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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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versagt.
    »Frau, pass auf, was du tust«, fauchte Isfain.
    Offensichtlich hatte ihm nicht gefallen, wie sie hereingekommen war. Sie ignorierte ihn.

    »Hennea«, sagte Jes leise und erleichtert. »Ich muss mit Mutter sprechen.« Mit einer Hand rieb er an einem Lederstreifen, den er um den Hals trug, und drehte ihn hin und her, als könne er eine Schnalle oder einen Knoten finden, die nicht vorhanden waren. Für Hennea sah das Leder so glatt aus, als wäre es gerade erst um seinen Hals gewachsen.
    »Was willst du hier?«, fragte Isfain. »Weiß Benroln, dass du hier bist?«
    Wieder ignorierte sie ihn.
    »Schon gut, Jes«, sagte sie zu dem jungen Mann, der unruhig auf dem zerschlagenen alten Hocker saß. »Benroln will deine Mutter zwingen, für Geld das Land eines armen Bauern zu verfluchen. Sie haben dich mit einem Artefakt gefesselt, das deinen anderen Geist in Schach hält, aber wenn du es erst wieder loswirst, wird alles in Ordnung sein. Lehr ist mit deiner Mutter gegangen.«
    Sie wusste nicht, wie viel er in seinem derzeitigen Zustand verstand, also war sie froh, als er nach ihren Worten seine wiegenden Bewegungen verlangsamte.
    »Sie sind in Sicherheit?«, fragte er.
    »Ich glaube nicht, dass Benroln Seraph etwas antun könnte, das sie nicht zulassen will. Lehr ist bei ihr.«
    Er schluckte. »Und du bist hier in Sicherheit.«
    »Ja«, stimmte sie zu. »Ich bin bei dir in Sicherheit. Würdest du mir beim Stricken helfen, bis deine Mutter sich um die Situation gekümmert hat?«
    Sie öffnete den Beutel und gab ihm einen Wollstrang, den sie genau zu diesem Zweck durcheinandergebracht hatte. Nach kurzem Zögern nahm er ihn entgegen. Er starrte die Wolle eine Weile an, aber dann begann er geduldig daran zu arbeiten und die Knoten zu lösen. Der raue Wollfaden hatte offenbar seine eigenen Vorstellungen, und es würde einige
Zeit brauchen, bis er mit dem Durcheinander fertig würde, das Hennea angerichtet hatte.
    Sie setzte sich ihm zu Füßen und begann mit einem Knäuel zu stricken, das er am Vortag für sie entwirrt hatte. Sie lehnte sich gegen sein Bein, bereit, wieder wegzurutschen, wenn es unangenehm für ihn sein sollte. Die langen Muskeln seines Oberschenkels entspannten sich jedoch, also lehnte sie sich fester an ihn.
    Sie warf ihm einen Blick in die Augen und sah dort den Zorn darüber, im Netz des Foundrael festzusitzen. Sie schauderte und widmete sich wieder dem Pullover, den sie strickte. Eine Weile schien Jes sich zu beruhigen. Wenn das Zelt nicht so karg möbliert gewesen wäre oder wenn dieser Idiot Isfain aufgehört hätte, Jes ununterbrochen anzustarren, als erwarte er, dass er explodierte, wäre es Seraphs Sohn vielleicht besser gegangen.
    »Das hier gefällt mir nicht«, erklärte Jes und warf plötzlich das Garn auf den Boden. »Ich muss … ich muss woanders sein.«
    Hennea blickte auf zu ihm und sah die Verzweiflung in seinem Blick. Das reicht jetzt, dachte sie. »Warte einen Moment.«
    Kors war kein Problem. Er würde erkennen, was richtig war, wenn man es ihm vorführte, sosehr er sich auch wünschen mochte, es wäre anders. Isfain jedoch würde wahrscheinlich Schwierigkeiten machen.
    Er gehörte zu den Clanmitgliedern, die über Magie verfügten, obwohl er keine Weisung hatte. Hennea wusste, dass die anderen Raben dazu neigten, auf Magier ohne Weisung herabzublicken und sie für schwach zu halten, aber sie war nicht so dumm. Ein guter Zauberer musste ebenso subtil wie mächtig sein, und wie bei einem gut gestrickten Wollpullover waren die Zaubersprüche dieser Leute oft schwierig aufzudröseln.

    Der Trick bei Zauberern bestand darin, ihnen keine Zeit zu lassen, um irgendetwas zu tun.
    »Isfain«, sagte sie schlicht. »Sei still.«
    Es hätte sich nicht gelohnt, so etwas mit einem Raben zu versuchen, denn Raben brauchten weder Wort noch Bewegung, um Magie heraufzubeschwören. Ein Zauberer konnte ebenfalls auf diese Weise Magie wirken - aber es war eine eher jämmerliche Angelegenheit. Es würde lange dauern, bis Isfain einen Weg aus Henneas Bann fand.
    »Was soll das?«, fragte Kors ungläubig, überrascht über Henneas Unfreundlichkeit.
    Sie packte ihr Strickzeug sorgfältig weg, dann nahm sie das Garn, das Jes auf den Boden geworfen hatte, und steckte es oben in ihren Beutel. Sie würde später genug Zeit haben, den Bann von der Wolle zu lösen, damit sie sich leichter ordnen ließ.
    »Das hier geht zu weit«, sagte sie.
    »Wie meinst du das?«, fragte Kors, der immer noch nicht bemerkt

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