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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Barde reglos auf dem Bett, und nichts, was der junge Kaiser versuchte, konnte ihn wecken.
    Phoran setzte sich aufs Ende des Betts und starrte Tier ins Gesicht - aber der Mann wirkte vollkommen gesund und sah nur ein wenig blass aus. Schließlich stand der junge Kaiser bedrückt wieder auf und kehrte zu seinen Räumen zurück.
     
    Als Tier erwachte, wusste er, dass sie ihn wieder heimgesucht hatten, obwohl seine letzte Erinnerung darin bestand, in seinem Zimmer noch ein wenig musiziert zu haben, nachdem er das Nest verlassen hatte. Er bewegte sich, und die Laute, die neben ihm lag, stieß ihm gegen die Rippen.

    Er setzte sich plötzlich erschrocken auf und untersuchte das Instrument nach Schäden. Er fand etwas, was ein neuer Kratzer am Lack sein mochte, aber nichts, was die Laute wirklich beschädigt hätte. Sein Kopf pochte, sein ganzer Körper schmerzte, und sein Mund war unangenehm trocken - aber die Laute konnte sich nicht selbst neu stimmen.
    Er drückte das Instrument an sich.
    Was hatten sie ihm angetan?
    Jemand klopfte an die Tür. Tier nahm sich zusammen und stand auf.
    »Es ist Zeit zum Abendessen«, erklärte Myrceria, nachdem er ihr die Tür geöffnet hatte. »Ich kann Euch etwas zu essen bringen lassen, oder Ihr könnt im Nest mit den Sperlingen speisen.« Sie zögerte, dann sagte sie: »Es ist Euch vielleicht aufgefallen, dass Eure Bewegungsfreiheit bisher eingeschränkt war, solange Ihr nicht von jemandem begleitet wurdet. Man hat mich gebeten, Euch mitzuteilen, dass Ihr Euch von nun an in den meisten Räumen, die die Sperlinge nutzen, frei bewegen könnt. Wenn Ihr lieber warten und allein gehen möchtet, könnt Ihr das gerne tun. Man wird Euch jederzeit etwas zu essen bringen, wenn Ihr das wünscht.«
    Er stand langsam auf, aber die Bewegung schien gegen einige seiner Schmerzen zu helfen. »Unbedingt«, sagte er so liebenswert, wie er es über das langsam vergehende Dröhnen in seinem Kopf hinweg konnte. »Gehen wir zum Nest.«
    Der Raum war beinahe brechend voll. Als Tier hereinkam, ließ der Lärm bald nach, denn die jungen Männer beobachteten ihn. Wie eine Ente, die das Pech hatte, mitten in ein Wolfsrudel gefallen zu sein, dachte Tier amüsiert.
    Essen aller Arten war auf der Theke angerichtet. Tier folgte Myrcerias Beispiel, nahm eine Holzplatte und begann, sie zu füllen. Als sie zu einem leeren Tisch ging, folgte er ihr.
    Er aß, und es wirkte, als blicke er nie auf, aber er konnte
sehr gut aus dem Augenwinkel sehen. Also bemerkte er auch, dass ein paar Jungen vorsichtig näher kamen.
    Der Erste, der sich an Tiers Tisch setzte, war ein hochgewachsener und für sein Alter zu dünner junger Mann. Bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, wusste Tier schon ein paar Dinge über ihn. Als Erstes war er ein Einzelgänger. Die Sperlinge, hatte er festgestellt, fanden sich überwiegend zu Rudeln zusammen, aber dieser Junge gehörte keinem davon an. Seine Fingerkuppen hatten Schwielen von Instrumentensaiten, und in einer dieser schwieligen Hände hielt er nun einen großen Kasten.
    Er setzte sich neben Myrceria und stellte den Kasten auf den Tisch, wo ein Diener gerade die Platten abgeräumt hatte.
    »Ihr sagtet gestern Abend, ein Barde könne jedes Instrument spielen«, sagte er. »Versucht es einmal mit diesem hier.«
    »Wie heißt Ihr?«, fragte Tier. Er ignorierte die Unruhe, als noch mehr junge Männer Hocker und Bänke näher an den Tisch zogen, um das Gespräch zu belauschen, und konzentrierte sich stattdessen auf den Kasten und löste die Haken, die ihn verschlossen.
    »Collarn«, sagte der Junge. »Ich bin Assistent an der kaiserlichen Musikhochschule. Was haltet Ihr davon?«
    Die Herausforderung in Collarns Stimme war so deutlich, dass es Tier nicht überraschte, in dem Kasten ein Instrument zu finden, wie er es noch nie erblickt hatte. Vorsichtig holte er das Ding aus dem engen Behältnis und schob den Hocker zurück, damit er es sich auf den Schoß legen und näher ansehen konnte.
    Es sah ein wenig wie eine Laute aus, dachte er, war aber rechteckiger und tiefer. Es gab Wirbel, um Saiten zu stimmen, aber diese Saiten waren im Instrument selbst verborgen. Unter den Wirbeln waren auf jeder Seite zwei Reihen von Knöpfen angebracht.

    Auf einer Seite befand sich … »Eine Kurbel?«, fragte Tier und drehte sie. Sofort erklang ein seltsames, durchdringendes, knirschendes Geräusch aus dem Bauch des Instruments. Er grinste entzückt.
    Er legte den Kopf schief und schloss die Augen, dann

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