Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Brücke.
    Er fand eine leere Koppel und schirrte Scheck ab. Seraph stieg vom Pferd und half ihm.
    Ein Junge kam von einer anderen Koppel. »Ich werde ihm Heu bringen«, sagte er. »Ihr könnt den Wagen in der Hütte in der letzten Koppel abstellen.« Er betrachtete Scheck ein wenig genauer und stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist ein seltsames Pferd. Ich habe nie eins mit so vielen Farben gesehen - als hätte er ein Fuchs sein sollen, und jemand hätte ihm große weiße Flecke aufgemalt.«
    »Er ist ein Fahlarn«, sagte Tier. »Obwohl die meisten von ihnen Füchse oder Braune sind, habe ich auch einige gescheckte Pferde gesehen.«
    »Fahlarn?«, wiederholte der Junge und sah Tier neugierig an. »Seid Ihr Soldat?«
    »Ich war einer«, antwortete Tier, nachdem er Scheck in die Koppel geführt hatte. »Wohin sollen wir den Wagen bringen?«
    Der Junge drehte sich zum Wagen um, und dann blieb sein Blick an Seraph hängen. »Ihr seid Reisende?« Der Junge befeuchtete sich nervös die Lippen.
    »Sie ist eine«, sagte Tier und verschloss die Koppel. »Ich bin Rederni.«
    Tier konnte gut mit Menschen umgehen. Seraph vertraute darauf, dass der Junge sie nicht fortschicken würde, wenn sie das Reden nur Tier überließ.
    »Er sagte, wir sollen den Wagen in die hinterste Koppel bringen«, murmelte sie. »Ich übernehme das.«
    Als sie zurückkehrte, war der Junge weg, und Tier hatte seinen Sattel und das Zaumzeug auf der Schulter.
    »Der Junge holt Heu für Scheck«, sagte er. »Es wird ihm hier gut gehen. Sie lassen keine großen Tiere ins Dorf, und die Straßen sind sowieso zu steil.«
    Das war nicht gelogen. Die kopfsteingepflasterte Dorfstraße folgte den Umrissen des Berges für beinahe eine Viertelmeile, wobei nur jeweils an der oberen Straßenseite Häuser standen, beschrieb dann eine sehr steile Kurve, so wie eine Schlange, und stieg zu einer neuen Ebene auf. Die zweite Ebene der Straße hatte immer noch Häuser an der oberen Seite, aber als Seraph zum Fluss hinunterschaute, konnte sie die Dächer der Häuser sehen, an denen sie gerade vorbeigekommen waren.
    An der zweiten Biegung der Serpentinenstraße standen Steinbänke, und auf einer davon saß ein alter Mann und spielte auf einer Holzflöte. Tier blieb stehen, um zuzuhören, und schloss kurz die Augen. Seraph sah, wie der alte Mann aufblickte und ein wenig zusammenzuckte, aber er spielte weiter. Tier setzte seinen Weg fort, aber seine Schritte waren nun langsamer.
    Er blieb schließlich vor einem Haus stehen, in dessen Türsturz Weizengarben gemeißelt waren und aus dem es nach frischem Brot roch.

    »Mein Zuhause«, sagte er. »Ich weiß nicht, welche Art von Begrüßungskomitee ich erwarten soll. Ich habe von niemandem hier gehört, seit ich in den Krieg gezogen bin - und das war mitten in der Nacht.«
    Seraph wartete, aber als er nicht fortfuhr, fragte sie: »Haben sie dich gern gehabt?«
    Er nickte, ohne sich von der Tür abzuwenden.
    »Dann«, sagte sie sanft, »erwarte ich, dass die Männer sich aufplustern und die Frauen weinen und schimpfen werden - und danach gibt es ein Festessen, um dich zu begrüßen.«
    Er lachte. »Das könnte so stimmen. Und ich nehme nicht an, dass sich etwas ändern wird, wenn ich es noch länger aufschiebe.«
    Er hielt ihr die Tür auf und folgte ihr in einen recht großen Raum, der dem Verkauf diente, aber gleichzeitig gemütlich wirkte. Hinter der Theke, die den Raum in der Mitte teilte, gab es schräge Regale mit Brot in einem Dutzend Formen und Größen, und einen kräftigen rothaarigen Mann, der kein bisschen wie Tier aussah.
    »Was kann ich für Euch tun, guter Mann?«, fragte der Rothaarige.
    »Bandor?«, fragte Tier. »Was machst du denn hier?«
    Der kräftige Mann starrte ihn an und wurde ein wenig blass. Er schüttelte den Kopf und drängte beiseite, was ihn beunruhigte. Dann lächelte er ehrlich erfreut. »Das ist wahrhaftig Tier, der von den Toten auferstanden ist!«
    Bandor ging um die Theke herum und zog Tier in eine herzliche Umarmung. »Es ist viel zu lange her.«
    Seraph fand es seltsam, wie sich die beiden Männer umarmten - die Angehörigen ihres eigenen Volks berührten einander selten, wenn sie erwachsen waren. Aber Tier erwiderte die Umarmung des kräftigen Mannes ebenso begeistert, wie er sie entgegennahm.

    »Ich hoffe, du wirst jetzt bleiben«, sagte Bandor und trat einen Schritt zurück.
    »Das hängt von meinem Vater ab«, erwiderte Tier ernst.
    Bandor schüttelte den Kopf und zog die Mundwinkel nach

Weitere Kostenlose Bücher