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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte, dass Isfain sich wegen ihrer Magie nicht rühren konnte. Er hatte keine Ahnung, was sie war.
    »Hast du je gesehen, wie ein Hüter von einem Foundrael befreit wurde?«, fragte sie. »Es ist nicht so schlimm, wenn sie sich nicht aufgeregt haben - aber dein Isfain hat das verhindert.«
    »Mutter«, sagte Jes traurig.
    Sie nickte. »Ich weiß. Lehr wird auf sie aufpassen, aber es ist eigentlich deine Aufgabe, deine Familie zu beschützen.«
    »Ja«, erwiderte er.
    Sie wandte sich wieder Kors zu. »An deiner Stelle würde ich dieses Zelt jetzt verlassen, damit du nicht der Erste bist, den er sieht, wenn er freikommt.«
    Das war mehr als genug Warnung. Wenn er diesen Rat nicht befolgt … Sie entspannte sich, als sie hörte, dass er ging. Kors war wirklich kein schlechter Mensch.

    »Also gut, Jes, ich werde dir dieses Ding jetzt abnehmen.«
    Sie griff nach oben, aber er packte ihre Hände. »Nein. Benroln sagt, er kann es nur selbst tun.«
    »Nun«, sagte Hennea. »Ich bin nicht so mächtig wie deine Mutter, aber ich habe lange Zeit studiert. Ich denke, ich weiß, wie ich dir das verfluchte Ding abnehmen kann. Ich werde dich nicht belügen: Es könnte gefährlich sein - aber nicht so gefährlich, wie wenn ich es nicht tue.«
    »Gefährlich für mich«, sagte er und packte ihre Hände erneut, bevor sie das Foundrael berühren konnte. »Nicht dich.«
    »Nur für dich«, log sie, aber sie hatte viel Übung im Lügen, und es kam heraus wie die Wahrheit.
    Er ließ zu, dass sie die Hände an das Band um seinen Hals legte. Das Leder war weich und sah neu aus, als wäre es gerade erst gegerbt worden und nicht schon vor Jahrhunderten. Das machte es leichter, denn nun wusste sie, um welches der zehn Foundraels es sich handelte.
    »Nein«, sagte er und zog ihre Hände wieder weg.
    »Es ist in Ordnung«, sagte sie.
    »Nein«, wiederholte Jes. »Der Hüter wird den großen Mann umbringen. Das wäre schlecht. Er denkt, zu töten wäre sehr schlimm für uns. Töten ist schlecht, aber er hätte keine andere Wahl. Er ist sehr zornig.«
    Hennea sah ihn nachdenklich an. Alle neigten dazu, dachte sie, den Tageslicht-Jes zu unterschätzen, weil sie den Hüter so fürchteten. Oh, Seraph liebte ihn in jeder Gestalt, aber sie behandelte ihn mit der gleichen Nachlässigkeit und Disziplin wie ihren Hund, und die anderen folgten ihrem Beispiel.
    Jes, dachte Hennea, war mehr als nur eine Marionette, die der Hüter bewohnte. Impulsiv hob sie die Hand, die er immer noch festhielt, zu seiner Wange. Er schloss die Augen, drückte die Wange gegen ihre Hand und bewegte den Kopf ein wenig,
sodass seine Bartstoppeln, die seit der Rasur am Morgen gewachsen waren, ihre Finger kratzten.
    Er war nur ein Junge, dachte sie, nervös über die Reaktion, die seine unschuldig sinnliche Geste bei ihr hervorgerufen hatte.
    Und er hatte vielleicht recht, was das Töten anging. Die Weisung des Adlers kam nur zu Empathen, eine seltene und für gewöhnlich schwach ausgeprägte Begabung. Wenn Jes allerdings als Empath stark genug wäre, konnte es ihm wirklich schaden, wenn er jemanden umbrachte.
    »Der Hüter wird sich nicht beruhigen, ehe wir es abnehmen, Jes. Er wird sich nur schlimmer und schlimmer fühlen.« Sie nahm die Hand nicht von seinem Gesicht. »Je länger wir warten, desto schwieriger wird es werden.«
    Er nickte, aber er öffnete die Augen nicht. »Er ist so wütend«, sagte er. Dunkle Wimpern streiften ihre Fingerspitzen, und sie schauderte.
    Dann sah er sie an, die Augen dunkel und hungrig. »Du könntest etwas tun, damit er nicht mehr wütend ist«, sagte Jes. »Er mag dich. Küss mich.«
    Dieser Vorschlag verblüffte sie. Sie hatte nie gehört, dass jemand so etwas versucht hätte. Wahrscheinlich, weil nur ein Idiot auf die Idee käme, einen zornigen Hüter zu küssen.
    Ihre Lippen waren immer noch zu einem Lächeln verzogen, als sie seinen Mund berührte. Zuerst war es ein unschuldiger Kuss, denn das war die Reaktion, die er bei ihr hervorrief - wenn auch nicht ohne eine gewisse Erregung. Seine Lippen waren ein wenig gerissen, und die Rauheit berührte sie wie Schmetterlingsflügel.
    Sie konnte spüren, wie er sich anspannte, als sie die Hände wieder um seinen Hals schloss, also öffnete sie den Mund, um leicht an seinen Lippen zu knabbern und von dem abzulenken, was sie tat.

    Es lenkte sie selbst ebenfalls ab - aber nicht so sehr, dass sie die Öffnung des Foundrael verdorben hätte.
    Sobald sie fertig war, brach Angst über das Zelt herein wie

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