Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
eine Sturzflut und nahm ihr mit ihrer Intensität den Atem. Hennea drückte die Finger in Jes’ Schultern, die sich in Eisen verwandelt hatten. Aber er kämpfte nicht gegen sie an, als sie ihn an sich zog und seine Lippen mit der Zunge berührte.
    Angst hatte die Verlegenheit vertrieben, die sie darüber empfand, ihn zu verführen, aber es war nicht diese Angst, die ihre Begierde erweckte. Als er den Kuss erwiderte, schmiegte sie sich an ihn und gestattete ihm, seinen Zorn zu Leidenschaft werden zu lassen.
    Es war der Hüter, der den Kuss wieder sanfter machte und das Gewicht ein wenig verlagerte. Er rieb das Gesicht gegen ihres wie eine Katze, die ihr Territorium markiert, dann löste er sich trotz der Spannung, die seinen Körper beben ließ, von ihr.
    »Benroln hat Mutter und Lehr?«, fragte er heiser.
    Sie musste sich räuspern, bevor sie etwas sagen konnte. »Ja.«
    Sie wandte das Gesicht ab, denn sie wusste, dass sie rot geworden war, also hatte sie keine Möglichkeit, sich weiter von ihm zu lösen, bevor er sie erneut berührte. Er zog sie an sich und legte das Kinn auf ihren Kopf.
    »Wir gehen und suchen sie«, sagte er. Erst dann schien er Isfain wieder zu bemerken, denn er erstarrte.
    »Was hast du mit dem da gemacht?«, knurrte er.
    Sie nutzte die Gelegenheit, um sich Jes’ Armen zu entziehen, und sah Isfain an. »Nicht so viel, wie ich gern getan hätte«, sagte sie. »Wenn ich die Geschichte, die zu dieser Dummheit führte, richtig verstehe, war Benroln noch sehr jung, als er Clanführer wurde. Aber du«, sie berührte Isfains Nase missbilligend, »weißt es besser. Er war der Sohn deiner Schwester, und du hast ihn schlecht unterrichtet.«

    »Lass ihn los«, sagte der Hüter.
    Sie legte misstrauisch den Kopf schief. »Warum?«
    Als er sie anknurrte, musste sie lächeln, obwohl ein Schauder über ihren Rücken lief. »Ich denke, wir sollten ihn lieber lassen, wie er ist, bis wir Lehr und deine Mutter gefunden haben, denkst du nicht auch?«
    »Weichherzig«, stellte er fest.
    »Besser als weichköpfig«, erwiderte sie. »Sollen wir jetzt Lehr und Seraph suchen?«
    Er ging um sie herum und hielt ihr die Zeltklappe auf. »Ich würde lieber jemanden fressen«, sagte er - Hennea glaubte, dass er das nur für Isfain sagte, war sich aber nicht ganz sicher. »Aber wir werden als Erstes nach Mutter suchen. Ist Gura hier?«
    »Seraph hat ihm befohlen, unser Zelt zu bewachen«, sagte sie.
    Als sie sich aus dem Zelt duckte, brachte er seinen Mund dicht an ihr Ohr und sagte: »Nimm es dir nicht übel.«
    Sie blieb so plötzlich stehen, dass ihr Hinterkopf fest genug gegen seinen Kiefer stieß, um seine Zähne klicken zu hören.
    »Warum sollte ich mir übel nehmen, einen gut aussehenden Jungen geküsst zu haben?«, fragte sie sarkastisch und ohne die Stimme zu senken.
    Zu ihrer Überraschung grinste er sie an. Hüter grinsten nicht. Sie lächelten erfreut, wenn sie einen armen Narren erwürgten, der gewagt hatte, ihnen in den Weg zu treten. Sie fletschten die Zähne. Aber sie grinsten nicht.
    »Ich weiß es nicht. Aber es hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht, Jes und mir.« Sein Grinsen wurde breiter. »Und wir wollen es so bald wie möglich wieder tun.«
     
    »Da seid Ihr ja«, sagte ein gut gekleideter junger Mann, der auf einer kleinen Lichtung an der Seite eines Hügels wartete,
von der aus man ein zwei Morgen großes Feld mit einem ordentlichen kleinen Haus am anderen Ende sehen konnte. »Ich dachte schon, Ihr würdet nicht mehr kommen.«
    Benroln setzte ein sympathisches Lächeln auf. »Ich breche keine Verträge.«
    »Und außerdem«, sagte der Mann, »wusstet Ihr, dass es noch mehr Gold gibt, wo Ihr das erste bekommen habt, wie?«
    Er sah jung aus, er konnte noch nicht lange Kaufmann gewesen sein, dachte Seraph, aber dann dachte sie noch einmal nach. Seine Züge waren weich, was ihn tatsächlich jünger aussehen ließ, aber seine Augen waren scharf und alt.
    Ich wette, dass er sein jugendliches Aussehen gut ausnutzt, dachte Seraph, als sie ihre Einschätzung seines Alters zehn Jahre nach oben veränderte.
    »Selbstverständlich«, sagte Benroln, nachdem er höflich über die Bemerkung des Kaufmanns gelacht hatte. »Das hier ist die Frau, die den Fluch aussprechen wird.«
    »Und das hier unten ist der fragliche Bauernhof«, erwiderte der Kaufmann mit heller, angenehmer Stimme. »Ich will, dass er verflucht wird - Ihr versteht, was ich meine. Schon letztes Jahr habe ich einem Zauberer gutes Geld für einen

Weitere Kostenlose Bücher