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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mann drängte sich durch die Menge.
    Er hatte aschblondes Haar, das er in einem taillenlangen Zopf trug, was sein Reisendenblut so deutlich ankündigte wie ein geschriebenes Schild. Die Solsenti wichen noch weiter zurück.
    »Sieh zur Straße, Mutter«, flüsterte Jes.
    Seraph tat das, und tatsächlich wartete dort ein ganzer Reisendenclan.
    Schweigen breitete sich aus, überwiegend, weil die Solsenti die anderen Reisenden noch nicht bemerkt hatten und nicht wussten, was sie mit ihrem Freund anfangen sollten, dessen Arm immer noch reglos in der Luft hing.
    »Nun?«, sagte der junge Reisende wieder. »Was ist hier los?«
    »Ich bin Seraph«, sagte sie. »Rabe vom Clan von Isolda der Schweigsamen. Die halbwüchsigen Söhne dieses Mannes haben meine Freundin beleidigt. Wir sprachen gerade über den Vorfall.«
    Der Fremde nickte zum Arm des Mannes hin. »Interessantes Gespräch?«
    »Nein«, sagte Seraph. »Ich war beinahe fertig. Wenn du mich einen Moment entschuldigen würdest.« Sie wandte sich dem Solsenti zu. »Ich habe keine Geduld mehr mit Euch. Ich verfluche Euch und Eure Söhne: Wenn Ihr oder Eure Söhne noch ein einziges Mal eine Frau oder ein Kind schlagt, werdet
Ihr den Gebrauch dessen verlieren, was für Männer das Wichtigste ist. Und jetzt geht.«
    Sie ließ seinen Arm los und starrte die wenigen Solsenti nieder, die aussahen, als wollten sie noch bleiben.
    Der fremde Reisende wartete, bis sie weg waren, dann fing er an zu lachen. »Ich bin kein Rabe, aber ich konnte dennoch sehen, dass hinter diesem Fluch keine magische Kraft lag.«
    Sie lächelte. »Die ist auch nicht nötig.« Wenn einer von ihnen jemals eine Frau oder ein Kind schlug, würde er sich an ihre Worte erinnern und sich Sorgen machen. Was leichter als Magie zu der von Seraph prophezeiten Wirkung führen konnte.
    »Wer bist du?«, brach Jes in das Gespräch ein.
    »Ah, verzeiht! Ich bin Benroln, Kormoran und Anführer des Clans von Rongier dem Bibliothekar.« Er deutete eine Verbeugung an. »Wenn wir euch beim Essen Gesellschaft leisten dürften, könnten wir Geschichten austauschen.«
    »Seid willkommen«, sagte Seraph.
     
    Erst einmal wurde es ein wenig chaotisch, als der Clan von Rongier einen Halt und eine Mahlzeit organisierte und die Solsenti zur gleichen Zeit schnell packten und sich auf den Weg machten, wobei die meisten noch die Reste ihrer Mahlzeit in einer Hand hielten, als sie wieder aufbrachen.
    Die Angst auf ihren Gesichtern machte Seraph weniger Sorgen als das Gejohle aus dem Clan des Bibliothekars. Ihr Vater hätte so etwas nie erlaubt, aber Benroln war noch jung, und vielleicht empfand er das Gleiche wie die anderen jungen Leute, die den Solsenti Bemerkungen hinterherriefen. Dennoch, es gab auch Ältere, und Seraph dachte, jemand hätte etwas sagen sollen.
    Ein Blick auf die Wagen des Clans und die Kleidung der Reisenden sagte ihr, dass sie materiell offenbar nicht unter
einem jungen Anführer gelitten hatten, sosehr sich ihre Manieren auch verschlechtert haben mochten. Ihre Kleidung war nicht abgetragen und geflickt, und die Wagen waren alle frisch bemalt.
    Seraphs kleine Familie blieb dicht bei ihr, während die fremden Clansleute Essen verteilten und sich an die Vorbereitung weiterer Gerichte machten. Seraphs Jungen fühlten sich offenbar eingeschüchtert von der fremden Sprache und dem schieren Lärm, den so viele Menschen machen konnten, die sich der gleichen Aufgabe widmeten. Seraph hatte gerade ihre Mahlzeit beendet, als Benroln mit drei anderen Männern auf sie zukam.
    »Seraph, das hier ist mein Onkel Isfain«, sagte er und zeigte auf den ältesten Mann. »Mein Vetter Calahar« war ein junger Mann mit ungewöhnlich rabenschwarzem Haar. »Kors« war mittleren Alters und von mittlerer Größe, und er hatte leicht gebeugte Schultern.
    »Das hier«, fuhr Benroln fort, »ist Seraph, Rabe von Isolda der Schweigsamen, mit ihrer Familie. Dieser junge Mann hier ist Adler.«
    Der ältere Mann, den Benroln als Isfain vorgestellt hatte, lächelte. »Deine Familie ist mit Weisungen gesegnet. Würdest du mich ihnen vorstellen?«
    Nichts an diesen Worten hätte Seraphs Misstrauen wecken sollen, aber es lag eine gewisse Betonung in Benrolns Worten, als er von den Weisungen sprach, und das wiederum hatte bei Isfain eine gewisse Selbstgefälligkeit hervorgerufen.
    Seraph nickte. »Das hier ist mein Sohn Jes, der Adler. Mein Sohn Lehr und meine Freundin Hennea.« Niemand hätte sie je bezichtigen können, zu vertrauensselig zu sein.

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