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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Unterkunft, und der größte Teil des Schlammes war abgewischt. Er holte andere Kleidung aus den Satteltaschen und zog sie an. Die Sachen waren nicht sauber, aber im Augenblick war es ihm wichtiger, trocken zu sein.
    Seraph hatte sich abgewandt, als er sich umzog. Tier wusste, sie würde nicht schlafen können, weil sie so fror, sich aber auch ganz bestimmt nicht an einen Fremden schmiegen - besonders nicht unter den derzeitigen Umständen -, also sagte er nichts dazu. Er legte einfach den Arm um sie, ignorierte ihren bestürzten leisen Aufschrei und streckte sich zum Schlafen aus.
    Sie versuchte, sich von ihm zu lösen, aber es gab nicht viel Platz. Dann schwieg sie sehr lange, und Tier döste schließlich ein. Irgendwann später weckte ihn ihr leises Weinen, und er zog sie dichter an sich und tätschelte ihr den Rücken, als wäre sie seine kleine Schwester, die mit einem aufgeschürften Knie zu ihm gekommen war und nicht mit dem Verlust ihrer Familie.
    Als er erwachte, sah er zwei seltsam helle Augen, die ihn anstarrten und in dem Sonnenlicht, das durch die morgendlichen Wolken fiel, noch heller wirkten.
    »Ich hätte das hier nehmen können«, sagte Seraph.
    Er sah die Klinge, die sie in ihren schmutzigen Händen hielt - sein bestes Messer. Sie hatte offenbar seine Satteltaschen durchsucht.
    »Ja«, stimmte er zu und nahm es ihr aus der Hand. Sie leistete keinen Widerstand. »Aber ich habe Euer Gesicht gesehen,
als Ihr letzte Nacht unseren toten Freund vor Euch hattet. Ich war ziemlich sicher, dass Ihr es nicht so schnell mit einer weiteren Leiche zu tun haben wolltet.«
    »Ich habe schon viele Tote gesehen«, sagte sie, und er erkannte an ihren Augen, dass sie nicht log.
    »Aber keinen, den Ihr selbst umgebracht habt«, vermutete er.
    »Wenn ich nicht geschlafen hätte, als sie meinen Bruder umbrachten, hätte ich sie alle getötet, Barde.«
    »Das mag sein.« Tier streckte sich und kroch unter dem Baum hervor. »Aber dann hättet Ihr mich ebenfalls umgebracht. Und wie ich schon letzte Nacht sagte, ich bin kein Barde.«
    »Nur ein Bäckerssohn«, sagte sie. »Aus Redern.«
    »Wohin ich zurückkehre«, fügte er hinzu.
    »Ihr seid kein Solsenti «, widersprach sie selbstzufrieden. »Es gibt keine Solsenti -Barden.«
    »Solsenti?« So langsam bekam er das Gefühl, dass sie zwei vollkommen unterschiedliche Sprachen sprachen, die nur einige wenige Wörter gemeinsam hatten.
    Ihre Selbstsicherheit ließ ein wenig nach, als hätte sie von ihm eine andere Reaktion erwartet. » Solsenti ist unser Wort für Leute, die keine Reisenden sind.«
    »Dann bin ich leider ganz bestimmt Solsenti .« Er wischte sich die Kleidung ab, aber nichts konnte die Flecken zum Verschwinden bringen, die vom Reisen kamen. Zumindest waren seine Sachen nicht nass. »Ich kann die Laute spielen und auch die Harfe ein wenig, aber ich bin kein Barde - obwohl ich glaube, dass das für Euch ohnehin etwas ganz anderes bedeutet als für mich.«
    Sie starrte ihn an. »Aber ich habe Euch gesehen«, sagte sie. »Ich spürte Eure Magie letzte Nacht im Gasthaus.«
    Er starrte sie verblüfft an. »Ich bin auch kein Magier.«

    »Nein«, stimmte sie zu. »Aber Ihr habt den Wirt in Euren Bann gezogen, damit er diesem Mann nicht erlaubte, meine Schuld aufzukaufen.«
    »Ich bin Soldat, Jungfer«, sagte er. »Und ich war Offizier. Jeder gute Offizier lernt, wie er mit Menschen umgehen muss - oder er bleibt nicht lange in diesem Beruf. Der Wirt machte sich am Ende mehr Sorgen um sein Gasthaus als darum, noch ein oder zwei Silberstücke mehr machen zu können. Das hatte nichts mit Magie zu tun.«
    »Das wisst Ihr nicht«, sagte sie schließlich und nicht unbedingt, wie er dachte, zu ihm. »Wie ist es möglich, dass Ihr nicht wisst, dass Ihr ein Barde seid?«
    »Wie meint Ihr das?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich bin Rabe - Ihr würdet mich als Magierin bezeichnen, ganz ähnlich wie ein Solsenti -Zauberer. Aber die Reisenden haben auch andere Möglichkeiten, Magie anzuwenden, Dinge, die Eure Solsenti -Zauberer nicht tun können. Ein paar von uns haben unterschiedliche Begabungen, entsprechend den Weisungen, die uns gegeben werden. Eine dieser Weisungen ist die der Barden - wie Ihr einer seid. Ein Barde ist, wie Ihr sagtet, in erster Linie Musiker. Eure Stimme ist wahr und klar. Ihr habt ein erstaunliches Gedächtnis, besonders für Worte. Niemand kann Euch anlügen, ohne dass Ihr es merkt.«
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen - er wusste nicht genau, was es

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