Mann?«, fragte sie.
    Er holte das Phantombild heraus, das nach den Angaben von Renate Stockinger angefertigt worden war. »Kennen Sie dieses Gesicht?«
    Sie war überrascht. »Oh«, sagte sie. »Dieses Gesicht? Aber natürlich kenne ich es! Bloß habe ich es lange nicht gesehen.«
    Sie stand auf, ging zu einem Schrank, holte ein Fotoalbum heraus, dem man ansah, dass es Fotos von vor zehn oder zwanzig oder mehr Jahren enthielt. Sie schlug es auf, suchte ein bisschen herum, hielt es Arthur hin. »Hier«, sagte sie.
    Ein junger Mann, Mitte zwanzig, in Jeans und T-Shirt, stand neben dem Mädchen, das Arthur schon von den Fotos an der Wand kannte.
    »Sie sind ja mehr oder weniger zusammen aufgewachsen, meine Johanna und der Tonio Köhler aus dem 2. Stock. Und als seine Mutter zurück nach Italien ging, war er halt oft bei uns. Ich war Lehrerin, müssen Sie wissen, ich hatte ihn auch in der Schule. Ein schwieriges Kind schon damals, aber ein lieber Junge. Leider so früh verstorben.«
    Arthur nickte. »Ja, eben. Verstorben. Darum meine ich eigentlich auch nicht ihn.«
    »Sondern?«
    Ihre Augen waren fest und klar.
    »Ich meine«, sagte Arthur, »den jungen Mann, der nun schon seit einigen Wochen in der Wohnung des verstorbenen Herrn Köhler wohnt und vermutlich sein Enkel ist. Hab ich recht?«
    Sie nickte. »Ja, Sie haben recht. Das ist Ernsts Enkel, dem er seine Wohnung vermacht hat, weil sein Sohn ja schon so lange nicht mehr lebt. Er heißt übrigens auch Tonio.«
    Sie lächelte kurz, wurde wieder ernst. »Aber warum weiß die Polizei davon?«
    Arthur rang innerlich die Hände vor Verzweiflung, weil das jetzt wieder ewig dauern würde, weil die alte Dame zwar sehr sympathisch, aber auch ein bisschen anstrengend war. Warum konnten die Leute nicht einfach sagen, was sie wussten! Warum mussten sie ständig lästige Zwischenfragen stellen! Und sich obendrein alles aus der Nase ziehen lassen!
    »Er ist Zeuge in einem Mordfall«, sagte er und bemühte sich um Gelassenheit, »und möglicherweise in einer Entführung.«
    »Ach«, sagte sie, »diese beiden Frauen. Ich habe in der Zeitung davon gelesen. Schrecklich. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas damit zu tun hat. Nicht Tonios Sohn. Nein.«
    Sie schüttelte energisch den Kopf, ging ans Fenster, schaute eine Weile hinaus, drehte sich wieder um, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. »Der hat jetzt ganz andere Sorgen«, sagte sie. »Der hat Besuch bekommen von einer Freundin. Sehr hübsche junge Frau. Ich hab sie kurz gesehen. Sehr chic! Sehr elegant!«
    Sie setzte sich wieder. »Greifen Sie doch zu«, sagte sie liebenswürdig. »Selbst gebacken!«
    Aber Arthur hörte ihr nicht mehr zu. Junge Frau, dachte er, zu Besuch gerade, dachte er, und dann … explodierte es in seinem Kopf.
    Kurzer Rock, enge Bluse, Sonnenbrille, Typ heißer Feger.
    »Scheiße«, stieß er hervor, während er aufsprang und aus der Wohnung stürmte, »verfluchte Scheiße, die

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