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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hefebrot zu mischen. Sie zog überrascht die Brauen hoch, als wäre ihr erst jetzt aufgefallen, dass er seinen üblichen Platz an diesem Morgen nicht eingenommen hatte. Dann sah sie wieder Alinath an und zuckte die Achseln.
    Das mochte unhöflich sein, aber Alinaths scharfe Frage war nicht besser gewesen.
    Alinath biss die Zähne zusammen, aber sie hatte offenbar immer noch genug Angst vor Reisenden, dass sie nichts weiter sagte. Sie drehte sich einfach nur um und überließ Seraph ihrer Arbeit.
    Tier kehrte erst zurück, als die Familie sich zum Mittagessen niederließ. Er drückte Alinath einen Kuss auf den Hinterkopf und setzte sich ihr gegenüber neben Seraph.
    »Wo warst du den ganzen Morgen?«, fragte Alinath.
    »Reiten«, sagte er in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er keine weiteren Fragen hören wollte. »Bitte reich mir die Möhren, Seraph.«
     
    Der Rhythmus der Bäckerei kam zurück zu Tier, als hätte er den größten Teil des vergangenen Jahrzehnts nicht mit einem Schwert, sondern mit einem Holzlöffel in der Hand verbracht. Er erwachte schon vor Morgengrauen, um sich um die Öfen zu kümmern, und nach ein paar Tagen brauchte er Alinath nicht mehr nach den angemessenen Zutaten zum Backen zu fragen.

    Er sah die Tage vor sich, die sich endlos vor ihm erstreckten, jeder genau wie der andere. Die Jahre als Soldat hatten nicht geholfen, ihn mit der Aussicht zu versöhnen, den Rest seines Lebens als Bäcker zu verbringen.
    Selbst etwas so Exotisches wie seine zugelaufene Reisende konnte das Lebensmuster in der Bäckerei seines Vaters nicht ändern. Seraph tat, was man ihr sagte, und sprach selten, nicht einmal mit ihm. Nur seine frühmorgendlichen Ritte brachen die Gewohnheiten seiner Kindheit, aber selbst sie kamen ihm bald immer ähnlicher vor.
    Er sollte das Pferd verkaufen, hatte seine Mutter ihm gestern beim Abendessen gesagt, um das Geld als Brautpreis zu verwenden. Es gab einige reizende junge Frauen im Dorf, die den Bäcker nur zu gern heiraten würden.
    An diesem Morgen war er früher aufgestanden als sonst und hatte versucht, seine Ruhelosigkeit unter Arbeit zu begraben, aber auch das hatte nichts geholfen. Also war er gegangen, sobald Bandor hereingekommen war, um das Backen zu überwachen, und hatte Scheck herausgeholt. Sie waren über die Brücke und in die Berge galoppiert, bis sie ein kleines Tal erreichten, das er als Junge entdeckt hatte. Er hatte das Tal erforscht, bis der Schweiß auf Schecks Rücken getrocknet war und seine eigene Verzweiflung sich unter dem Einfluss des Geruchs nach grünem Gras und Bergen gelockert hatte.
    Ein Teil von ihm wäre gern schon an diesem Nachmittag aufgebrochen, um Seraph zu ihren Leuten zu bringen. Aber andererseits wollte er es auch aufschieben, so lange es ging. Wenn das erst vorbei war, würden ihm überhaupt keine Fluchtmöglichkeiten mehr winken. Er war keine fünfzehn mehr; er war ein Mann, ein Mann mit Verantwortung.
     
    »Du bist heute sehr still«, sagte Seraph, als sie nach dem Mittagessen nebeneinander arbeiteten. »Ich dachte eigentlich,
Schweigen sei etwas, das Rederni um jeden Preis vermeiden. Du erzählst doch immer Geschichten oder singst. Selbst Bandor summt, wenn er arbeitet.«
    Er grinste sie an und knetete weiter den Teig. »Ich hätte dich warnen sollen«, sagte er, »dass jeder Mann in Redern sich für einen Barden hält, und die meisten Frauen ebenfalls.«
    »Ihr seid einfach nur verliebt in den Klang eurer eigenen Stimmen, alle miteinander«, entgegnete Seraph ohne Boshaftigkeit und goss heißes Wasser in den Zuber, in dem eine Sammlung von Mischschüsseln darauf wartete, gespült zu werden. »Mein Vater sagte immer, dass zu viele Worte den Wert dessen, was ein Mann sagt, verringern.«
    Tier lachte erneut - aber nun war Alinath mit einem Arm voller leerer Holzbretter hereingekommen. Sie hatte Seraphs Bemerkung gerade noch gehört.
    »Vater sagte auch, eine stille Person habe etwas zu verbergen«, meinte sie und setzte den Stapel Tabletts ab. »Mädchen, hol dir einen Besen und fege den Laden. Und sieh zu, dass du auch die Ecken erwischst, damit wir keine Mäuse anlocken.«
    Tier sah, dass Seraph erstarrte, aber dann nahm sie sich Besen und Schippe.
    »Alinath, sie ist ein Gast in unserem Haus«, schalt er, als die Tür sich hinter Seraph geschlossen hatte. »Du sprichst in diesem Ton auch nicht mit dem Jungen, der für uns arbeitet. Sie hat nichts getan, um solche Missachtung zu verdienen. Lass sie in Ruhe.«
    »Sie ist

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