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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurde, denke ich daran, wie hilflos die Leute dort angesichts meiner Macht gewesen wären. Ich denke an die Kinder, die dort lebten,
und die Mütter und Väter. Mehr Tod hilft nicht gegen Verbrechen, ganz gleich, wie bedauerlich sie sind.« Sie sagte all das in versöhnlichem Tonfall, aber sie konnte ihm einfach nicht zustimmen.
    Benroln sah sie kurz an, dann senkte er den Kopf zu der respektvollen Verbeugung eines besiegten Gegners. »Und so lerne ich von deiner Weisheit.«
    Lehr, der bei Seraphs letzten Worten näher gekommen war, schnaubte und grinste Benroln an. »Das weiß sie besser. Genau das sagte sie immer zu Papa, wenn sie ihm nicht zustimmen wollte, er aber eindeutig Sieger der Auseinandersetzung war.«
    Seraph lächelte sanft. »Wir können uns immer noch darauf einigen, dass wir uns nicht einigen können.«
     
    Die Reisenden waren organisiert wie eine gut ausgebildete Armee, und aus den gleichen Gründen. Jedem war eine bestimmte Rolle zugewiesen.
    Seraph hatte nicht wirklich gewusst, was für ein unabhängiges Leben sie in Redern geführt hatten. Solange der Sept seine Steuern bekam, konnten sie überwiegend tun, was sie wollten. Wenn sie einen anderen Rederni geheiratet hätte, hätte das wahrscheinlich bedeutet, von ihm abhängig zu sein. Aber Tier war Tier. Er suchte den Rat seiner Frau, und sie arbeiteten sowohl auf den Feldern als auch in der Küche Schulter an Schulter. Seraph hatte sich an die Freiheit gewöhnt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
    Als Isfain auf eine Stelle gedeutet und sie angewiesen hatte, dort ihr Lager aufschlagen, hätte sie ihm beinahe gesagt, wohin er sich seine Befehle stecken konnte. Wenn sie nicht bemerkt hätte, dass Lehr sie erwartungsvoll ansah, hätte sie es vielleicht auch tatsächlich getan. Stattdessen jedoch nickte sie nur und machte sich an die Arbeit.

    Zumindest ließen sie Seraph ein wenig Raum, weil sie Rabe war und Clanführerin, wenn auch nur für ihre Familie und Hennea. Lehr hingegen behandelten sie wie einen grünen Jungen - Tier hatte das nie getan. Sie hoffte nur, dass er seinem Vater ähnlich genug war, um ruhig zu bleiben, bis sie mehr über diesen Clan wusste: Sie könnten vielleicht dabei behilflich sein, Tier zurückzuholen.
    Seraph ging den anderen bei der Vorbereitung des Abendessens zur Hand. Ein paar Männer kümmerten sich um die Pferde und Ziegen, einige gingen angeln, und eine kleinere Gruppe zog in den Wald, in der Hoffnung, dort Wild erlegen zu können. Jes und Lehr schlossen sich dieser Gruppe an. Seraph hatte Zeit gehabt, mit Lehr zu sprechen, und sie wusste, er würde sich nicht verraten. Auch er mochte Benroln nicht besonders.
    »Mein Kors sagte mir, du warst mit einem Solsenti verheiratet«, sagte die Frau links von Seraph, während sie mit geschickten Fingern und einem scharfen Messer einen der Kaninchenkadaver ausbeinte, die die Grundlage des Abendessens bilden würden.
    Die Worte kamen so bewusst neutral heraus, dass Seraph nicht antwortete und so tat, als benötige ihre eigene Arbeit ihre gesamte Konzentration.
    »Ja, wie war das denn?«, fragte die Frau, die ihr gegenüber arbeitete, mit mühsam gedämpfter Neugier. »Ich habe gehört, die Solsenti -Männer …«
    Sie wurde schnell von den anderen Frauen zum Schweigen gebracht, die sie kichernd zu tadeln begannen.
    »Also wirklich!«, rief eine raue Stimme. Seraph drehte sich um und sah eine winzige, uralte Frau auf die Tische zukommen, wo sie das Essen vorbereiteten. Ihr Haar war hellblond und dünn, und es hing ihr in einem Zopf vom Oberkopf bis zu den Hüften. Ihre Schultern waren gebeugt, die Hände so knotig
wie der Stock, auf den sie sich stützte. »So, wie ihr euch benehmt, sollte man glauben, ihr hattet nie zuvor einen Mann! Sie ist unser Gast. Ah, ihr seid eine Schande für den Clan.«
    »Brewydd«, sagte die Frau, die das Gespräch begonnen hatte. »Was führt dich her?«
    »Brewydd?«, fragte Seraph, legte den gehäuteten Kaninchenkadaver hin und wischte sich die Hände an der geliehenen Schürze ab. »Bist du die Heilerin?« Selbst vor zwanzig Jahren war Brewydd die Heilerin uralt gewesen.
    Die alte Frau nickte. »Ja, die bin ich«, sagte sie. »Ich kenne dich, Kind - Isoldas Rabe. Die, die überlebte.«
    Die Frau zu Seraphs Rechten schob beiseite, woran sie arbeitete, und eilte zu der alten Frau, um ihr die Hand unter den Arm zu schieben und sie zu stützen. »Komm, Großmutter. Du musst dich hinsetzen.« Mit einem leisen Tadel führte sie Brewydd zu einem

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