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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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Stiefel und Franza spürte plötzlich, dass sie selber … keine Stiefel anhatte, nicht einmal Schuhe, nein, nichts, dass sie … nichts an den Füßen hatte außer dünnen Baumwollsöckchen, weil ihre Schuhe neben ihrer Tasche in der Kabine standen. Einen kurzen Moment lang war Franza irritiert und stockte und es war, als übertrage die Irritation sich auf die junge Frau, denn sie stockte auch, drehte sich um, blickte auf Franzas laufende Sockenfüße, wurde langsamer. Die Rolltreppe kam in Sicht, sie hetzten sie hinunter, Franza spürte unangenehm die Rillen an den Sohlen, ihr wurde klar, was sie hier für eine Figur abgab, einem Mädchen hinterherhetzend, auf Socken und mit offenem Jeans-Reißverschluss.
    Was bin ich für eine Idiotin, dachte sie, blieb stehen und stützte ihre Hände auf den Knien ab. Was misch ich mich in Sachen ein, die mich nichts angehen, eine kleine Verrückte, die Parfüms klaut in einem völlig überteuerten Scheißladen! Kann mir das nicht einfach egal sein?
    Sie atmete tief durch, hob den Kopf, blickte nach vorne. An der Eingangstür zum Einkaufszentrum zwanzig Meter entfernt stand die junge Frau und schaute in ihre Richtung. Franza schüttelte den Kopf und schnappte nach Luft. Spinnt die, dachte sie und setzte sich wieder in Bewegung, spinnt die??? Wartet die jetzt auf mich???
    Ja, sie wartete, ging noch durch die Drehtür, stand dann da und blickte Franza entgegen.
    »Sie sind nicht schlecht in Form«, sagte sie und grinste ein bisschen, »für Ihr Alter.«
    »Ach ja«, schnaufte Franza und versuchte ruhig zu atmen. »Finden Sie?«
    »Ja.« Die junge Frau nickte. »Schließlich sind wir jetzt durch das halbe Einkaufszentrum gerannt und Sie noch dazu in Socken.«
    Wieder grinste sie spöttisch und blickte auf Franzas Füße. »Warum eigentlich?«
    Franza hob die Augenbrauen und ärgerte sich noch ein wenig über die Respektlosigkeit und den Spott ihres Gegenübers, aber in ihrem Inneren hatte sie sich längst beruhigt.
    »Warum was? Warum ich Ihnen hinterherlaufe oder warum in Socken?«
    »Beides.«
    »Hm!« Franza überlegte. »Warum ich Ihnen hinterhergelaufen bin, wissen Sie. Und warum in Socken … tja, manchmal ist das Leben so.«
    Das Mädchen lächelte und Franza fühlte sich berührt, spürte ein vages Mitgefühl, eine Sorge.
    »Gute Antwort«, stellte das Mädchen fest.
    »Ja?«, sagte Franza, »danke.«
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte das Mädchen.
    Franza verharrte für den Bruchteil einer Sekunde, dann nickte sie, blickte in die nachdenklichen, aufmerksamen Augen des Mädchens. »Wer sollte Sie aufhalten? Ich doch nicht. Ich sollte mir meine Schuhe holen.«
    »Aus dem Laden?«
    »Ja, aus dem Laden. Ein Scheißladen im Übrigen.«
    Das Mädchen lachte. »Ich weiß. Warum gehen Sie da überhaupt hin? Das haben Sie doch gar nicht nötig.«
    Nicht nötig! Franza konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, wurde aber gleich wieder ernst. »Und Sie?«, fragte sie. »Haben Sie das nötig? Wie oft müssen Sie das tun?«
    Helle Röte übergoss plötzlich das Gesicht der jungen Frau, auf einmal wirkte sie ganz klein, ein Bäumchen, das dem Wind nicht standhielt. Sie zuckte mit den Schultern. »Das geht Sie nichts an! Oder wollen Sie mich in eine Therapie schicken?«
    Sie setzte ihr spöttisches Lächeln wieder auf, doch ihr Spott war zittrig, und Franza hatte das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen, ein bisschen zu wiegen, aber natürlich tat sie es nicht.
    »Nein«, sagte sie, »nein, ich schick Sie in keine Therapie. Das müssen Sie schon selber tun.«
    Das Mädchen schwieg.
    »Aber das wird wohl noch … eine Weile dauern?«, fuhr Franza vorsichtig fort.
    Das Mädchen zuckte die Schultern. Franza streckte ihre Hand aus. »Franza«, sagte sie, »und Ihr Name?«
    Vorsichtig ergriff das Mädchen die Hand. »Ich weiß«, sagte sie, »Sie sind Bennys Mutter. Sie sind Polizistin. Das hab ich immer bewundert.«
    »Oh!« Franza staunte. »Sie kennen Ben? Woher?«
    »Aus der Schule. Wir sind irgendwann mal in einer Klasse gewesen. Ich muss jetzt gehen.« Sie entzog Franza die Hand und ging.
    »Ihr Name?«, rief Franza, »Ihr Name?«
    Das Mädchen drehte sich noch einmal um. »Lilli«, sagte sie. »Ich bin Lilli.«
    Dann war sie weg, verschwunden in der Menge. Franza stand noch eine Weile nachdenklich da. »Lilli«, murmelte sie und sah noch die Augen vor sich, helles Braun, kleine Pünktchen darin.
    Sie kehrte ins Einkaufszentrum zurück, fuhr die Rolltreppe hoch, begegnete den

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