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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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schloss.
    Es war ein altes Haus, es roch … sie schnupperte … ja, nach fauligem Gemüse, nach Schweiß, sie ging langsam die Treppen hoch, erster Stock, zweiter Stock, dritte Türe links. Kein Türschild, kein Name, niemand auf dem Gang.
    Sie hob die Hand, zögerte, verharrte, lauschte in sich hinein, man wurde von Halbheiten nicht satt, sie weckten nur den Hunger, der hatte sich in ihre Magenwände gekrallt, der ließ sie nicht mehr schlafen. Sie läutete.
    Schritte näherten sich, der Schlüssel drehte sich im Schloss, währenddessen die Stimme eines Mannes: »Du hast den Schlüssel …«
    Die Tür öffnete sich. Stille.
    Sie standen voreinander und starrten sich an, sie hatten sich nie zuvor gesehen, trotzdem erkannten sie sich. Von den Fotos. Von ihrem Wissen. Aus den Erinnerungen der anderen.
    47 Arthur hatte die Adresse. Keine besonders gute Wohngegend. Stadtrand. Er stellte das Navi ein und fuhr los, pfiff ein bisschen durch die Zähne. Er war gut gelaunt nach dem gestrigen Abend mit Karolina. Sie hatten Verlobung gefeiert, ohne Ring, ohne Champagner, nicht einmal Sekt hatte er noch von der Tankstelle geholt, war zu müde gewesen, zu erschlagen nach dem langen Ermittlungstag. Aber sie hatte ihn strahlend empfangen in einem Kleid, dessen Ausschnitt fast bis zum Bauchnabel reichte.
    Ja, es lief! Es lief phantastisch, und sie hatte versprochen, das silberne Kaugummipapierchen in Ehren zu halten, das er ihr mangels eines richtigen Ringes um den Verlobungsfinger gewickelt hatte.
    »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, sagte das Navi. Ja, dachte Arthur, das stimmt. In jeder Hinsicht.
    Er parkte das Auto und stieg aus. Nein, wirklich keine besondere Gegend. Ein Wohnsilo neben dem anderen, aus den frühen siebziger Jahren stammend, wenig Grün zwischen den Bauten, »Arme-Leute-Häuser« hätte seine Mutter sie genannt.
    Arthur ging an die Tür mit der richtigen Nummer und überflog die Namensschilder. Zwanzig Parteien wohnten in dem Haus, auf keinem der Klingelschilder jedoch stand der passende Name, Köhler.
    Schade. Wirklich schade. Wäre einfach gewesen, wenn dieser Name hier gestanden hätte. Und er, Arthur, geklingelt hätte. Und die Tür aufgegangen wäre und er, Arthur, hinein wäre und hoch oder auch nicht, je nachdem. Und wenn eine Wohnungstür mit einem Mann im Türrahmen offen gestanden hätte, mit Tonio Wie-immer-er-dann-hieß nämlich, der die Arme hob, und sagte: »Ja, ich bin es, Tonio Wie-immer-ich-dann-heiße, ich habe Gertrud Rabinsky ermordet und Hanna Umlauf entführt. Ich bin der Verbrecher, den Sie suchen. Nehmen Sie mich fest, Herr Kommissar!«
    Arthur grinste ein bisschen, während seine Blicke unschlüssig über die vielen Namensschilder streiften, und träumte noch ein bisschen weiter. Dass er eine Belobigung bekommen würde, vielleicht zum Bürgermeister persönlich eingeladen wäre, weil er Hanna Umlauf gerettet habe, die ja schließlich, wie Dr. Brückl betont hatte, eine Person des öffentlichen Interesses war. Dass er drei Wochen Sonderurlaub spendiert bekäme, mindestens, drei Wochen Malediven oder so, dass Karolina ausflippen würde und mit ihrem heißen Zungenschlag seinen …
    Nein! Stopp!
    Er räusperte sich und rief sich zur Ordnung, so weit hatte man im Dienst wirklich nicht zu denken! Plötzlich öffnete sich die Haustür, und Arthur riss die Augen auf, denn seine Träume von der raschen Mörderjagd hatten sich doch noch nicht ganz verflüchtigt und vielleicht … aber … nein, kein Tonio Wie-immer-er-dann-hieß verließ das Haus, sondern eine junge Frau in kurzem Rock, enger Bluse, Sonnenbrille, Typ heißer Feger.
    Sie musterte ihn kurz, eine Sekunde, war an ihm vorbei, er sagte: »Entschuldigen Sie, könnten Sie wohl kurz …?«
    Sie blieb stehen, wandte sich ungeduldig um: »Ja?«
    Er holte das Phantombild aus der Brusttasche, entfaltete es, sagte: »Kennen Sie zufällig diesen Mann?«
    Sie schaute das Bild an, schaute ihn an, er konnte ihre Augen nicht sehen hinter der dunklen Brille, sie sagte: »Nein, kenn ich nicht, bin nur zu Besuch hier. Entschuldigen Sie, ich bin schon spät dran, muss wirklich los.«
    Und war weg, entfernte sich rasch. Arthur schaute ihr hinterher, hatte einen plötzlichen Impuls, aber … die Haustür öffnete sich erneut, eine weitere Frau erschien, etwas älter, im Schlepptau zwei quengelige Kinder, Arthur sprach auch sie an. »Entschuldigen Sie«, sagte er, »Polizei«, und holte seinen Dienstausweis aus der Hosentasche. »Kennen Sie

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