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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie benutzen wollten, erlebten trotzdem eine unangenehme Überraschung.«
    »Weißt du, was wir mit ihnen tun sollen?«, fragte Hennea.
    »Noch nicht«, antwortete Brewydd. »Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich sie behalte?« Sie zeigte auf die Ringe.
    »Nein«, sagte Seraph. »Wenn du herausfinden kannst, was wir mit ihnen anfangen sollen, wie man die Weisungen befreien kann, ist das mehr, als Hennea und ich fertiggebracht haben.«
    Brewydd nickte und steckte die Ringe in Seraphs Beutel zurück. »Sag deinem Jungen, er soll morgen zu meinem Wagen kommen, wenn wir das Lager aufschlagen«, sagte sie.
    »Lehr?«, fragte Seraph vorsichtig.
    Brewydd nickte. »Ich weiß ein paar Dinge über Jäger, die ihn interessieren könnten.« Sie stand auf. »Ich weiß erheblich mehr, als ich preisgebe«, sagte sie. »Und ich teile mein Wissen nur mit Leuten, die ich mag. Dein Junge war erschöpft und quälte sich, gar nicht zu reden davon, dass er genug davon hatte, Befehle entgegenzunehmen, und wütend
auf meinen ganzen Clan war - aber er ist immer noch höflich und sanft. Ich mag ihn.« Sie starrte Benroln wütend an.
    Er stand mit einem Lachen auf. »Ich mag dich, alte Frau.« Er beugte sich über sie und küsste ihre Wange. »Ich werde ein wenig schlafen, bevor ich umfalle. Du wirst die Mermora behalten wollen, bis du das Rätsel mit den Ringen lösen kannst, und du kannst sie gern haben, Brewydd. Gute Nacht.«
    Brewydd wandte sich Seraph zu. »Ich bin eine ehrliche Frau, also muss ich dir sagen, dass ich nicht daran gewöhnt bin, Weisheit von jenen zu hören, die jünger sind als ich. Ich ging davon aus, ich würde Benroln überzeugen müssen, dass das, was er tut, um uns Gold zu beschaffen, falsch ist. Ich hätte nie daran gedacht, ihm stattdessen eine andere Beschäftigung zu suchen. Ich danke dir.«
    Seraph schüttelte den Kopf. »Dafür solltest du lieber Hennea danken.«
    Hennea lächelte und erhob sich ebenfalls. »Was immer ich an kleinen Weisheiten aufgelesen habe, gehört dir. Und jetzt werde ich es halten wie Benroln: Es ist Zeit zu schlafen. Kann ich dich zu deinem Wagen begleiten?«
    Brewydd lachte und zwinkerte Seraph zu. »Ich bin einverstanden, und sei es nur, weil der gut aussehende junge Hüter, der draußen wartet, ebenfalls mitkommen wird.«
    Seraph lachte, gähnte und machte sich auf zu ihrem Zelt.
     
    »Seraph, wach auf.« Henneas Stimme war leise und versank in ihrem Traum.
    »Mutter«, murmelte Jes.
    Bei diesem Wort setzte sich Seraph hin und öffnete beinahe in der gleichen Bewegung die Augen. »Jes, was ist los?«
    Er lächelte sein liebenswertes Lächeln. »Es ist alles in Ordnung, Mutter, aber du wirst noch das ganze Lager wecken.«

    Seraph gähnte und versuchte in dem, was Jes gerade gesagt hatte, den Grund zu finden, wieso sie sie geweckt hatten. Es war immer noch dunkel draußen, und außer ihr lagen alle. Hennea hatte Seraphs Arm gepackt, aber ohne Nachdruck.
    »Du hattest Albträume«, erklärte Lehr und drehte sich auf die Seite, damit er sie besser sehen konnte.
    Bei diesen Worten erinnerte sie sich. Tier hatte auf einem Thron aus Eiche, Esche und Eberesche gesessen, weil man einen Bann um ihn wirkte. Er hatte eines der Lieder gespielt, die er oft in der Schänke vortrug, aber sie konnte sich nicht erinnern, was es gewesen war. Sie war zu ihm gelaufen, hatte sich zu seinen Füßen niedergekniet und den Kopf in seinen Schoß gelegt, wie sie es nach dem Tod ihres Bruders manchmal nach schlimmen Albträumen getan hatte. Aber etwas hatte nicht gestimmt. Tier hatte weitergespielt und sie vollkommen ignoriert. Schließlich hatte sie die Hand ausgestreckt, um seinen Arm zu berühren, und aufgeschrien. Seine Haut war warm gewesen, sie konnte Blut unter ihren Fingerspitzen fließen spüren, aber sie wusste, dass er tot war.
    Nervös fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar. »Danke, dass ihr mich geweckt habt«, sagte sie und legte sich wieder hin.
    »Wovon hast du geträumt?«, fragte Hennea.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, log Seraph. Sie war nicht für Prophezeiungen begabt, erinnerte sie sich streng. Es war nur ein Traum gewesen.
    Sie lehnte sich zurück und starrte zur Zeltdecke hinauf. Sie wusste, dass Jes und Lehr annahmen, sie würden Tier lebendig vorfinden und das einzige Problem bestünde darin, ihn herauszuholen, aber Seraph hatte zu viel Erfahrung, um so unbedingt an ein glückliches Ende zu glauben.
    Er könnte tot sein.
    Sie hatte Tier nie gesagt, dass sie ihn liebte.

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